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|18|Der Buckel

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Alle Schwaben haben einen Buckel. Das liegt nicht an der Inzucht, sondern daran, dass der Begriff Buckel im Schwäbischen weiter gefasst ist als im Schriftdeutschen.

„Angeborene oder erworbene krankhafte Verkrümmung der Wirbelsäule nach hinten“, so definiert das Konversationslexikon den Buckel. Das heißt, im Schriftdeutschen steht dieser Begriff für eine anatomische Anomalie. Im Schwäbischen aber ist der Buckel normal. Außer jener krankhaften Verkrümmung bezeichnet das Wort auch eine situative Krümmung. Das zeigt die Mahnung „Mach koin so an Buckel!“, die das hochsprachliche „Halte dich gerade!“ auf den Punkt bringt, das zu den Standardsprüchen der Mütter und der Rückenschulen gehört.

Doch selbst wenn der Schwabe gerade sitzt, hat er einen Buckel. Denn der ist ihm zum Synonym für Rücken geworden, egal ob der gebogen ist oder nicht. Zudem ist der schwäbische Buckel nicht nur ein anatomisches, sondern auch ein topographisches Phänomen. Denn hierzulande heißt auch der Hügel Buckel, und außer Menschen sind auch Landschaften buckelig.

Wie konnte der Buckel im Schwäbischen zum Rücken werden? Eine stammesspezifische Aufweichung des Rückgrates konnte bislang nicht festgestellt werden. Vielmehr kennt die Geschichte zahllose aufrechte Schwaben, die, anstatt sich ihren Obrigkeiten zu beugen, diese eingeladen haben, ihnen den Buckel naufzusteigen oder naazurutschen – oder gar, sie am Buckel dort zu küssen, wo d’ Haut a Loch hat.

Liefert die Wortgeschichte den Schlüssel zum Verständnis? Im Falle des Buckels ist sie umstritten. Kluges Etymologisches Wörterbuch leitet ihn vom altfranzösischen boucle (Schildbuckel) ab, das |19|von mittellateinisch buccula stammen soll, der Verkleinerungsform von bucca, der aufgeblasenen Backe. Das Mittelhochdeutsche Wörterbuch von Benecke/Müller/Zarncke hingegen überlegt umgekehrt, ob nicht boucle von Buckel kommt. Das käme dem Wörterbuch der Brüder Grimm entgegen, das Buckel und bücken von biegen herleitet.

Diese Herleitung hat etwas für sich. Denn wenn der Buckel nur einfach eine beliebige Erhebung wäre, könnte der Mensch, vor allem der weibliche, auch vorne Buckel haben. Aber das Wort Buckel definiert ausschließlich die Rückseite, die zum Buckel wird, wenn man sich bückt. Das ist zum Beispiel bei vielen körperlichen Arbeiten der Fall. Und da nach schwäbischem Selbstverständnis die Arbeitshaltung der Normalzustand zu sein hat, folgt daraus geradezu zwangsläufig, dass im Schwäbischen das Wort Buckel die Stelle des Wortes Rücken einnehmen musste.

Allerdings schaffen die Schwaben sich nicht nur bucklig, sie können sich auch bucklig lachen, wo andere sich vor Lachen krümmen. Aber dass dadurch jemand eine bleibende Verkrümmung der Wirbelsäule erworben hätte, ist bis dato nicht bekannt. So lustig sind die Schwaben dann auch wieder nicht.

Dem Schwaben sein Dativ

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