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In Port Said endlich gelingt ihr die Flucht. Sie hat ihr blaues Reisekostüm an, ein weißes Hütchen unter dem Arm und ein Damentäschchen mit Kamm, Zahnbürste und wenigen Gulden. Hinter einer alten Dame betritt sie den Dampfer „Menno“, der mit Kaffee, Bananen und wenigen Passagieren nach Hamburg abgeht. Es gelingt ihr, unten im Verladeraum, sich hinter Kaffeesäcken ein Lager zurechtzumachen. Das Knirschen der Bohnen, der grünfeuchte Geruch erinnern sie an Frans van Stejn. Sie nährt sich von unreifen Bananen. Ein bis zwei täglich genügen ihr. Vierzehn Tage vor Hamburg, auf der Höhe von Neapel, wird sie von dem Obermaat Karl Drübbecke entdeckt, der mal im stillen hinter Kaffeesäcken ausschlafen will.

Drübbecke kämpft einen schweren Kampf. Er möchte die Hilflosigkeit nicht ausnützen, wenn nur die Person nicht so schön wäre. Käthe weiß, daß sie nichts anderes zur Bezahlung hat als sich selbst, und ist bereit, diesen Preis immer wieder zu zahlen.

Drübbecke besorgt ihr eine Hängematte, eine Decke, ein Kerzenstümpfchen, ein Buch „Aus den dunklen Häusern Belgiens“. Er bringt ihr jeden Tag Essen. Er sitzt jede Nacht eine Stunde bei ihr und sieht zu, wie sie schläft. Woher sie kommt, wohin sie geht, fragt er nicht. Er bietet ihr die Heirat an. Ihretwegen will er gern wieder zurück nach Mecklenburg und Knecht werden. Er versteht, daß sie ablehnt.

Als die „Menno“ in die Elbe einfährt, als sie nach soviel Wochen des Schaukelns sanft und seidig dahinstreicht, schenkt Käthe Besser dem Obermaat Karl Drübbecke dankbar und leicht das, was sie ihm von vornherein schuldig zu sein glaubte.

Fast bis Hamburg hält Drübbecke eine leise weinende Frau in den Armen. Er ist verwirrt. War er dennoch gemein? Er kann nicht wissen, daß Käthe durch Drübbeckes Sanftheit wieder Mut hat, ihr Schicksal zu tragen.

Schicksale gebündelt

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