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Kirchen und Spitäler in der staufischen »Civitas«

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An strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkten gründeten die Staufer planmäßig Städte; aus dem »oppidum« und befestigtem Marktort Memmingen wurde eine »civitas«. Zu Beginn des 13. Jhs. übergab Reichslandvogt Heinrich von Neuffen ein noch kleines Spital (damals noch vor den Mauern der Stadt) an die Chorherren vom Heiligen Geist (Regularkanoniker mit Augustinusregel und Ordenszentrale in Santo Spirito in Sassia/Rom).

HINTERGRUND

BENNINGER WUNDERHOSTIE UND MEMMINGER HEILTUM

Neid stand am Anfang des Geschehens. Ein Müller sah, wie sein Nachbar einen höheren Ertrag einfuhr. An Gründonnerstag des Jahres 1215 legte er erstmals eine Hostie ins Mühlwerk seines Konkurrenten. Der Frevel blieb ebenso wirkungslos wie ein zweiter Versuch am Gregoriustag 1216. Stattdessen rief eine Stimme »Hier wird zermahlt das höchste Gut«. Aus der nun geborgenen Hostie floss in den Händen des herbeigeeilten Benninger Pfarrers Blut – ein Wunder, das sich später nochmals wiederholte, als der Augsburger Bischof die Hostie in eine silberne Monstranz fasste.

Die Hostie wurde mit Einwilligung des Ottobeurer Abtes nach Sankt Martin in Memmingen transferiert, damit sie möglichst viele Menschen in ihrem Glauben und Leben stärke. Man schrieb ihr einige Wunder zu. Jährlich am Gregoriustag (12. März) führten Geistliche und Bürger fortan das sog. Heiltum in einer Prozession um die Stadt herum.

Nach einer Visitation 1444 verkündete der Augsburger Bischof ganz im Sinne des päpstlichen Legaten und Theologen Nikolaus von Kues, dass man das Heiltum nicht mehr als ein Sakrament, sondern als eine Reliquie verehren dürfe. Als sich 1494 König Maximilian mit Herzögen, Gesandten und Königinnen, darunter seine zweite Ehefrau Bianca Maria Sforza, der Reichsstadt näherte, trug man ihm gleichwohl das Heiltum als wichtigsten Schatz der städtischen Gemeinschaft entgegen.

Fast zeitgleich mit der Ankunft des Heilig-Geist-Ordens verlieh König Friedrich 1214 dem Antoniterorden das Patronat zu Sankt Martin. Die Antoniter widmeten sich seit Ende des 11. Jhs. als geistliche Bruderschaft mit Sitz im südfranzösischen Saint Antoine der Behandlung des »Heiligen Feuers« oder »Antoniusfeuers« (Pilzvergiftung/Ergotismus), das nach dem Genuss von Mutterkorn Blutgefäße verengte oder halluzinogene Bewusstseinszustände auslöste. Unweit der Pfarrkirche, möglicherweise am Ort des einstigen welfischen Herrschaftssitzes, erstand ein Hospital, dem sich Personen überwiegend aus dem Bistum Augsburg anvertrauten. Zur Finanzierung des Vorhabens standen der Memminger Generalpräzeptorei die »Antoniusscheine« sowie die Quest (Almosensammlungen) aus den Diözesen Augsburg, Chur, Trient, Eichstätt, Prag, Olmütz und zeitweise auch weiterer osteuropäischen Diözesen zu.

Zu den iroschottischen Benediktinern von Sankt Nikolaus vor der Stadtmauer und den beiden Spitalorden gesellten sich weitere Klöster: Die Augustinerinnen nach der Regel des heiligen Augustinus (Elsbethenkloster) kurz vor 1256 (damals noch vor den Mauern der Stadt) und die Augustiner-Eremiten um 1280 unweit des Marktplatzes.

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