Читать книгу Nur keine Krise - Wolfram Pirchner - Страница 12
Selbstlob stinkt nicht
ОглавлениеWenn es uns nicht gut geht, dann denken wir meistens negativ. Entweder sind die anderen an unserem Unglück, an unserer Krise, schuld oder wir selbst. Oftmals ergießen wir uns deshalb in bitterem Selbstmitleid und auch Selbstvorwürfe stehen in den negativen Akutphasen regelmäßig an der Tagesordnung. Du kennst doch gefühlte und gedachte Aussagen wie »Nichts mache ich richtig!«, »Ich stehe vor dem Scherbenhaufen meines Lebens«, »Ich habe alles bisher falsch gemacht«, »Ich bin eine Versagerin auf der ganzen Linie«, »Ich bin unfähig, dies und das und jenes zu schaffen« etc. – durchwegs negative Ansichten, es fallen dir nur sogenannte »Downlights« ein und resignatives Gedankengut macht sich breit.
Das werden wir jetzt gemeinsam zu Beginn unserer mentalen, aktiven (!) Tätigkeit ändern, einverstanden? Wir kreieren zu Beginn meiner vorgeschlagenen Mental-Tipps bald einen Blumenstrauß deiner bisherigen Lebenserfolge. Wir widmen uns ausschließlich der Beantwortung der Fragen »Was habe ich alles richtig gemacht?«, »Was habe ich in meinem Leben gut gemeistert?«. Alle Situationen, alle Dinge, alle Umstände, ja auch Krisen, die ich je bewältigt habe, haben auf einer tieferen Ebene mein Selbstwertgefühl, mein Selbstvertrauen, meinen Bezug zu mir gestärkt. Das haben wir vergessen, diese Erkenntnis ist weit weg von uns, fast verschüttet – wir graben sie wieder aus.
»Es geht mir von Tag zu Tag
in jeder Hinsicht besser und besser!«
Wir dürfen uns gratulieren
zu herausragenden Lebensleistungen.
Wir haben meiner Meinung nach die unbedingte Verpflichtung, uns wertzuschätzen, uns zu würdigen, wir dürfen uns auch selbst loben, ja, das dürfen und das sollen wir! Und wir dürfen uns gratulieren zu herausragenden Lebensleistungen. Zu Leistungen, die wir leider häufig verdrängen und denen wir eine zu geringe Bedeutung beimessen. Wie oft sagen wir nach Erhalt eines Kompliments oder eines Lobes – fast leicht peinlich berührt: »Nein, nein, so gut war das jetzt auch nicht …« Kommt dir das vertraut vor? Nach einem guten Essen, das wir zubereitet haben, nach einer gelungenen Festivität, die wir organisiert haben, nach einer Arbeitsleistung, die wir geschafft haben. »Nein, nein, danke, soooo gut war es jetzt auch wieder nicht.« Hören wir auf damit. Formulieren wir anders: »Ich danke dir/Ihnen, dass du/Sie das ähnlich sehen wie ich. Ja, das ist mir gut gelungen!« Das könnte man antworten, ohne arrogant zu sein. Ja, ich anerkenne, dass ich etwas leiste und dass ich in meiner Leistung qualitativ hohen Ansprüchen gerecht werde. Schieben wir unsere (meist anerzogene) Bescheidenheit ein wenig zur Seite. Bescheidenheit ist kein guter Parameter fürs Leben. Was bringt uns Bescheidenheit? Wenn du mir das plausibel erklären kannst, dann ändere ich meine Meinung.
Was zählt zu unseren persönlichen Erfolgen? Dazu gehören alle Erlebnisse, alle Erfahrungen im Laufe unseres bisherigen Lebens, bei denen wir unsere Fähigkeiten eingesetzt haben. Ob als Volksschülerin, ob als Kind, in der Jugend, ob als Mutter, die Kinder zur Welt gebracht hat und sie bis heute durchs Leben begleitet, ob in meinem Beruf, in dem ich bereits viel geschafft habe, ob als Partnerin, die viel mitgemacht hat … ob als Sportlerin, Musikerin etc. Und wir alle haben schon viele Krisen gemeistert, bewältigt, überstanden – durch unsere Fähigkeiten.
Für mich ist auch die Antwort auf die Frage »Wie gehe ich mit mir um?« sehr wichtig. Das ist mir anfangs komisch vorgekommen, mich selbst zu fragen, wie ich mich behandle. Das ist aber ganz entscheidend für dein weiteres Leben, glaube mir! Wie behandelst du dich? Wie gehst du mit dir um? Du! Wende dich bei der folgenden Übung dir selbst liebevoll, wertschätzend, empathisch zu – betrachte dich mit einem leichten Lächeln, würdige dich und dein Leben. Es geht nicht darum, ob andere das auch geschafft haben oder nicht, es geht jetzt nur (mehr) um dich.