Читать книгу Still - Zoran Drvenkar - Страница 23

SIE

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Sie sind unantastbar. Niemand spricht öffentlich über sie, der Respekt läßt die Leute schweigen. Über die Jahrzehnte hinweg sind sie gewachsen, und jedes Wachstum fordert einen Tribut. Geschichten sickern durch, Theorien und Mutmaßungen breiten sich aus.

Für viele sind sie ein Mythos, aber davon halten sie selbst nichts, denn sie sind real, und alles was real ist, sollte nicht mystifiziert, sondern respektiert werden. Ihre Wurzeln reichen tief in die Vergangenheit Deutschlands hinab. Sie wuchsen während des Ersten Weltkrieges zusammen, und seitdem ist ihre Gemeinschaft unzertrennlich. Sie wurden von ihren Vätern zu dem gemacht, was sie jetzt sind, weil sie überleben sollten. Disziplin hält sie zusammen, Tradition verbindet und macht sie stark, der Winter läßt sie jagen.

Wenn sie im Winter zusammenkommen, endet die Kommunikation mit der Außenwelt. Sie sind in diesen Zeiten unerreichbar. Ihr Fokus richtet sich auf den winzigen Kosmos, der aus einem Stück Land und einer Hütte besteht. Sobald der Winter sich aber seinem Ende nähert, löst sich der Kosmos auf und sie kehren in das normale Leben zurück.

Und planen, und bereiten sich auf den nächsten Winter vor.

Während der Jagd sind sie immer zu viert, aber ihre Plätze werden regelmäßig neu besetzt. So wachsen sie langsam, aber stetig. In bestimmten Intervallen öffnen sie sich und suchen Mitglieder. Das alte Blut muß durch frisches Blut ausgetauscht werden. Für jeden, der geht, kommt ein neuer hinzu. Dafür öffnen sie ihre Türen, und wer einmal durch diese Türen getreten ist, der gehört zu ihnen. Es gibt kein Zurück. Das normale Leben endet, das wahre Leben beginnt.

Ihnen ist bewußt, daß alles, was in unseren Zeiten geschieht, genau beobachtet wird. Sie sind keine Hinterwäldler, sie kennen die neuesten Technologien und nutzen sie, aber so sehr sie sich auch Mühe geben, es ist ihnen unmöglich, alle ihre Spuren zu verwischen. Wer sucht, der findet. Und da gibt es die Neider, und da gibt es die Bewunderer, und da gibt es die Leute, die sie zu kopieren versuchen und nichts wissen von dem Hunger, der sie zu dem gemacht hat, was sie jetzt sind. Und schließlich sind da noch die, die versuchen, ihnen auf die Spur zu kommen.

Es ist nicht so, daß sie sie fürchten.

Es ist eher so, daß es sie fasziniert, wie jemand auf die Idee kommen kann, den Jäger zu jagen.

Still

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