Читать книгу Still - Zoran Drvenkar - Страница 10

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– Mensch, wir haben uns ja seit Ewigkeiten nicht gesehen!

Er ist mein Urologe. Ich brauche keinen Termin, ich kann zu ihm kommen, wann ich will, er zieht mich immer den anderen Patienten vor. Wir plaudern eine Viertelstunde, dann fragt er, was mich zu ihm führen würde. Er kennt mein Leben nicht mehr. Wir haben zusammen studiert, ehe er zu den Medizinern wechselte. Vor drei Jahren haben wir uns das letzte Mal gesehen. Kein Mann geht aus Spaß zum Urologen.

– Ich brauche Hilfe, sage ich.

Er schüttelt bedauernd den Kopf, als ich ihm von der Trennung erzähle. Er hat meine Frau nur einmal gesehen, wir aßen nach einem Theaterbesuch im selben Restaurant. Sie war ihm sympathisch. Also erzähle ich ihm von dem Umzug. Wie schwer es ist, sich auf die neue Umgebung einzustellen, wie unterschiedlich sich Häuser anfühlen, und betone dabei, daß ich schlecht schlafe. Er nickt und fragt, wie meine Tochter die Trennung verkraftet. Ich hebe die Schultern. Langsam. Wie jemand, der sich zu entspannen versucht.

– Wie soll ein Kind es schon verkraften, wenn die Mutter ihre Sachen packt und verschwindet?

Ich lasse die rhetorische Frage einen Moment in der Luft hängen.

– Es geht ihr gut, füge ich hinzu.

Meine Stimme ist kontrolliert, ich habe geübt und weiß, wie was klingen muß. Ich bin jemand, der sich erklärt.

– Außerdem habe ich eine andere Frau kennengelernt. Sie …

Ich schaue auf meine Hände.

– Nun, sie ist jünger und eine Kollegin an meiner Schule. Das war, nachdem mich meine Frau verlassen hat und---

– Es ist in Ordnung, unterbricht mich mein Urologe verständnisvoll, Du mußt ja auch an dich denken. Was sagt deine Tochter zu der neuen Freundin?

– Sie hat sie noch nicht getroffen.

Wir schweigen. Ich muß auf den Punkt kommen.

– Ich brauche Hilfe, sage ich halblaut, Da unten, da … passiert nichts mehr.

Mein Urologe stellt mir ein Rezept für Viagra aus. Er sagt, so eine Reaktion wäre völlig normal nach einer Trennung. Besonders wenn man verlassen wurde. Ich solle mir keine Sorgen machen. Er fragt, wieviel Tabletten ich haben will. Ich sage sechs. Er erklärt mir Viagra. Ohne daß ich nachfragen muß, verschreibt er mir auch ein Schlafmittel. An der Tür hält er meine Hand länger als üblich, während er mir einen letzten Ratschlag gibt.

– Du solltest bald mit deiner Tochter reden.

Er hat ihren Namen vergessen. Es ist in Ordnung. Er ist nur mein Urologe, und ich habe, was ich wollte.

Still

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