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Die Grippe-Katastrophe

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Die Lage der von den wirtschaftlichen Folgeerscheinungen des Ersten Weltkriegs gebeutelten Bevölkerung verschlimmert sich durch die rasante Verbreitung der Spanischen Grippe – in der Schweiz die grösste demografische Katastrophe des Jahrhunderts. Zwischen Juli 1918 und Juni 1919 fordert die Pandemie in drei Wellen weltweit fast 50 Millionen Todesopfer[19] – mehr als der Erste Weltkrieg. In der Schweiz werden insgesamt 24 449 Todesopfer beklagt, wobei die Mortalität unter Männern zwischen 20 und 40 Jahren überdurchschnittlich häufig ist. Weil die Pandemie der Wirtschaft und Verwaltung bisweilen etwa die Hälfte aller Arbeitkräfte entzieht, funktioniert auch der Service public nicht mehr so, wie er sollte. Telefonische Notrufe sind zeitweise nicht möglich, weil das massiv reduzierte Personal des Fernmeldedienstes überfordert ist. Taxifahrer weigern sich aus Angst vor Ansteckung, Patienten ins Krankenhaus zu fahren. Da auch immer mehr Ärzte und Pflegepersonen erkranken, lässt die medizinische Versorgung viel zu wünschen übrig. Die Spitäler sind hoffnungslos überfüllt, sodass zum Beispiel die Genfer Kaserne von Les Vernets oder die Tonhalle Zürich als Lazarette umgestaltet werden.

Das Grippevirus erfasst die 76 000 Einwohner der Stadt Genf in besonderem Mass. Zwischen dem 1. Juli 1918 und dem 30. Juni 1919 werden 24 392 Grippefälle registriert, 1 550 Erkrankte sterben. Effektiv dürften aber rund siebzigtausend Personen vom Virus infiziert worden sein. Die Regierung sieht sich zu radikalen Massnahmen veranlasst. In Genf, Lausanne und anderen Städten werden öffentliche Veranstaltungen zeitweilig verboten; Lichtspieltheater, Konzert- und Ballsäle müssen kurzerhand geschlossen werden und Feiern wie die Genfer Escalade oder die Basler Fasnacht werden aufgehoben. Selbst Gottesdienste werden untersagt.

Ausgerechnet zum Zeitpunkt, als man in Mitteleuropa die höchste Inzidenzrate der Spanischen Grippe verzeichnet, wird die Schweiz durch schwere soziale Unruhen erschüttert.

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