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|24|Die Mucken der Schwaben

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Die Schwaben haben zweifellos ihre Mucken, aber Mücken kennen sie nicht. An deren Stelle saugen einem hierzulande die Schnaken das Blut aus den Adern.

Die schriftsprachliche Mücke heißt auf Schwäbisch Schnake, und die schwäbische Muck(e) entspricht in der Schriftsprache der Fliege – wobei es die Fliege auch in Teilen des Schwabenlandes gibt, wo sie Fliag, Flaig oder Fluig gesprochen wird.

Sprachgeschichtlich besteht kein Unterschied zwischen Mücke und Muck. Wie in den Fällen von Brücke/Bruck, bücken/bucken, rücken/rucken etc. haben die Schwaben sich geweigert, den Schritt vom älteren u zum neueren ü mitzumachen – was man als eine ihrer sprachlichen Mucken betrachten mag. Im Althochdeutschen hieß jenes Insekt noch mugga, und erst im Mittelhochdeutschen trat die mügge neben die mugge.

Die zwei Tüpfelchen auf dem u – der Schwabe bezeichnet so etwas als Muckenschiss – sind aber nicht der einzige Unterschied zwischen Mücke und Muck(e). So wird man in schwäbischen Wörterbüchern vergeblich nach dem Wort Muckenstich suchen, weil es das nicht gibt. Denn eine Muck, mag sie noch so lästig und noch so muckenfrech sein, sticht nicht. Das tun allenfalls irgendwelche wesentlich kleineren und schwer zu identifizierenden Mückle. Der Mückenstich hingegen heißt im Schwäbischen Schnakenstich. Folgerichtig müssten die Schwaben ihre Elefanten aus Schnaken produzieren, da ja die Nichtschwaben gerne aus Mücken Elefanten machen. Doch bei genauerer Betrachtung kann es sich bei dieser schriftdeutschen Mücke nicht um einen Blutsauger handeln, sondern es muss eine gemeine Stubenfliege gemeint sein: Denn jene Redensart ist bereits im Altgriechischen nachzuweisen, wo das Insekt myia heißt – also Fliege.

|25|Des Rätsels Lösung ist einfach: Noch im Mittelhochdeutschen bedeutete mugge oder mügge sowohl Fliege als auch Mücke. Das Wort Schnake hingegen, das auch schon im Mittelhochdeutschen als snake bekannt ist, bezeichnete ausschließlich die Stechmücke.

Die Schnake hat sich offenbar in den oberdeutschen Sprachraum zurückgezogen und hier dafür gesorgt, dass als Muck nur noch die Fliege bezeichnet wird, während im übrigen Deutschland der Begriff Mücke auf die Schnake reduziert ist. Dabei haben die Schwaben deutlich profitiert, denn mit der Muck im Sinne von Fliege lassen sich wunderbare Komposita bilden. Eines davon, der Muckenschiss, wurde bereits vorgestellt.

Während jeder weiß, wie ein Muckenschiss aussieht, dürfte noch selten jemand einen Muckenseckel gesehen haben. Dennoch bildet er eine beliebte schwäbische Maßeinheit, die – vor allem in der Verkleinerungsform Muggaseggele – für eine winzige Größenordnung steht.1

Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass Muckefuck sich weder aus dem Schwäbischen noch dem Englischen herleitet, sondern einen Kaffee-Ersatz bezeichnet.

Dem Schwaben sein Dativ

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