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|34|Als zu!

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Schwaben sagen mitunter wie, wo Nichtschwaben ein als für angebracht halten. Dann aber verblüffen sie die andern als mit einem scheinbar völlig unmotivierten als.

Wenn der Patient auf ärztliches Befragen angibt: „I trink halt als a Viertele“, dann wird der Arzt den Wahrheitsgehalt des fast tonlos vorgebrachten Wörtchens als mit einem Blick auf die Leberwerte prüfen. Seine Antwort könnte dann lauten: „I glaub als, Sie trinket als vier.“

In diesem Dialog taucht das Wörtchen als auffallend oft auf, und zwar, wie weiter auffällt, an Stellen, wo es im Schriftdeutschen nicht vorkommt. Das zeigt die freie Übersetzung jenes Wortwechsels: „Ich trinke bisweilen ein Glas Wein.“ Arzt: „In mir festigt sich eher der Verdacht, Sie trinken täglich vier.“

Die Übersetzung zeigt zudem, dass jenes als jedes Mal einen anderen Sinn annimmt. Zunächst will der Patient mit einem unbetonten als betonen, dass er „gelegentlich“ ein Glas Wein trinke. Der Sinn dieser Aussage wird ins Gegenteil verkehrt durch das betonte als des Arztes, der damit den ständigen Konsum eines ganzen Liters Trollinger diagnostiziert. Das ebenfalls betonte mittlere als in der Wendung „i glaub als“ liegt auch bedeutungsmäßig dazwischen im Sinne eines „in wachsendem Maße“.

Wir haben es hier also mit dem Phänomen zu tun, dass bei der Betonung des Wörtchens als der höhere Ton eine höhere Frequenz nicht nur im akustischen, sondern auch im semantischen Sinne ausdrückt: Mit der Stärke der Betonung wandelt das als seine Bedeutung von „gelegentlich“ zu „immer“. Und deswegen ist das als in der eingangs zitierten Patientenangabe nur sehr schwach, während der Arzt die Häufigkeitsangabe als ebenso stark akzentuiert wie die anschließende Mengenangabe „vier“.

|35|Damit ist also bereits gesagt, dass dieses schwäbische als eine Frequenzmitteilung ist. Sie hat offenbar nichts zu tun mit der im schriftdeutschen häufigen Konjunktion als, die dem Vergleich dient – größer als – oder einer Zeitangabe: als es dunkel wurde. Im Schwäbischen wird sie meist durch wie ersetzt: „größer wie“ oder „wie’s dunkel wore isch“.

Im Gegensatz zu diesem als wird das schwäbische Häufigkeits-als je nach Gegend auch äls gesprochen. Es scheint sich also um zwei verschiedene Wörter zu handeln. Der Umstand, dass jene Schwaben, die äls bevorzugen, auch älles statt alles und älleweil statt alleweil sagen, lässt vermuten, dass jenes als/äls nichts anderes ist als ein verkürztes alles/älles. Das Schwäbische Wörterbuch bestätigt dies. Und darum schreibt es jenes als völlig zurecht mit -ll-: alls/älls – was in diesem Kapitel aber unterblieben ist, weil sonst die Anfangspointe hätte entfallen müssen.

Und nun zum Schluss noch ein kleiner Verständnistest: Nach dem Arztbesuch geht der Patient zum Frühschoppen, wo seine Freunde auf ihn warten. Sie schenken ihm ein, und er sagt „Als zu!“ Ist dieses als betont oder nicht?

1 Im Kapitel „1 Muggaseggl = 0,22 Millimeter“ der Serie „Schwäbisch auf Anfrage“ in der Südwest Presse vom 31. Mai 2008 wurde erstmals die genaue Länge des Muckenseckels veröffentlicht, die der Entomologe Dr. Hans-Peter Tschorsnig vom Stuttgarter Naturkundemuseum ermittelt hat.

Dem Schwaben sein Dativ

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