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Münster, März 1533

»Habt Ihr gehört, wie die Wahlen ausgegangen sind?«

Von Waldow, der auf einem abgesägten Baum saß, blickte auf, als Markus völlig außer Atem zu ihm lief.

»Ich nehme an, noch mehr schlechte Nachrichten?«

»Das kann man so sagen.«

Der Auftrag, der sie nach Münster geführt hatte, entwickelte sich mehr und mehr zu einem Albtraum. Seit mehreren Monaten lagerten sie vor der Stadt, beobachteten, und versuchten alles, damit es ruhig blieb, nachdem zu Weihnachten alles eskaliert war. Die bischöflichen Berater, die man entführt hatte, waren dank der Vermittlung durch Philipp von Hessen wieder unversehrt freigekommen, nachdem der Landgraf einen Kompromiss hatte erzielen können. Dieser besagte, dass in allen Klöstern und Kirchen der katholische Ritus weiterhin vollzogen wurde, man aber die evangelischen Prediger in der Stadt duldete und es schien, als ob man einen dauerhaften Frieden ausgehandelt hatte.

»Dann lass mich an den schlechten Nachrichten teilhaben«, brummte von Waldow.

»Der gesamte Stadtrat ist evangelisch.«

Der Hauptmann stöhnte auf. Waren im vergangenen Jahr einige Stadträte bereits zurückgetreten, war jetzt das geschehen, wovor sich Bischof von Waldeck am meisten gefürchtet hatte.

»Sag das nochmal«, forderte von Waldow Markus auf. »Ich hoffe, es ist nur ein schlechter Scherz.«

»Leider nein, Hauptmann. Das gesamte Gremium ist evangelisch.«

»Das wird unserem Freund, dem Bischof, noch weniger schmecken als mir«, sagte von Waldow leise. »Und das bedeutet, dass wir wohl noch einige Zeit hier verbringen werden.«

Er erhob sich und winkte Markus, ihm zu folgen. Er rief von Gaisberg, Astheimer und Bachmüller zu sich in sein Zelt. Als alle eingetroffen waren, blickte er sie nacheinander an.

»Wie ihr wohl gehört habt, wurden in Münster die Stadträte neu gewählt. Das Ergebnis ist, nun, nicht wirklich gut.«

Er nickte Markus zu, der das Ergebnis wiederholte. Die Männer schüttelten ungläubig die Köpfe.

»Was machen wir jetzt?«, fragte von Gaisberg.

»Das, was wir die ganze Zeit schon machen. Wir beobachten, wir sorgen für Ruhe und Sicherheit. Aber wir müssen einiges ändern. Ich will, dass niemand mehr alleine in die Stadt geht. Patrouillen sind immer zu dritt zu gehen. Volle Bewaffnung! Jeder achtet auf seine Kameraden. Bordell- und Wirtschaftsbesuche sind vorläufig gestrichen. Die Messen werden von allen besucht, ebenfalls bewaffnet.« Astheimer wollte etwas sagen, aber von Waldow schnitt ihm das Wort ab. »Ich weiß, Waffen in der Kirche. Aber das ist eine Ausnahmesituation und ich hoffe, dass wir das nur für eine kurze Zeit machen müssen. Ich will nicht unvorbereitet sein, falls dieser Rothmann die Massen aufwiegelt.«

Er entließ die Männer und sah Markus an.

»Markus, du bist jetzt schon viele Jahre bei uns. Auch, wenn du eine Weile, nun ja, dich nicht mehr zu uns zugehörig gefühlt hast, so bist du doch wieder der, den ich in dir immer gesehen habe. Darum werde ich morgen früh verkünden, dass du ab sofort mein Vertreter bist.«

Markus fiel die Kinnlade nach unten.

»Hauptmann … wieso … ich meine, sollte nicht eher von Gaisberg …?«

»Es war seine Idee. Er meinte, er wäre zu alt für den Posten. Du bist jung, du bist gescheit. Und«, er sah ihn lange an, »du hast es dir verdient.«

In der Tat hatte Markus in den letzten Monaten mehr als eifrig seinen Dienst versehen. Er hatte die Wachpläne ausgearbeitet, die Männer eingeteilt und dafür gesorgt, dass immer genug Proviant vorhanden war. Außerdem war er ruhig, besonnen und gerecht, und die Soldaten mochten ihn und vertrauten seiner Führung.

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

»Sag nichts. Ich möchte, dass du die Patrouillen zusammenstellst und für Disziplin sorgst. Ich weiß, dass die Männer murren werden, weil sie nicht mehr ins Wirtshaus und ins Bordell dürfen. Vielleicht fällt dir eine Lösung ein?«

Von Waldow grinste. Er wusste, dass Markus sehr gute Kontakte in der Stadt hatte. Nicht nur in den Wirtshäusern war er gern gesehen, auch bei den Huren war er ein willkommener Gast. Es hatte bisher nie größeren Ärger wegen der Soldaten gegeben, dafür waren ihm alle dankbar.

»Ich werde sehen, was ich organisieren kann«, lächelte Markus zurück.

Dann verließ er das Zelt, um die neuen Pläne auszuarbeiten und den Männern die schlechten Neuigkeiten mitzuteilen. Welch ein gelungener Auftakt seiner neuen Position!

Gewalt des Glaubens: Kampf um die Freiheit

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