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Der parasitäre Narzissmus
ОглавлениеDie parasitäre Reaktionsweise verbindet pharisäische und kannibalische Anteile mit einer Regression, in der nicht mehr zwischen Achtung und Verachtung, zwischen öffentlichem Ruhm und geheimer Wichtigtuerei unterschieden wird.
Narzisstische Parasiten sind nicht kreativ, sondern allenfalls schlau. Wie lästig und gleichzeitig wie schwer auszurotten sie sind, erweist ihr zum Mythos gewordenes Urbild: Herostrat, der den Tempel der Diana in Ephesos – eines der Weltwunder der Antike – in Brand steckte, um berühmt zu werden. Die Epheser versuchten damals, ein Verbot durchzusetzen, Herostrats Namen der Geschichte zu überliefern. Es sollte vereitelt werden, was dieser Vater der destruktiven Eitelkeit unbedingt erreichen wollte. Aber es ist missglückt, wir wissen von Herostrat, auch wenn wir ihn verachten. Die zeitgemäße Variante des parasitären Narzissmus wird als »Trittbrettfahrer« beschrieben. Diese Täter – es sind fast immer Männer – schmerzt Verachtung weniger als Bedeutungslosigkeit. So erscheint ihnen die rein imaginäre Wichtigkeit, andere zu verwirren, Blaulicht und Alarmsirenen in Gang zu setzen, begehrenswerter als ihre innere Leere. Warum verbringt ein Lausbub einen Nachmittag damit, die Hausbesitzer der Nachbarschaft durch Missbrauch ihrer Türklingeln zu quälen? Warum werden Autos zerkratzt und Antennen geknickt? Die Täter sagen uns: Ich habe keine Ruhe, ich habe keine bequeme Wohnung, ich habe kein schönes Auto. Ich sehe keine Chance, sie mir auf redliche Weise zu erwerben. Eines kann ich sofort tun: Ich kann euch, die ihr das habt, in eurem Besitz stören.