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Kommunikation als Glücksache Aus der Welt der Autokorrekturen

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Nachdem ich einer französischen Kollegin mit dem Vornamen Lysange eine Elektropost geschickt hatte, bekam ich digitale Antwort. Es sei ja alles sehr schön, was ich schreibe, aber warum ich sie denn Lasagne nenne?

Lasagne? Niemals, nicht einmal im Scherz, hätte oder hatte ich Lysange Lasagne genannt, da war ich mir sicher. Ich sah noch einmal in meine Mail an sie, und tatsächlich: Lasagne, so stand es da. Sogleich schrieb ich zurück, bat um Entschuldigung und las meine neue Nachricht an sie, bevor ich sie auf den Weg brachte, vorsichtshalber noch einmal durch. Und wieder lautete meine Anrede: Liebe Lasagne..., aber diesmal konnte ich das noch korrigieren, eigenständig und per Hand.

Wenn ich dem automatischen Korrekturprogramm, das Lysange nicht von Lasagne unterscheiden kann, nicht in den Arm falle, wird Kommunikation zur reinen Glücksache. Ob er schon von dem Cava – dem spanischen Cham­pagner, der aus weinanbaugebietsjuristischen Gründen aber nicht Champagner genannt werden darf –, den ich ihm zum Geburtstag geschickt hatte, probiert habe, wollte ich von einem Freund wissen. Mein digitaler Brief an ihn erkundigte sich allerdings zunächst nach Lava, die klatschkalt sicher besonders köstlich ist, und dann nach Java, der Insel beziehungsweise dem gleichnamigen Kaffee.

Nach einem gemeinsamen Auftritt mit dem formidablen Jazzpianisten Uli Gumpert wollte ich mich bei ihm für den schönen Abend bedanken; ohne mein umsichtiges nochmaliges Durchlesen hätte sich Uli Gumpert der Anrede »Uli Gummiert« ausgesetzt gesehen, sie wahrscheinlich recht despektierlich gefunden und mich für nun vollendet wahnsinnig gehalten.

Micha wird zu Mich verfälscht, aus Rayk wird zuverlässig ein Rank, aus dem Vornamen Rahel macht die automatische Korrektur eine Rahe, an die man Freibeuter zu hängen pflegte, aus der ligurischen Stadt Imperia, als wäre sie ein Protzhotel oder ein Ismus, Imperial, und aus dem immer eindeutigen stets ein verwirrendes stehst.

Während die permanente Benutzung des Taschenrechners dazu führt, dass die Fähigkeiten, im Kopf zu addieren, subtrahieren, dividieren und multiplizieren, entweder gar nicht erst entwickelt werden oder aber verkümmern, hat die Verwendung eines automatischen Korrekturprogramms immerhin eine unterhaltsame und eine sportliche Seite.

Man erlebt viele Überraschungen und bekommt Wörter und Begriffe geschenkt, die man sich selbst nicht hätte ausdenken können oder wollen: Tante Taten – gemeint war der französische Apfelkuchen namens Tarte Tatin – und Lavoir viere, das aus dem guten alten savoir vivre generiert wurde. Lavoir viere? Ja, so steht es geschrieben: Alle viere sollst du gründlich waschen / Goethen, Brecht und Hacks und Thomasbraschen.

Die Zumutungen und Übergriffigkeiten der elektronischen Welt sind eine Herausforderung, immer wieder zu reflektieren und durchzusetzen, was zu sagen man sich entschließen will, statt zum Sklaven eines digital vorgegebenen absurden Regelwerks zu werden. Autokorrektur ist ein anderes Wort für elektronischen Autismus, gegen den es aber ein Mittel gibt: die menschliche Autonomie. Solange Menschen analog hergestellt werden, soll mir nicht bange sein.

Der Ohrfeige nach

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