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Über Sterben und Leben bestimmt das Schicksal; seine Beständigkeit darin rührt wie der Wechsel zwischen Nacht und Tag von der Natur her. Es ist dem Menschen wie allen Lebewesen nicht gegeben, daran etwas zu ändern. Manche betrachten den Himmel als Vater und lieben ihn, als wäre er eine Person – wie viel liebenswerter ist, was noch darüber steht! Manche betrachten ihren Herrscher als etwas Höheres und opfern ihr Leben für ihn – wie viel mehr sollten sie opfern für das Wahrhaftige!

Wenn die Quellen versiegen, liegen die Fische beieinander an Land, hecheln einander ein paar Tropfen zu, befeuchten sich gegenseitig mit ihrem Schleim – aber wäre es nicht besser für sie, sie könnten einander vergessen und in Flüssen oder Seen schwimmen? Für den, der [Kaiser] Yao preist und [den Tyrannen] Jie verdammt, wäre es nicht besser, er könnte beide vergessen und sich stattdessen mit dem Dao wandeln. Die große Erde schenkt uns den Körper, die Mühen des Lebens, die Muße im Alter, ein Ruhebett, wenn wir sterben. Daher ist, was gut für uns ist, solange wir leben, auch gut für uns, wenn wir sterben. Ein Boot lässt sich in einem Tal verbergen; ein Fischernetz lässt sich in einem Sumpf verbergen – es heißt, das sei sicher. Aber um Mitternacht kommt ein kräftiger Mann und schleppt es davon im Verborgenen, ohne dass man es bemerkt.

Kleines in Großem zu verbergen, erscheint vorteilhaft – dennoch kann es verlorengehen. Wenn alles unterm Himmel unterm Himmel verborgen ist, dann geht nichts verloren – das ist die große Situation, in der sich unveränderlich alle Lebewesen befinden. Welch besondere Körperform ein Mensch auch hat, er erfreut sich daran; der menschliche Körper durchwandert zehntausend Wandlungen, ohne an ein Ende zu gelangen – lässt sich diese Freude überhaupt ermessen? Daher hält sich der Weise an das, was nicht verlorengehen kann, sondern bewahrt bleibt. Er ist gut zu den Schönen und gut zu den Alten, gut zu denen, die am Beginn stehen, und gut zu denen, die am Ende sind – wenn er den Menschen ein Beispiel sein kann, dem sie nacheifern, um wie viel mehr das, woran die zahllosen Lebewesen gebunden sind, von dem jegliche Wandlung abhängt.

In dieser Passage fällt der Doppelcharakter von 天 als Himmel und Natur besonders ins Gewicht. Im Deutschen wirkt »der« Himmel aufgrund des Wortgeschlechts für die Gleichsetzung »dem« Vater geeigneter als »die« Natur – zugleich wird hier eine Kritik am personifizierenden Gottesbegriff angeregt, der für die monotheistischen Religionen charakteristisch ist.

Zhuangzi. Das Buch der daoistischen Weisheit. Gesamttext

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