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Nachdem es einmal mit Weinen, Baden, Schlafen angefangen hat, braucht Käthe acht Tage, um wieder in Ordnung zu kommen. Brenkenott läßt ihr Zeit. Das Notwendigste kauft er allein und zeigt eine Neigung zu extravaganter Unauffälligkeit in der Kleidung. Er kennt ihre Maße, ohne zu fragen. Kein Stück, das nicht sitzt. Nachher begleitet Käthe ihn. Er ist aufmerksam, sachlich, etwas zu kühl. Sieht er nicht, wie sie immer schöner wird, wie sie mit jedem neuen Kleid aufblüht, wie sie sich den Kopf zerbricht, warum sie sich bei ihm so wohlfühlt. Einmal streichelt sie sein Windhundsgesicht und den kleinen Schnurrbart. Langsam muß sie ihn zu sich hinunterziehen, und die Angst bleibt, daß er immer nur lächeln wird. Hat er keine Gefühle? Wo steckt sein Ernst? Was ist sein Beruf? Eines Abends unten im Speisesaal verrät er es: „Ich bin ein Hoteldieb,“ sagt er, „ein Einbrecher im Straßenanzug.“

Er sieht sie gespannt an. Sie trinkt ihm zu. Sie muß rasend schnell denken. Dieb — Dieb — Dieb, denkt sie. Es tut einen Augenblick weh. In einer Ecke hatte sie also doch gehofft, es könnte ihr Schicksal sein, ruhig unter den Reichen zu wohnen. „Gut,“ sagte sie dann, „gut.“

Noch in der gleichen Nacht steigt sie in das Nachbarzimmer. Brenkenott hat ihr einen Strick um die Hüfte gebunden. Wie auf der Palme klettert es sich an der Mauer. Warm, kalt, warm. Lautlos steht sie im fremden Zimmer. Ein alter Mann schnarcht. Die kleine zierliche Hand tastet. Die Brieftasche liegt dickbauchig auf dem Nachttisch. Der Strick strafft sich. Sie ist wieder bei Brenkenott. Es hat sich gelohnt. Sie öffnet die Brieftasche. Das Bild einer fetten, alten Dame fällt heraus. Schein steckt bei Schein. Mit einem Ruck zieht sie einen heraus, hält ihn zum Fenster hinaus. Der Wind reißt ihn weg. Das Leben scheint ihr rund und, einerlei, was noch kommen wird, schön, zu leben.

Schicksale gebündelt

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