Читать книгу Gegengiftiges, nicht weniger, als hin zur Realität - 14253 R - Страница 16
Die Geschwister Namira und Agran Kevner
ОглавлениеSo unschuldig haben sich die beiden gefühlt, so missverstanden haben die beiden sich gefühlt. Nichts machte die beiden glücklich, was gestern noch interessant schien war morgen schon profan und langweilig, nichts gab es was sich lange ihrer Aufmerksamkeit gewiss sein konnte, Namira versteckte sich hinter ihrer Maske aus Kajal, Lippenstift und Puder, sowie den trendigsten neuen Strähnen. Ihr Bruder Agran versteckte sich hinter einem Bart, einer Sonnenbrille und anderen männlichen Accessoires, wie einem schicken Wagen, oder den neuesten Sneakers die es auf dem Markt gab, beide liebten die Mode, aber mussten auch zum Ausdruck bringen, dass sie natürlich die ganze Modeindustrie durchschaut haben, das jetzt bloß keiner darauf kommen würde, ihr Status wäre ihnen wichtig, sie hatten ihn einfach, weil die pure Ablehnung auch etwas zu offensichtlich wäre und damit langweilig.
Die Beiden Kevner Geschwister waren scheinbar zu höheren Dingen berufen. Sie waren kalt, gefühlslos, alles mussten sie prüfen, alles musste bewiesen sein. Niemanden wollten sie an sich heran lassen, niemanden wollten sie spüren, alles musste vorher durchdacht gewesen sein, niemand durfte ihnen das Gefühl geben, das sie einmal gescheitert waren, das sie auch einmal eine Sekunde lang zugeben mussten, ja heute bin ich einmal gescheitert. Das ging ihnen schwer über die Lippen, es ging ihnen auch schwer über die Lippen, ui hier habe ich Mist gebaut, das habe ich falsch gemacht, für alles gab es eine Ausrede und wenn es die nicht gab, dann schwiegen die Kevners besser, als noch anderen von ihren Fehlern zu berichten.
Die Kevners sahen sich als verkannte Genies, die noch nicht wussten, was sie großes leisten würden, aber sie wussten das sie es eines Tages leisten würden und so schufen sich die Kevners ein Selbstbildnis, das sie wie eine Brosche oder eine feine Krawattennadel vor sich her trugen, sie wussten das sie per Erscheinung auf dieser Welt, an diesem Fleckchen wo sie lebten, es niemanden gab, der ihnen das Wasser reichen konnte, noch ihnen das Wasser reichen durfte. Konkurrenz durfte es nicht geben und Konkurrenz wurde gnadenlos aus dem Weg gegangen, jeden Konflikt umflogen sie, nahmen einen Umweg, es war besser für sie, so fühlten sich die Kevners, immer gut versteckt hinter einer großen Sonnenbrille. Jedem Gespräch wurde bewusst ausgewichen. Und jeder der Ihnen nicht passte wurde aussortiert. Und so waren die Kevner-Geschwister immer nur für sich Brüderlein und Schwesterlein, dass unzertrennliche Band der Kevner-Geschwister. Jede Destruktion im Leben wurde umgemünzt in Stärke, jede Schwäche sogar vor dem Bruder oder der Schwester zurück gehalten, nur Stärke zählte. Unbedingte Überlegenheit musste ausgestrahlt werden, denn jede Schwäche wurde bestraft. Und so zerrieben sich die Kevners immer mehr und mehr und aus Ihnen wurden nichts, sie wurden zu Niemandem.