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Jay und Leslie hatten den Gefangenen hinauf in den dritten Stock gebracht und außerdem die Kollegen der SRD bestellt.

Der Mann hatte einen Führerschein bei sich, der auf den Namen Larry Montoya ausgestellt worden war.

Ich sah mich in der Wohnung um, in der das Chaos herrschte. Sämtliche Schubladen waren aus den Schränken gerissen und ihr Inhalt auf dem Boden verstreut worden. Die Polstergarnitur war aufgeschlitzt worden. Das Küchenmesser, das dazu benutzt worden war, lag auf dem Boden.

„Scheint als hätte dieser Montoya alles durchwühlt“, stellte ich fest.

Ein Laptop, hunderttausend Dollar und wahrscheinlich auch die Pistolen – das war insgesamt eine Beute, von der so mancher Einbrecher nur träumen konnte.

„Ich sage nichts!“, sagte Montoya trotzig. „Und ich bestehe auf einem Anwalt.“

„Das ist Ihr gutes Recht“, sagte ich.

„Wir haben ihm seine Rechter vorgelesen“, erklärte Leslie. „Also werden wir uns nicht darüber beklagen, wenn er sie auch wahrnimmt.“

„Hier sind Blutspuren“, sagte Milo.

Ich wandte mich an Montoya, den wir in Handschellen gefesselt in den einzigen Sessel gesetzt hatten, der nicht zerschnitten worden war. Aus welchem Grund gerade dieser verschont geblieben war, ließ sich nur erahnen. Ich schätzte, dass Montoya einfach sein Glück nicht fassen konnte, hunderttausend Dollar gefunden zu haben, sodass er es dann vorgezogen hatte, schleunigst damit das Weite zu suchen, anstatt noch weiter in der Wohnung herum zu wühlen.

„Wessen Blut wird das wohl sein?“, fragte ich.

„Ich habe keine Ahnung“, behauptete Montoya.

„Angenommen wir finden James Tavernier in paar Tagen auf einer Müllhalde mit durchschnittener Kehle und die Blutspuren stimmen überein – dann hängen Sie ganz dick in einem Mordfall mit drin, Mister Montoya.“

„Ich sagte doch schon, bevor nicht ein Anwalt hier ist, sage ich keinen Ton.“

Ich beachtete seine Worte nicht weiter.

Schließlich hatte ich ja keineswegs vor, das Recht des Angeklagten auf einen Anwalt zu missachten. Aber ich war entschlossen, Montoya vorzuhalten, dass es auch für ihn Vorteile haben konnte, mit uns jetzt zu kooperieren – und nicht erst dann, wenn seine Aussage vielleicht nichts mehr wert war.

Jay hatte inzwischen über die Internetverbindung seines Handys eine Personenabfrage mit Hilfe des Datenverbundsystems NYSIS gestartet, das von sämtlichen Polizeieinheiten benutzt wird.

Montoya wurde in der Rubrik Criminal geführt.

Er hatte mehrere Verurteilungen wegen kleinerer Einbrüche, Diebstahl und Körperverletzung. Im Gefängnis hatte er zweimal einen Drogenentzug gemacht und war offenbar jedes Mal wieder rückfällig geworden. Zurzeit lief noch eine Bewährung.

„Mord ist was anderes als das, was Sie bisher so auf dem Kerbholz haben“, sagte ich, nachdem ich mir die Kurzfassung des Dossiers auf dem Handydisplay angesehen hatte.

„Wollen Sie mir jetzt einen Mord anhängen?“, rief Montoya aufgebracht.

„Ich will gar nichts, aber man wird Sie zwangsläufig damit in Verbindung bringen, sollte sich herausstellen…“

„Ich habe nichts damit zu tun!“, zeterte Montoya. „Und ich habe auch niemanden umgebracht.“

„Ich will, Ihnen mal sagen, wie ich denke, dass es war. Sie haben aus irgendeinem Grund gewusst, dass es bei Tavernier etwas zu holen war…“

„Stimmt nicht, ich kenne den Typ doch gar nicht!“

„Sie haben vor seiner Wohnung herumgelungert und abgewartet, bis Tavernier von zwei Typen aus der Wohnung geholt wurde. Dafür gibt es einen Zeugen, also hören Sie auf, es abzustreiten. Und dann haben Sie die günstige Gelegenheit genutzt und sich das Laptop, die Waffen und vor allem die hunderttausend Dollar unter den Nagel gerissen…“

Montoya atmete tief durch.

„Was wollen Sie von mir?“

„Dass Sie uns die Männer beschreiben, die Tavernier mitgenommen haben!“

„Okay, okay! Der eine war groß und hatte eine Figur wie ein Bulle, aber dafür nicht mehr viele Haare auf dem Kopf, der andere war blond und hatte einen Kurzhaarschnitt. Beide waren sportlich gekleidet und trugen Waffen. Ja, und der eine hatte einen Elektroschocker am Gürtel. Habe ich genau gesehen, als die Jacke zur Seite glitt.“

„Aber Sie haben nicht zufällig geglaubt, dass das Polizisten waren, oder?“

„Nein. Tavernier hatte eine blutverschmierte Nase. Ich nehme an, dass sie ihm ein paar reingehauen haben, weil er nicht freiwillig mitgegangen ist. Mehr weiß ich über die Typen nicht! Ehrenwort.“

„Und dann sind Sie in die Wohnung hineingegangen und haben Beute gemacht.“

„Meine Güte, ich hatte Tavernier gesehen, wie er Geld zählte. Einen ganzen Packen Scheine. Und dann hat er mit jemandem telefoniert, dem er gesagt hat, er hätte das Geld in bar da… Da dachte ich, das wäre meine Chance. Aber dann tauchten diese beiden Typen auf, die ihn mitgenommen haben…“

„Wissen Sie, um was für Geschäfte es da ging?“, hakte ich nach.

„Keine Ahnung! Ich meine, der Kerl hat bestimmt ab und zu mal eine illegale Waffe vertickt. Sonst hätte er davon ja nicht gleich mehrere in der Wohnung gehabt.“

„Diesen Typen scheint es ja nicht ums Geld gegangen zu sein.“

„Die haben einfach nicht gründlich genug nachgesehen, würde ich sagen“, meinte Montoya. „Es war nämlich gut versteckt.“

In diesem Moment erreichte uns ein Telefonanruf des Field Office.

„Hier Max!“, meldete sich unser Kollege Max Carter auf meinem Handy. „Fahrt sofort in die Ridger Street in Queens. Nummer 221. Das ist ein altes Fabrikgelände, auf dem ein paar leere Hallen vor sich hin rotten.“

„Was ist da los?“, fragte ich.

„Taverniers Handy wurde aktiviert und wir haben definitiv den Standort ermitteln können! Orry und Clive sind auch schon unterwegs.“

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