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Die Krise

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Wann sprechen wir allgemein von einer Krise? Wenn es uns nicht gut geht, wenn wir »daneben stehen«, wenn uns das Schicksal unbarmherzig und völlig überraschend trifft? Das Wort »Krise« kommt aus dem Griechischen und bedeutet »trennen« und »unterscheiden«. Es bezeichnet »(Ent-)Scheidung«, »entscheidende Wendung« und bedeutet eine »schwierige Situation, Zeit, die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt«. Nimmt die Entwicklung einen dauerhaft negativen Verlauf, so spricht man von einer Katastrophe. »Krise« wird in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen auf sehr unterschiedliche Weise thematisiert: in der Medizin und Psychologie, in der Wirtschaftswissenschaft und Soziologie, auch in der Ökologie und Systemtheorie.1


Ich beschäftige mich in diesem Buch vor allem mit persönlichen Krisen oder Krisensituationen und deren möglicher Bewältigung. Solche Krisen entstehen oft durch ein völlig überraschendes Ereignis oder ein akutes Geschehen. Die Fragestellungen, die während des Krisenerlebens auftauchen, stellen von einem Moment auf den anderen vieles, wenn nicht alles infrage. Da geht es um bisherige Wertigkeiten, Normen, Erfahrungen und auch Ziele.

Fachleute haben Modelle für die Thematik »Lebenskrise« erstellt, darunter auch der amerikanische Sozialpsychiater G. Caplan. Er teilt diese in vier Phasen ein: In der ersten Phase kämpft der Betroffene gegen sein Unwohlsein und Unwohlbefinden an, vertieft sich damit allerdings jedes Mal stärker in den personalen (den eigenen) Konflikt. In der zweiten Phase bemerkt er, in welchem Zustand er sich befindet und dass die allgemeine Problemlösung nicht zum erhofften Ziel führt. Diese beiden Phasen fallen bei den meisten Menschen in psychischen Krisen sehr ähnlich aus. Differenzierter ist dagegen der Ausweg, die dritte Phase. Dort kann der Betroffene zwei Wege einschlagen. In der einen Variante zieht sich der Betroffene vollkommen zurück und distanziert sich von Menschen sowie von seinen Erwartungen und Zielvorstellungen, damit er keine Enttäuschung mehr empfinden kann. Die andere Variante führt dazu, dass der Betroffene genau das Gegenteil anstrebt und alle noch verbleibenden Kräfte mobilisiert, um einen positiven Ausweg aus der Krise zu finden. Er kann unbekannte Fähigkeiten entwickeln und dadurch die Krise bewältigen. Die vierte und damit letzte Phase tritt ein, wenn der vorherige Schritt ebenfalls keine Verbesserung der Lage hervorbringt. Hier befindet sich der Betroffene vollkommen in einer Krise, trotz sporadisch fehlender Anzeichen. Innerlich steht die Persönlichkeit kurz vor einem Zusammenbruch. Dies führt dann letztendlich zu Orientierungs- und Hilflosigkeit.2

Veränderungen machen auch Angst.

Es gibt eine Reihe von wissenschaftlichen, psychologischen Erkenntnissen darüber, welche Lebensereignisse einem betroffenen Menschen am meisten zusetzen. Ich habe aus Dutzenden Listen eine persönliche Reihung der »Top 7« erstellt – jener Krisen/Katastrophen/Schicksalsschläge/Lebensveränderungen, die sich am intensivsten auswirken:

• Tod eines nahen Angehörigen

• Scheidung/Trennung

• Körperliche Erkrankung

• Arbeitsplatzverlust

• Wohnungskündigung

• Pension

• Umzug ins Altersheim

Wir Menschen sind so programmiert, dass wir unangenehme (Vor-) Ahnungen meist nicht zur Kenntnis nehmen (wollen), wir bleiben lieber bei unseren alten Gewohnheiten, bei unseren Mustern, auch wenn wir dann in diesen stecken bleiben, weil wir den Zeitpunkt des Absprungs versäumt haben. Der Absprung ist gleichzusetzen mit Veränderung und diese Veränderungen tun weh, sind mühselig, strapaziös, anstrengend und ermüdend. Sie rauben am Anfang viel Energie. Veränderungen machen auch Angst. Und wenn es passiert, dass sich die Krise unbarmherzig in unser Leben drängt, hereinplatzt wie ein ungebetener Gast, dann ist es zu spät. Dann können wir nicht sagen: »He Krise, verschwinde, ich kann dich jetzt nicht brauchen!« Ich höre dich jetzt aufseufzen und fragen: Wann kann man schon eine Krise »brauchen«? Gar nicht. Sie ist aber da.

In der chinesischen Schriftsprache gibt es bekanntlich ein Zeichen für »Krise«. Dieses setzt sich aus zwei Teilen zusammen, der eine Teil symbolisiert die Gefahr, der andere die Chance. Das heißt im übertragenen, im übersetzten Sinn, dass die Krise eine gefährliche Chance ist. Wieder tut sich eine Frage auf: Welche Chancen bietet uns die Krise – dir und mir? Ja, lass uns gemeinsam nachdenken und dann handeln. Denken wir nach, wie es weitergeht, ob es überhaupt weitergeht, oder ob wir resignieren sollen. Und nachdem resignieren so gar nicht meine Sache ist und ich hoffe auch nicht die deine, kommen wir ins Tun!


Meine Tipps, meine Techniken sind keine Wundermittel, keine Allheilmittel, nein, es sind Möglichkeiten, sich über Minuten, vielleicht sogar Stunden – regelmäßig! – mit Positivem zu beschäftigen. Und auch vor allem mit sich selbst zu beschäftigen. Es geht um Anhaltspunkte, um Anker, um Rituale, um Möglichkeiten, die mir helfen, meinem Lebensmotto näher zu kommen: »Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht besser und besser!« Und das wünsche ich mir auch für dich.

Nur keine Krise

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