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Wohnen und Leben mit Lärm

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Die ersten Häuser, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden, wiesen aufgrund von Materialknappheit und Sparsamkeit eine dürftige Bauqualität auf. An Schallschutz war da nicht zu denken. Der Bedarf an Wohnungen war jedoch enorm. Ab den 1960er Jahren entwickelte sich ein fulminanter Bauboom – Presslufthammer und Mörtelmaschine lieferten die Begleitmusik – und die Großstädte expandierten im Wirtschaftswunderland.

War man zunächst froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, wuchsen jedoch mit höherem Wohlstand die Wünsche nach mehr Wohnkomfort und Lebensqualität. Gestiegene Ansprüche an Wohlbefinden und Gesundheit sowie eine vermeintlich bessere Kompetenz, die eigene Gesundheit einzuschätzen und gesundheitliche Voraussetzungen zu beurteilen, sind heute anhand der Präsenz von Gesundheitsthemen in den öffentlichen Medien zu erkennen sowie in dem boomenden Gesundheits- und Wellness-Markt. Diese gesundheitsbezogenen Ansprüche zeigen sich nicht nur am Bedarf nach bio-zertifizierten Nahrungsmitteln, sondern auch im Trend zum gesunden Wohnen und Bauen mit biologisch-natürlichen Baustoffen. In dieses Szenario passt Lärm, der fortwährend an den Nerven „sägt“, nicht hinein. Dieser Lärm rührt nicht nur vom Verkehr, wenngleich dieser die Hauptquelle ist und bleiben wird, sondern auch zunehmend von neuen technischen Anlagen, die mit der ökologischen Erneuerung unseres Landes zusammenhängen. Dazu zählen vor allem Windkraftanlagen und Wärmepumpen. Beide emittieren niederfrequenten Schall, oft auch begleitet von tonalen Komponenten, über den sich die Klagen häufen. Hier liegen der Schutz vor Lärm und die Erschließung regenerativer Energiequellen, beides berechtigte Umweltanliegen, im Konflikt.

Leider ist niederfrequenter Lärm, dessen dominante Frequenzen unterhalb von 100 Hz liegen, schwer zu beherrschen. Um tiefe Frequenzen zu dämmen, wird massives Material benötigt. Tiefe Frequenzen können leichter als hohe Frequenzen Mauern durchdringen. Wenn der Wohnungsnachbar laute Musik abspielt, hören wir durch die Wände das Wummern der Bässe, aber weniger die hohen Violinen- und Flötentöne.

Im Wohnungsbau, insbesondere bei Hochhäusern, steigen die Ansprüche an den Schallschutz. Nicht nur störende Geräusche haustechnischer Anlagen stehen im Fokus, hier ist es auch der Schutz der Privatsphäre, die auf dem Spiel steht, wenn Gespräche und andere Lautäußerungen, die auf persönliche und intime Aktivitäten schließen lassen, nicht innerhalb der eigenen vier Wände verbleiben (→ Kap. 9).

Lauter Schall

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