Читать книгу Nur keine Krise - Wolfram Pirchner - Страница 16
Wohlstand – und Humor
ОглавлениеWenn der Zeitpunkt erreicht ist, an dem die eigene Leidensfähigkeit ausgeschöpft ist, dann krempeln manche die Ärmel auf und sind bereit zur Veränderung. Das Problem dabei ist häufig, dass die Leidenden diese Veränderung von einem auf den anderen Tag erreichen möchten, oder von einer Woche auf die andere. Es muss schnell gehen und sollte wenig Mühe bereiten. Und das, liebe Freunde, geht nicht. Genauso, wie wir oder andere mit uns schlecht umgegangen sind, über einen langen Zeitraum unseres Lebens, egal ob im seelischen oder im körperlichen Bereich, von der eigenen Rolle – dem Ich – gar nicht zu sprechen, genauso lange dauert es in vielen Fällen, bis wir wieder gut unterwegs sind. Bis es wieder »wohl steht« in unserem Leben, und das ist meiner Definition nach der Begriff von »Wohlstand«: Es steht wohl in meinem Leben, es geht mir gut, ich bin glücklich (fallweise zumindest), ich erfreue mich meines Daseins!
Wohlstand gibt es in meinem Privatleben, in meinem Beruf, in meinen körperlichen Belangen und in meiner Sinnfrage. Zu diesem vierten Bereich, der Sinnfrage, gehören auch Lebensorientierungen wie Religion, Glaube, Spiritualität, Missionen, Visionen etc. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang lautet: »Wozu bin ich auf der Welt? Stifte ich Nutzen?« Dabei spielt natürlich die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und Erfüllung, eine philosophische Grundfragenklärung, eine ebenso wichtige Rolle wie Religion und Zukunftsfragen. Wenn es in diesen vier Bereichen – sozial, beruflich, Körperlichkeit und Sinn – gut steht, wenn es dir gut geht, dann hast du deinen eigenen persönlichen Wohlstand. Dann sind die wichtigsten Parameter in deinem Leben (halbwegs) im Gleichgewicht. Wenn alle vier Bereiche »wohl stehen« und sich gegenseitig die Balance halten, fühlt sich ein Mensch rundherum zufrieden.
Es gelingt mir leider nicht, diesen Wohlstand vollends zu erreichen, aber es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht besser und besser. Das bedeutet Arbeit. Das bedeutet Pro-Aktivität! Ich agiere und bin der Haupt-Gestalter meines Lebens, mit allen positiven und negativen Folgen. Und dieser Weg ist mitunter ein mühevoller, steiniger und anstrengender. Eine Psychologin sagte mir einmal, dass alle oben angeführten Parameter, wenn möglich, wie ein Perpetuum Mobile ständig in Bewegung, im Flow, in Balance sein sollten. Ich kenne niemanden in meinem großen Bekannten- und auch sehr eingeschränkten Freundeskreis, der in Balance ist. Einige tun so als ob, sie täuschen und tarnen, sie geben vor, permanent und »wirklich« zufrieden und glücklich zu sein und betonen das auch immer. Das sind die Verdächtigen … Warum sie das tun, weiß ich nicht, es ist mir auch egal.
Ich möchte kurz etwas zu meinen Tipps in diesem Buch schreiben. Es gibt Hunderte, Tausende Ratgeber, die uns alle eine irrsinnig tolle und erfüllende Lebensqualität versprechen, wenn wir sie lesen. Ich kann dir gar nichts versprechen, weil das nicht möglich ist. Was ich dir sagen kann, ist, dass mir alle diese Tipps/Techniken/ Methoden irgendwann einmal in meinem Leben geholfen haben. Dass sie mich unterstützt haben, meine teilweise darniederliegende Lebensqualität wiederzuerwecken, im wahrsten Sinn des Wortes, und dann schrittweise zu steigern. Aus den Tiefen meiner düsteren Seelennebel heraufzuklettern, wieder aufzustehen, die Störer und Kritiker (in mir) zum Schweigen zu bringen und mich auf mein Er-Leben zu konzentrieren. Vielleicht denkst du dir beim ein oder anderen meiner Tipps: »Was soll denn das?«, »So ein Blödsinn, das bringt doch nichts«, »Das ist lächerlich!« Stopp! Lächerlich? Durchaus möglich, hat aber auch etwas Positives. Lächerlich kommt von »lächeln«, und das kannst du in einen Konnex mit einer mentalen Eigenschaft bringen, die wir fast verloren haben. Viele von uns haben ihre Humorfähigkeit verloren, vergraben, verschüttet.
Humor ist eine der wichtigsten mentalen Eigenschaften, die wir Menschen haben (können)! Ohne Humor geht fast gar nichts, das weiß ich. Und wenn es in dunklen Stunden möglicherwiese nur mehr der Galgenhumor ist … Prinzipiell können wir alles ins Lächerliche ziehen, auch verblödeln – in unserer oftmals präsenten und auch dominierenden Hilflosigkeit kann das ein Anker sein, an dem wir uns gerne festhalten, wenn wir nicht ins Tun kommen wollen. Ein Anker freilich sollte stabil sein, sollte uns Halt geben in stürmischen Zeiten, und das tut dieser – wenn wir alles als lächerlich hinstellen – ganz sicher nicht, im Gegenteil, er wird uns noch weiter hinunterziehen, wohin auch immer.
Ich habe eine Definition von »Humor« gefunden, die mir gut gefällt und passend erscheint: »Humor ist die mentale Bereitschaft und Fähigkeit, eingehende Informationen auf enthaltene Kontraste hin zu untersuchen.« Humor ist demnach gekennzeichnet durch Kreativität und Logik. Mit Heiterkeit hat diese Definition wenig gemeinsam. Ein Mensch, der in der Lage ist, bei einer Unstimmigkeit Vorstellungen so weit auseinanderzurücken, dass sie zu Polen eines Kontrastes werden, wird in einer ganz anderen Art als ein lediglich heiterer Mensch von innen heraus lachen können.5
Der Pessimist sieht in jeder Chance
eine Bedrohung.
Der Optimist in jeder Bedrohung eine Chance.
CHINESISCHE WEISHEIT
»Lachen ist gesund«, »Durch Lachen abnehmen«, »Humor angesichts von Sterben und Tod« – die Palette von Buchtiteln zu diesem Thema ist sehr groß. Lachen und Humor können angeblich heilen, Tiere haben angeblich auch Humor, kann ich Lachen lernen? Unfassbar, wie viel Literatur und Angaben im Internet es dazu gibt. Ich erinnere mich an eine Vorlesung im Rahmen meiner Ausbildung zum Lebensberater und Mentalcoach. Da fixierte die Lehrbeauftragte an der Tafel zwei kreisrunde gelbe Scheiben, im Durchmesser von ca. 50 cm – malt auf die linke einen Smiley und auf die rechte einen Saddy, also das Gegenteil mit den Mundwinkeln nach unten. Innerlich stöhnte ich leicht auf und dachte mir »Oh Gott, das wird heute etwas …« Es wurde tatsächlich etwas, wie so oft in diesen Lehrveranstaltungen in Bregenz und Salzburg. Meine meistens sehr präsente Skepsis wich einer Erkenntnis. Nämlich jener, dass der Smiley bei mir bessere Laune auslöste, je länger ich ihn betrachtete. Der Saddy wurde von der Tafel entfernt und so sahen wir auf diese relativ große gelbe, freundliche Smiley-Scheibe. Wir sollten sie betrachten und unsere Gefühle beschreiben, so ähnlich lautete die Aufgabe, ganz genau weiß ich es nicht mehr. Mittlerweile habe ich mir einige Smileys gebastelt, nein, ich sollte ehrlich zu dir sein, basteln lassen, weil ich handwerklich ganz schlecht bin. Smiley hier, Smiley da. Ich stecke mir manchmal, wenn ich schlecht drauf bin, einen Smiley ein und betrachte ihn ab und zu. Das macht etwas. Probier es aus: Bastle dir einen Smiley und zeige ihn vielleicht einem Kind oder jemand anderem in deiner Umgebung, ohne einen Kommentar abzugeben. Nur zeigen. Weißt du, was passieren wird? Du wirst ein Lächeln ernten. Garantiert.