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Lärm – „Burden of Disease“

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In Deutschland fühlen sich nach den 2016 durchgeführten Online-Umfragen des Umweltbundesamtes (UBA) 48 % der Bevölkerung von Straßenverkehrslärm mittelmäßig bis äußerst belästigt, über 22 % durch Fluglärm und über 19 % durch Schienenverkehrslärm. Gewerbe- und Industrielärm stören ebenfalls über 24 % der Bevölkerung. Lärm ist zudem der häufigste Anlass für Nachbarschaftsstreit. Lärm durch Nachbarn beklagen 41 % der Bevölkerung. Zunehmend mehr Einwohner werden durch mehr als eine Lärmquelle belästigt. Die Lärmschwerhörigkeit ist immer noch die häufigste Berufserkrankung. Hintergrundgeräusche und Hintergrundsprechen sind der am meisten angeführte Beschwerdegrund in Büros, und Lehrkräfte und Schulkinder leiden unter Lärm in den Schulen und unter schlechter Klassenraumakustik.

Die Auswirkungen des Lärms sind vielfältig. Lärm kann das Gehör schädigen, Sprachschall und andere wichtige akustische Informationen verdecken, die Aufmerksamkeit ablenken, Lernen behindern, Ruhe und Schlaf stören, ärgern, erzürnen und Aggressionen auslösen, physiologische Prozesse beeinflussen und auf Dauer krank machen. Durch Lärm werden Grundstücke entwertet und das politische Klima vergiftet. Lärm ist lästig. Er beeinträchtigt in hohem Maße unsere Lebensqualität.

Und Lärm ist gefährlich. Er kann nicht nur irreversibel das Gehör schädigen, er stellt auch darüber hinaus ein weit unterschätztes umweltbedingtes Risiko für das Herz-Kreislauf-System und die psychische Gesundheit dar. Lärm hinterlässt keine Spuren in der Umwelt. Es häufen sich durch ihn dort keine Schadstoffe an. Denn Schall und Lärm sind nicht materieller, sondern energetischer Natur. Der Schaden entsteht jedoch in uns. In uns, den Menschen, sind seine Spuren zu finden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnete 2011 Lärm als „Burden of Disease“, als eine „Krankheitslast“, und konstatierte, dass in den westeuropäischen Ländern mindestens 1 Million gesunde Lebensjahre jedes Jahr durch Verkehrslärm verloren gehen.

Dies klingt dramatisch, und das ist es auch. Lärm ist ein Problem – ein schwerwiegendes Problem, das uns noch lange begleiten dürfte! Dafür sorgen das zunehmende Bedürfnis nach Mobilität und der wachsende Verkehr. Aber nicht nur der Verkehr, auch der Trend zur Verstädterung und zunehmenden Verdichtung des Zusammenlebens der Menschen tragen zur Erhaltung des Lärmproblems bei.

Lärm ist jedoch kein rein akustisches Phänomen, Lärm geht weit über Schall hinaus. Lärm ist ein von Menschen verursachtes Problem, tangiert die Gesellschaft, schafft Konflikte, berührt unser Zusammenleben – und vor langer, langer Zeit sogar die Götter.

Lauter Schall

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