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Ein „Goldenes Zeitalter“ – und dann eine Flaute

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Das romantische Interesse am Phänomen der Kreuzzüge und seine Verquickung mit den imperialistischen Regungen des 19. Jahrhunderts führte schließlich in Frankreich, aber auch in Deutschland und der Schweiz, zum Auftreten einer ganzen Generation von brillanten und produktiven Historikern auf dem Gebiet der Kreuzzüge in den Nahen Osten, deren Vertreter vor allem durch ihren Ehrgeiz und ihre Leistungen im Aufspüren und in der Edition von Quellen berühmt geworden sind. Niemand könnte heute auf die Werke von Louis und René de Mas Latrie, Emmanuel Rey, Paul Riant, Melchior de Vogüé, Henri Delaborde, Charles Kohler, Joseph Delaville le Roulx, Reinhold Röhricht, Hans Prutz oder Heinrich Hagenmeyer verzichten; dasselbe gilt für die von der Société de l’Orient Latin herausgegebenen Schriften. Die große Ära der Gelehrsamkeit, während der diese Männer Herausragendes geleistet haben, dauerte von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, obwohl auch noch die baugeschichtlichen und archäologischen Arbeiten von Camille Enlart und Paul Deschamps aus den 1920er- und 1930er-Jahren dazuzuzählen sind (beide profitierten von dem Umstand, dass Frankreich mittlerweile das Protektorat über Syrien und den Libanon übernommen hatte).

Es folgte eine Zeit des Stillstands, die nur ab und an von revisionistischen Werken wie etwa den Studien von Carl Erdmann über Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens (1935) oder von Claude Cahen über das lateinische Fürstentum Antiochia (La Syrie du nord à l’époque des croisades et la principauté franque d’Antioche, 1940) unterbrochen wurde. Eine solche Jahrzehnte währende Ruhephase bot natürlich genau das richtige Umfeld für das Erscheinen von mehrbändigen Überblicksdarstellungen wie René Groussets Histoire des croisades et du royaume franc de Jérusalem (1934–1936) und das bereits erwähnte Werk Steven Runcimans sowie die Planungsphase der von der University of Wisconsin unter der Leitung von Kenneth Setton herausgegebenen History of the Crusades (1958–1989). Diese war größtenteils von amerikanischen Historikern verfasst, denen der „michaudistische“ Ton von Groussets Darstellung missfiel und die sich stattdessen an der deutschen Forschungstradition orientieren wollten. Es dauerte allerdings so viele Jahre – Jahrzehnte! –, die „Wisconsin History“ fertigzustellen, dass viele der ursprünglichen Beiträger über der Abfassung ihrer Kapitel verstarben und am Ende doch mindestens ein Grousset-Schüler in die Reihen der Autoren aufgenommen werden musste.

Die Kreuzzüge

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