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Vorwort zur dritten Auflage

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Ich habe mich bemüht, eine so umfassende Geschichte der Kreuzzüge vorzulegen, wie das in einem einzigen Band eben möglich ist. Dabei habe ich mich auch an den schulischen und universitären Lehrgepflogenheiten orientiert, die meist die ersten beiden Jahrhunderte der Kreuzzugsbewegung samt deren Ausrichtung nach Osten in den Vordergrund stellen. In den neun Jahren, die seit der zweiten Auflage meines Buches ins Land gegangen sind, haben auf die Kreuzzüge spezialisierte Historiker von dem Erscheinen einer ganzen Reihe maßgeblicher Neuveröffentlichungen und Forschungsvorhaben profitieren können: von einer hervorragenden Einführung in die Geschichte der Kreuzzugsgeschichtsschreibung; von umfassenden und sorgfältig gearbeiteten Nachschlagewerken zur Geschichte der Kreuzzüge und der Ritterorden; von stimulierenden Studien zum ideengeschichtlichen Hintergrund der Kreuzzüge sowie zum Familiengedenken der Kreuzfahrer; von einer Infragestellung der modernen Tendenz, dem Ersten Kreuzzug so etwas wie Empathie entgegenzubringen; von detaillierten Darstellungen des Ersten und Zweiten Kreuzzuges sowie des Kreuzzuges der Barone; von einer brillanten Untersuchung zum Kinderkreuzzug von 1212; von ganz neuen Sichtweisen auf die baltischen Kreuzzüge; von revisionistischen Forschungen zum 15. Jahrhundert; von Fortschritten in unserem Verständnis des lateinischen Ostens und der Ritterorden; und, nicht zuletzt, von dem Vorschlag, dass der Kreuzzugsgedanke sich – in der einen oder anderen Form – bis in das 19. Jahrhundert gehalten habe.

Das ist nur eine kleine Blütenlese der neuesten Forschung, und man fragt sich wohl zu Recht, ob diese Publikationsflut jemals versiegen wird. Manch ein Experte ist der Ansicht, dass das Forschungsfeld „Geschichte der Kreuzzüge“ wohl bald wegen „Überdüngung“ durch ständig neues Material geschlossen werden müsste. Allein, in der Geschichtswissenschaft pflegen sich Perioden großen Forschungseifers und Jahrzehnte des scheinbaren Stillstands abzuwechseln; in den letzteren Phasen werden das Material und die Durchbrüche, die in den ersteren erzielt worden sind, gleichsam verdaut und aufgearbeitet. Dennoch gibt es Grund zu der Annahme, dass die Erforschung der Kreuzzüge von einer solchen Stabilisierung noch ein ganzes Stück entfernt ist. Das 16., 17. und 18. Jahrhundert harren, was das Phänomen der Kreuzzüge anbelangt, noch immer zum ganz überwiegenden Teil ihrer Erforschung. Auch über die Kreuzzüge im Baltikum und auf der Iberischen Halbinsel ist noch so vieles gänzlich unbekannt. Zudem hat bislang nicht ein einziger Historiker (ungeachtet aller Beteuerungen in dieser Richtung) eine im eigentlichen Sinne wirtschaftsgeschichtliche Studie der Kreuzzüge vorgelegt; bei der Berücksichtigung ihrer kunst- und literaturgeschichtlichen Kontexte sieht es ähnlich mager aus.

Wie alle anderen Menschen, so sind auch Historiker von gewissen Denkströmungen in ihrer Umwelt beeinflusst und geprägt. So scheinen es, neben anderen Faktoren, die Debatten rund um atomare Aufrüstung und die Gründung des Staates Israel gewesen zu sein, die in den 1950er- und 1960er-Jahren die „revisionistische Ära“ in der Kreuzzugsgeschichtsschreibung einläuteten. Zwei Sachverhalte, die uns heute vergleichbar auf den Nägeln brennen, mögen sich dereinst als ganz ähnlich einflussreich herausstellen. Der erste gewinnt in dem gleichen Maße an Bedeutung, in dem sich islamistische Dschihadisten einer Anti-Kreuzzugs-Rhetorik bedienen. Diese Extremisten gebrauchen die Begriffe „Kreuzzug“, „Kreuzfahrer“, ja „Kreuzfahrertum“, um Institutionen, Gemeinschaften und Vorstellungen zu bezeichnen, die diese Verwendung – aus Sicht der westlichen Geschichtswissenschaft – nicht auf den ersten Blick als angebracht erscheinen lassen. Dennoch: Der stetige Gebrauch dieser Wörter in ihrem neuen Kontext sowie die Bedrohung für die (westliche) Allgemeinheit, die sie heraufbeschwören, haben das Thema „Kreuzzüge“ für jene Allgemeinheit eine ganz neue Relevanz gewinnen lassen. Der zweite Sachverhalt betrifft das Aufkommen einer neuen Art ethischer Kriegführung im Namen der Menschenrechte. Zum ersten Mal in einer Geschichte von 2000 Jahren ist das Kriterium des rechtfertigenden Kriegsgrundes, demzufolge eine Kriegserklärung nur auf ein von der einen Kriegspartei erlittenes Unrecht hin erfolgen durfte, neu definiert worden. Diese Revolution in der früheren Bellum-Iustum-Theorie ist unter anderem von den Vereinten Nationen und dem Papsttum getragen worden, doch bleibt sie kontrovers und könnte auch in der Kreuzzugsforschung zu lebhaften Debatten führen.

Kreuzzüge sind auf vielen Kriegsschauplätzen geführt worden, und es ist kein Zufall, dass manche der betroffenen Gebiete im Laufe der Jahrhunderte unter mehrfach wechselnder Herrschaft gestanden haben. Aus demselben Grund haben viele Orte und Gegenden über die Jahrhunderte hinweg verschiedene Namen getragen. Ausgehend von der Vermutung, dass meine Leserinnen und Leser wohl einige dieser geschichtsträchtigen Orte gern einmal besuchen würden, habe ich deshalb – soweit es mir möglich war – die heute allgemein gebräuchlichen Namen dieser Orte verwendet, doch habe ich diese Praxis der besseren Lesbarkeit halber modifiziert, wo der heutige offizielle Name nicht der im Deutschen meistgebrauchte ist (also Danzig statt Gdańsk, Fes statt Fès, Marienburg statt Malbork). In jedem Fall habe ich jedoch alternative Namen bei der ersten Nennung in Klammern eingefügt; diese sind zudem auch im Register aufgeführt. Auch bei den arabischen Personennamen habe ich mich an der bestmöglichen Lesbarkeit und Verständlichkeit für ein interessiertes, aber nicht spezialisiertes Publikum orientiert; meine arabistischen Kollegen mögen es mir verzeihen.

Die langen Zitate im Text stammen aus den folgenden Werken: Die auf den Seiten 55, 70–72, 146–147, 190, 193, 199–200, 202, 210, 213–214, 216, 230, 248, 256–26 sind dem Buch von Louise und Jonathan Riley-Smith, The Crusades: Idea and Reality, 1095–1274 (1981) entnommen; das Langzitat auf S. 42 stammt aus Ronnie Ellenblums Buch Crusader Castles and Modern Histories (2007); das auf Seite 139 aus Usamah ibn Munqidh, An Arab-Syrian Gentleman and Warrior in the Period of the Crusades, übers. v. Philip K. Hitti (1929); das auf S. 139–140 von Rabbi Jacob ben R. Nathaniel ha Cohen, „Account“, übers. v. Elkan N. Adler, in Jewish Travellers (1930); das auf S. 272 aus Christoph Maiers Buch Crusade Propaganda and Ideology (2000); das auf S. 283 aus Joinville and Villehardouin. Chronicles of the Crusades, übers. v. Caroline Smith (2008); das auf S. 388 aus Pius II., „Commentaries“, in Memoirs of a Renaissance Pope, übers. v. Florence A. Gragg (gekürzte Ausgabe 1960); die Zitate auf den Seiten 414–415 entnehme ich dem Buch von Elizabeth Siberry, The New Crusaders: Images of the Crusades in the 19th and Early 20th Centuries (2000); das auf S. 422 stammt aus Emmanuel Sivan, „Modern Arab Historiography of the Crusades“, Asian and African Studies 8 (1972); das Zitat auf S. 424 schließlich verdanke ich Bruce Lawrence und James Howarth, Messages to the World: The Statements of Osama bin Laden (2005).

Mein Sohn Tobias hat wieder einmal etwas Platz auf seiner Festplatte bereitgestellt, um eine Sicherungskopie meines Manuskripts zu verwahren. Michael Brett, Denys Pringle und Edna Stern möchte ich für ihre Hilfe bei den Illustrationen und verschiedenen Detailfragen danken. Die Zusammenarbeit mit Rhodri Mogford von der Bloomsbury Press war mir eine wahre Freude; einen hilfsbereiteren und tatsächlich auch hilfreicheren Verleger habe ich in meiner mittlerweile doch sehr langen Karriere noch nicht gehabt. Auch für die Geduld und die stete Ermunterung, die mir Giles Herman (ebenfalls Bloomsbury) und Kim Storry von Fakenham Prepress Solutions haben zuteil werden lassen, bin ich von Herzen dankbar.

J. S. C. R.-S., im Februar 2013

Die Kreuzzüge

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