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Schema des Fischkörpers und Anordnung sowie Bezeichnung der Flossen

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Die Flossen

Die Flossen dienen den Fischen zur Fortbewegung, Steuerung und Stabilisierung. Deren Form, ihre Anordnung sowie die Stellung zueinander dienen aber auch als Unterscheidungsmerkmale. Sie können paarweise nebeneinander stehen, also paarig angeordnet sein, so wie Brust- und Bauchflossen, oder einzeln stehen wie Rücken-, After- und Schwanzflosse, also unpaarig sein. Die Rückenflosse mancher Arten besteht aus zwei zusammenhängenden oder getrennten Abschnitten, wie z. B. bei den Barschartigen oder der Aalrutte. Eine Besonderheit stellt die Fettflosse dar, sie wird nicht von Flossenstrahlen gestützt. Charakteristisch ist sie für die Vertreter der Salmoniformes, man findet sie aber auch beim Zwergwels.

Die im Buch verwendeten Bezeichnungen für Flossen

RF = Rückenflosse RF1 bzw. RF 2, einteilig, zweiteilig, getrennt oder zusammenhängend
RF1 = erste Rückenflosse
RF2 = zweite Rückenflosse
AF = Afterflosse
BAF = Bauchflossen
BRF = Brustflossen
SF = Schwanzflosse
FF = Fettflosse

Die Fettflosse wird nicht von Flossenstrahlen gestützt.

Die wissenschaftliche (lateinische) Bezeichnung und deren Abkürzung

Rückenflosse ................Dorsale .................D bzw. D1 und D2

Afterflosse ....................Anale .....................A

Bauchflosse .................Ventrale .................V

Brustflosse ...................Pectorale ...............P

Schwanzflosse ............Caudale ..................C

Fettflosse .....................Adipose ..................Ad




Am Hinterrand gesägte Hartstrahlen findet man an Rücken- und Afterflosse bei Karpfen, Barbe, Giebel und Karausche.

Die Flossenstrahlen

Die Flossenstrahlen dienen als Stütze für die Flossenhäute. Sie sind mit dem Flossenskelett verbunden und ermöglichen die gezielte Bewegung der Flossen. Flossenstrahlen werden hinsichtlich ihrer Form als Hartstrahlen, gesägte Hartstrahlen, Stachelstrahlen, einfache Weichstrahlen oder gefiederte Weichstrahlen bezeichnet. Ihre Anzahl in den einzelnen Flossen sowie ihre Form und Anordnung eignen sich für die Artunterscheidung. In der Fachliteratur wird meist eine sogenannte Flossenformel angegeben, diese ergibt sich aus der Summe der Hart- bzw. Weichstrahlen der einzelnen Flossen.

Beispiel einer Flossenformel (Flussbarsch)

RF zweiteilig getrennt,

RF 1/13–17 Stachelstrahlen

RF 2/1–2 Hartstrahlen und 13–16 gefiederte Weichstrahlen

AF 2 Stachelstrahlen und 8–10 gefiederte Weichstrahlen

BRF 14 gefiederte Weichstrahlen

BAF 1 Stachelstrahl und 5 gefiederte Weichstrahlen

SF 17 gefiederte Weichstrahlen

Die verschiedenen Formen der Schwanzflosse

Homocerk: Bei dieser Form der Schwanzflosse sind beide Enden etwa gleich lang, also äußerlich symmetrisch.


Homocerk, Perlfisch

Heterocerk: Bei dieser Form der Schwanzflosse sind die Enden unterschiedlich lang.


Homocerk, Seeforelle

Epicerk: Bei dieser Form ist der obere Lappen der Schwanzflosse länger, beim Hai oder den Stören setzt sich die Wirbelsäule in der oberen, längeren Schwanzflossenhälfte fort.


Epicerk, Störe

Hypocerk: Bei dieser Form ist der untere Lappen der Schwanzflosse länger.


Hypocerk, Zobel

Sonderform: Beim Aal oder bei den Neunaugen findet sich als Sonderform ein durchgehender Flossensaum anstelle einer eigentlichen Schwanzflosse.


Durchgehender Flossen saum anstelle der SF, Aal


Unterständig – Steingreßling


Unterständig – Barbe


Oberständig – Sichling


Endständig – Aitel


Endständig – Bachforelle


Typische Hornränder am Maul – Nase

Die verschiedenen Maulformen

Die Maulform der einzelnen Fischarten stellt eine Anpassung an deren oft spezielle Ernährungsgewohnheiten dar und dient zugleich als Unterscheidungsmerkmal.

Unterständig

Diese Maulform ist ein Hinweis auf eine eher bodenorientierte Nahrungssuche, dabei ist hier der Oberkiefer länger als der Unterkiefer. Die meisten Fischarten mit unterständiger Maulstellung können ihr Maul bei der Nahrungsaufnahme zusätzlich noch mehr oder weniger weit ausstülpen. Typisch ist dies z. B. bei den Stören, vielen Karpfenartigen wie Brachse, Karpfen, Barbe oder den Gründlingen.

Oberständig

Diese Maulform ist ein Hinweis auf die Nahrungssuche in den oberen Wasserschichten, bei dieser Stellung ist der Unterkiefer länger als der Oberkiefer, wobei der Unterkiefer mehr oder weniger steil nach oben gerichtet sein kann, wie beispielsweise bei Laube, Sichling, Blaubandbärbling, Moderlieschen oder Rotfeder.

Endständig

Ober- und Unterkiefer sind etwa gleich lang. Viele Fischarten weisen diese endständige Maulform auf, sie können ihre Nahrung sowohl im Freiwasser als auch am Gewässergrund und an der Wasseroberfläche aufnehmen. Hinsichtlich ihres Nahrungsspektrums sind sie oft Generalisten und ernähren sich von Wasserinsekten ebenso wie von kleinen Fischen. Man findet diese Maulstellung z. B. bei den meisten Forellenartigen, aber auch bei Karpfenartigen wie etwa dem Aitel.

Sonderformen

Finden wir z. B. bei der Nase, deren Lippen zu scharfkantigen Hornrändern umgebildet sind, um Aufwuchsalgen von den Steinen zu schaben, oder etwa beim Hecht, dessen entenschnabelförmiges Maul in der Beschleunigungsphase zwar den geringst möglichen Wasserwiederstand leistet, zum Erfassen der Beute aber blitzartig weit geöffnet werden kann. Auch die Saugscheibe der geschlechtsreifen Neunaugen ist eine besondere Maulform, sie dient diesen Tieren zum Festsaugen an glatten Steinen.


Oberständig – Seelaube


Saugmaul – Neunaugen

Die Barteln oder Bartfäden

Die Barteln dienen hauptsächlich als chemosensorische Tastorgane und sind dicht mit Sinneszellen besetzt. Sie werden vor allem bei der Nahrungssuche eingesetzt. Ihre Länge und Anzahl variiert je nach Fischart und dient daher auch zur Unterscheidung der einzelnen Arten.


Einzelner Bartfaden – Aalrutte


Zwei kurze Bartfäden – Schleie


6 längere und 4 sehr kurze Bartfäden – Schlammpeizger


Winzige Rundschuppen – Aalrutte


Große Einzelschuppen – Karpfen


Schuppenbild – Bachforelle


Schuppenbild – Äsche


Schuppenbild – Barsch


Knochenplatten – Störe


Rundschuppe


Kammschuppen der Barschartigen

Die Schuppen

Die Schuppen sitzen unter der Oberhaut dachziegelartig angeordnet in den Schuppentaschen eingebettet. Sichtbar ist meist nur ein relativ kleiner, halbmondförmiger Bereich, der nicht von den anderen Schuppen verdeckt wird. Das unterschiedliche Wachstum der Fische während der Sommer- bzw. Wintermonate schlägt sich in den Schuppen in Form von konzentrischen Wachstumsringen nieder. Dies ermöglicht, ähnlich wie bei den Jahresringen der Bäume, die Bestimmung des Alters. Grundsätzlich wird zwischen Rundschuppen mit einem glatten äußeren Rand und Kammschuppen mit einem rauen, gezähnten Rand (der mit freiem Auge übrigens kaum sichtbar ist) unterschieden. Bei den Störartigen findet man anstelle der Schuppen Knochenplatten. Bei manchen Fischarten sind die Schuppen winzig und liegen unter einer dicken Schleimschicht verborgen wie beim Aal oder der Aalrutte. Einige Fischarten wie der Wels oder die Koppe besitzen keine Schuppen.

Rundschuppen Cycloidschuppen, findet man bei den meisten unserer Fische, beispielsweise bei den Salmoniden und den Cypriniden.

Kammschuppen Ctenoidschuppen, findet man z. B. bei den Barschartigen und den Grundeln.

Knochenschilde findet man bei den Störartigen.

Die Seitenlinie

Von den Kiemendeckeln bis zum Ansatz der Schwanzflosse erstreckt sich bei den meisten Fischarten das Seitenlinienorgan, es dient den Fischen als Ferntastsinn. Erkennbar ist es anhand einer Längsreihe durchlöcherter Schuppen. Die Anzahl der Schuppen entlang der Seitenlinie bzw. über und unter dieser sind wichtige Hilfsmittel zur Bestimmung der einzelnen Fischarten. Ihre Anzahl entlang der Seitenlinie wird im Buch durch SL (Anzahl) Schuppen, angegeben. Die wissenschaftliche Bezeichnung für die Seitenlinie lautet Linea lateralis (Ll).


Seitenlinienschuppen des Strömer

Die Bezahnung der Fische

Die Zähne im Maul unserer Fische dienen in erster Linie dazu, die Nahrung festzuhalten bzw. die Beute zu töten, man findet Zähne daher vor allem im Maul räuberischer Fischarten. Die Zähne können auf Ober- und Unterkiefer, Zwischenkiefer, Gaumenknochen, Pflugscharbein und dem Zungenbein sitzen. Die Form der Zähne ist unterschiedlich, so findet man große, einzeln nebeneinander stehende Fangzähne am Unterkiefer des Hechtes. Am Vorderende des Unter- und Oberkiefers sitzen die charakteristischen Hundszähne beim Zander. Kleine, dicht beisammen sitzende Bürsten- oder Hechelzähne finden wir etwa beim Barsch, der Aalrutte, dem Aal oder dem Wels.


Scharfkantiger Fangzahn – Hecht


Typische Hundszähne – Zander


Kleine Hechelzähne – Wels


Schlundzähne


Kurzes Pflugscharbein – Huchen


Langes Pflugscharbein mit bezahntem Stiel – Seeforelle

Eine Besonderheit stellen die Schlundzähne bei den Karpfenartigen und Schmerlen dar, deren Zähne sitzen nicht im Maul, sondern befinden sich auf dem fünften Kiemenbogen, der zu sogenannten Schlundknochen umgewandelt ist. Die Form der Schlundzähne und ihre Anordnung in ein, zwei oder drei Reihen lässt Rückschlüsse auf ihre Ernährungsweise zu und ermöglicht die Unterscheidung der einzelnen Arten. Über die Anzahl und Anordnung der Schlundzähne gibt die Schlundzahnformel Auskunft.

Sie lautet

z. B. beim Perlfisch: einreihig, 5–5, beim Aitel: zweireihig, 2.5–5.2 oder beim Karpfen: dreireihig, 1.1.3–3.1.1

Die Lachsartigen besitzen ebenfalls bezahnte Kieferknochen im Maul, bei ihnen stellt das Pflugscharbein (Vomer) eine Besonderheit dar. Dieser Knochen sitzt am Gaumendach und dient je nach Anordnung der Bezahnung zur Unterscheidung der Arten.


Kiemenbogen eines Huchens


Kiemenbogen eines Riedlings

Kiemenreusendornen

Die Kiemenreusendornen stehen auf der Innenseite der Kiemenbögen, ihre Form, Länge und vor allem ihre Anzahl stellen ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal dar. Bei Raubfischen sind die einzelnen Reusendornen noch zusätzlich mit feinen Zähnen besetzt, ihre Aufgabe ist es, das Entkommen von Beutefischen zwischen den Kiemenbögen zu verhindern. Bei den Renken findet man zahlreiche, aber recht feine Kiemenreusendornen, womit diese Fische winzige Planktonkrebse aus dem Wasser filtrieren.

Fische, Krebse & Muscheln in heimischen Seen und Flüssen

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