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Motorradbau bei BMW/EMW in Eisenach

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Nach dem Rechtsstreit um den Markennamen brachten die Eisenacher ihre Motorräder unter der Bezeichnung EMW heraus. Der Werksname betonte die Eigenständigkeit des Eisenacher Werks.

Die BMWs aus Ostdeutschland

BMW in Eisenach war der erste Hersteller, der gleich nach dem Krieg wieder Motorräder bauen durfte. Dabei war das Werk keineswegs dafür geeignet, die Automobil- und Motorradproduktion sofort wieder aufzunehmen. Die Gebäude waren zu 60, die Maschinen zu 35 Prozent zerstört. Eisenach wies zusammen mit Sigmar den höchsten Zerstörungsgrad aller Automobilwerke auf. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte BMW in Eisenach sämtliche Pkws fertigen lassen. Während des Krieges verlagerten die Bayern auch die Motorradproduktion in den Thüringer Wald. Am 3. Juli 1945 besetzten sowjetische Truppen das Land. Nach den Beschlüssen der Siegermächte hätte das Eisenacher Werk demontiert und über den Ural gebracht werden sollen.

Eine Delegation aus Eisenach begab sich zur sowjetischen Militärverwaltung. Die Eisenacher wollten den sowjetischen Militärchef der Ostzone, Marschall Schukow, vom Fortbestand des Eisenacher Werks überzeugen. Sie brachten einen BMW 321 und eine BMW R 35 mit. Die Eisenacher reisten mit der Vereinbarung ab, als Beweis ihrer Leistungsfähigkeit der Sowjetischen Militäradministration in Berlin innerhalb von sechs Tagen fünf neue BMW 321 und R 35 zu übergeben. Es gelang, die Vereinbarung pünktlich zu erfüllen.

Das Automobilwerk in Eisenach wurde auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration von der Demontage zurückgestellt. Mit dem inzwischen berühmten Befehl Nr. 93 erlaubte die Besatzungsmacht dem BMW-Werk in Eisenach, Motorräder und Pkws zu bauen. Andernorts war an Vergleichbares nicht einmal zu denken. Wahrscheinlich war es der Nimbus der Marke BMW, der Eisenach diese Vorzugsbehandlung bescherte. Dass die BMWs vorrangig den Besatzern geliefert werden würden, war klar. Neben dem Pkw BMW 321 und der R 35 setzten die Eisenacher aus Ersatzteilen 102 Motorräder des Typs R 12 und 232 des Typs R 75 zusammen.

Am 25. Januar 1946 wurde das Eisenacher Werk der sowjetischen Besatzungsmacht unterstellt und im August 1946 in den sowjetischen Awtowelo-Verband eingegliedert. Damit war die Demontage des BMW-Werks endgültig vom Tisch. Die sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Awtowelo war ein Staatsbetrieb, der von Moskau aus gelenkt wurde. Es waren die ostdeutschen Sahnestücke, die die Sowjets in ihre staatliche Aktiengesellschaft Awtowelo eingliederten. Vorteile hatte die Besitzübernahme für das Werk selbst und die dort arbeitenden Menschen. Der SAG-Verbund beseitigte Zubehör- und Materialengpässe. Zu den Vorzügen, Mitarbeiter bei Awtowelo zu sein, zählte der privilegierte Bezug von Lebensmitteln. Bereits 1946 lieferte Eisenach 1.300 BMW R 35 an die sowjetischen Behörden. Für ostdeutsche Privatpersonen war die R 35 ein Tabu. Sie durften die BMW erst ab 1949 kaufen.

Am 30. April 1952 übergab die Sowjetunion das Eisenacher BMW-Werk der DDR. Der Betrieb hieß jetzt „VEB IFA – Automobilfabrik EMW Eisenach“. Produziert wurden weiterhin BMWs. In jene Zeit fällt der Rechtsstreit um die Namensrechte. BMW aus München klagte gegen BMW aus Eisenach, den Namen BMW zukünftig nicht mehr zu verwenden. Die Klage war an den westdeutschen Importeur der ostdeutschen BMW-Fahrzeuge adressiert. Gerichtsstand war Düsseldorf. Das Gericht entschied, dass gegen die Produktion von BMWs und deren Vertrieb in der DDR keine Einwände bestanden, deren Vertrieb in Westdeutschland und im Ausland allerdings fortan verboten war. Die Eisenacher Automobilwerke reagierten, indem sie BMW durch EMW (Eisenacher Motorenwerke) ersetzten.

Unter sowjetischer Regie waren in Eisenach prestige- und exportträchtige Fahrzeuge mit Viertakt-Motoren gebaut worden. Doch die ostdeutschen Lenkungsgremien hatten andere Pläne mit Eisenach. Im April 1956 endete die Motorradfertigung im Thüringer Wald. Nicht etwa, weil die R 35 – inzwischen wurde sie unter der Herstellerbezeichnung EMW vertrieben – ausgereizt gewesen wäre. Sondern weil Eisenach als Standort der Wartburg-Produktion ausersehen war. Eine Chance, hochwertige Motorräder mit Viertakt-Motoren zu bauen, war damit vertan.


Vom Vorkriegs- und Kriegsmodell BMW R 12 bauten die Eisenacher nach Kriegsende 102 Motorräder zusammen – ausschließlich aus Ersatzteilen und exklusiv für die Sowjetunion.


BMW aus der DDR: Bis zum Rechtsstreit um den Markennamen stellte Eisenach 26.000 Motorräder des Typs BMW R 35 her.

1896Gründung der Fahrzeugfabrik Eisenach AG

1899Erste Eisenacher „Wartburg-Motorwagen“-Produktion

1914Kriegsproduktion für den Ersten Weltkrieg

1929BMW kauft Dixi Fahrzeugfabrik Eisenach

1931Erster BMW aus Eisenach ausgeliefert

1941Umstellung auf Kriegsproduktion

1942Verlagerung der Motorrad-Produktion nach Eisenach

1945,im Oktober Produktionsgenehmigung für Pkws und Motorräder durch sowjetische Besatzungsmacht

1945,im November Produktion des BMW 321 und der BMW R 35 beginnt

1952Rechtsstreit um Werksnamen, Umbenennung in EMW

1956,im April Ende der Motorradproduktion

1991Liquidation des VEB AWE

Typenatlas der DDR-Motorräder und Mopeds

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