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Die gespaltene Schweiz

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Man vergegenwärtige sich die Zwischenkriegszeit in den einschlägigen Medien. Schlagzeilen und Bilder in zeitgenössischen Ausgaben der Schweizer Illustrierten Zeitung (SIZ) oder in der L’illustré führen uns die prekäre politische und soziale Lage dieser Epoche vor Augen. Arbeiter streiken, hungernde Menschen drängen sich in die öffentlichen Suppenküchen, verzweifelte Mütter demonstrieren vor dem Zürcher Rathaus, Grippekranke liegen in überfüllten Lazaretten. Das Leid ist gross. Arbeitslosigkeit, Versorgungsengpässe, Krawalle, Krankheit und Wohnungsnot kennzeichnen die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg.

Brot wurde schon im Oktober 1917 rationiert. Ab März 1918 müssen für den Kauf von Butter, Fett und Öl und im Juni auch für Käse Bezugsmarken eingelöst werden. In Bellinzona stürmen wütende Bürger eine Milchzentrale und plündern sie. Das Fass zum Überlaufen bringt die Milchrationierung ab 1. Juli. Der Literpreis von 40 Rappen ist für viele Stellenlose unerschwinglich. Während 1914 in Bern ein Kilo Kartoffeln noch 12 Rappen kostete, steigt der Preis bis 1918 auf 27 Rappen. Auch der Brotpreis verteuert sich in dieser Zeit etwa um die Hälfte. Deshalb formieren sich in Zürich und Luzern Tausende von Frauen zu Hungermärschen und protestieren gegen den Milchwucher und die Lebensmittelhamsterei. Teuerungsdemonstrationen werden auch in Bern, Basel, Genf und La-Chaux-de-Fonds abgehalten. Die Lohnabhängigen beklagen die harten Arbeitsbedingungen – die 65-Stunden-Woche mit elf Arbeitsstunden pro Tag und zehn Stunden am Samstag sind noch die Regel. Über 15 Prozent der Bevölkerung, in grösseren Städten sogar ein Viertel aller Einwohner, ist auf Hilfe der öffentlichen Hand angewiesen. Die Zahl der «Notstandsberechtigten» erreicht im Juni 1918 mit 692 000 Personen den Höchststand. Von der Krise weitgehend verschont bleibt hingegen die Landwirtschaft, die von den hohen Lebensmittelpreisen profitiert. «Alles wird beständig teurer. Aber schlimmer als alle tatsächliche Teuerung wirkt jene rücksichtslose industrielle Gewinnsucht», schreibt die bürgerlich-liberale Neue Zürcher Zeitung am 28. April 1918. Gemeint waren vor allem Vertreter der Rüstungsindustrie und andere Kriegsgewinnler, die ihren Reichtum schamlos zur Schau stellten und für erhebliche soziale Spannungen sorgten.

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