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Das Verschwiden des »n«

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Es war das klassische gefundene Fressen für die rotstiftaktive Sorte Mensch in Deutschland. Aus der Staatskanzlei der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Dreyer ging im Herbst 2013 ein Brief an Bundeskanzlerin Merkel, der reichlich Fehler in Orthographie, Grammatik und Interpunktion aufwies. Dass die Öffentlichkeit davon erfuhr, muss mit einer sehr großzügigen Interpretation des Briefgeheimnisses zu tun haben. Irgendjemand beim Absender in Mainz oder beim Empfänger in Berlin spielte der Springerpresse eine Kopie vulgo Ablichtung des Schriftstücks zu. Es gibt Entlassungsgesuche, die man nicht ignorieren soll.

Unter dem Briefkopf der »Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz« findet sich Frau Dreyers Bitte an Frau Merkel, »zeitnah ein Spitzengespräch mit Vertretern der Länder und den Datenschutzbeauftragten von Bund und Länder zu führen«. Hier fehlt eindeutig ein »n«, und dieser Buchstabe scheint bei der Autorin oder dem Autor des Briefs, den die Ministerpräsidentin später unterschrieb, überhaupt in sehr schlechtem Ansehen zu stehen. Auch in der Formulierung »die amerikanische und britische Geheimdienste« fehlt das »n«, und das sogar gleich zweimal.

Singular und Plural sind ebenfalls eher eine Angelegenheit von Glück oder Willkür. Wo »Informationen verunsichert«, da versickern der Kopf, und für ihre Kommasetzung haben sich die Deutschen schon lange eine dem Salz- und dem Pfefferstreuer nicht unähnliche Interpunktionsbüchse angeschafft, aus der sie die Kommata munter aufs Papier und in ihre Rechner streuen.

Dieses Gerät wird auch in Mainz zur Anwendung gebracht; in dem Satzbeginn »Wir, als diejenigen die in diesem Land Verantwortung tragen ...« das Komma nach »wir« zu setzen statt nach »diejenigen«, gibt dem »Wir« geradezu dröhnende Bedeutung. Ob die rheinland-pfälzische Sozialdemokratie noch ganz fest an die parteieigene Propaganda »Das Wir entscheidet« glaubt oder, in ihrer Sprache, glauben?

Die Lieblingsbeschäftigung der Verfasserin oder des Verfassers aber bleibt das Verschwindenlassen des Buchstaben »n«: Die »Grundrechte unserer Bürger und Bürgerinne« werden angemahnt; das Recht auf ein »n« zählt anscheinend aber nicht dazu, nicht in Mainz jedenfalls, das ab sofort »Maiz« heißen sollte. Das wäre ur kosequet.

Auf achfrage bei der rheilad-pfälzische Staatskazlei hieß es später, Regierugssprecheri Moika Fuhr fide de Brief »iakzeptabel«. Durch ei »Büroversehe« sei die ukorrigierte Fassug des Briefes verschickt worde. »Es tut us leid, dass diese fehlerhafte Fassug des Briefes a die Budeskazleri gesedet wurde«, erklärte Fuhr. »Der Büroleiter useres Hauses hat sich dafür im Büro der Budeskazleri etschuldigt.

Die Regierugssprecheri bat um achsicht: »atürlich ist ei fehlerhafter Brief – wie er aus der Staatskazlei a die Budeskazleri verschickt wurde – icht akzeptabel.« Aber »wo Mesche arbeite, passiere leider auch Fehler.«

Ud aus Fehler – aders ka ma sie icht ee – lere wir.

Der Ohrfeige nach

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