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Dr. Schmitt traf eine halbe Stunde später uns ein.

Er hatte von seinem Hotel aus mit den Kollegen in Chicago telefoniert.

„Man hat dort einen Hinweis bekommen, der recht interessant ist“, berichtete er, nachdem Milo und ich von unserem Dienstzimmer aus versucht hatten, noch etwas mehr über Morane herauszubekommen. Über das Steuerbüro, für das er tätig war, konnte man ihn derzeit nicht erreichen und auch mein zweiter Versuch, mit Tamara Jordan Kontakt zu bekommen war gescheitert.

Wir drehten uns zu Dr. Schmitt um.

„Was für einen Hinweis?“, fragte ich.

„Es hat sich beim Chicago Police Department eine Frau gemeldet, die möglicherweise vor fünf Jahren Opfer einer versuchten Attacke unseres Aschenbecher-Killers war.“

„Sie hat überlebt?“, fragte ich.

Gary Schmitt nickte. „Ja. Bei dieser Frau hat der Elektroschocker offenbar nicht funktioniert. Sie wurde nicht richtig gelähmt und konnte den Angreifer abwehren. Der geriet in Panik, nahm seinen Koffer und floh.“

„Gibt es eine Beschreibung?“

„Die Kollegen in Chicago haben sogar ein Phantombild angefertigt. Das werden die uns schicken. Allerdings sollte man nicht zu viel erwarten. Es sind fünf Jahre seit dem Tatversuch vergangen.“

„Und wieso meldet sich diese Frau erst jetzt?“, hakte ich nach.

„Sie war verheiratet und hätte ihrem Mann erklären müssen, wieso sie sich mit jemand anderem in einem Hotelzimmer verabredet hatte. Da hat sie es wohl vorgezogen zu schweigen. Aber als jetzt die Leiche von Kimberley Erickson gefunden wurde, haben die Lokalmedien in Chicago darüber berichtet.“

„Und da hat sie das Gewissen geplagt?“, meinte Milo.

Gary Schmitt zuckte mit den Schultern. „Inzwischen ist sie geschieden, da fällt es ihr wohl leichter, über die Dinge zu sprechen, die damals geschehen sind.“ Schmitt schnippste mit den Fingern. „Aber es passt alles haargenau zusammen! Möglicherweise ist der Täter seitdem dazu übergegangen, sein jeweiliges Opfer nicht nur mit einem Elektroschlag außer Gefecht zu setzen, sondern zusätzlich noch medikamentös zu betäuben.“

„Wäre interessant zu erfahren, ob dieser Morane eine Sanitäterausbildung gemacht hat“, meinte Milo.

„Ach ja, eine Sache noch!“, ergriff Gary Schmitt von neuem das Wort. „Die Frau, die entkommen konnte sagte, dass er sich Allan genannt hätte.“

„Den Nachnamen hat sie sich nicht zufällig auch noch gemerkt, oder?“, gab ich zurück.

„Nein.“ Schmitt schüttelte den Kopf.

„Der Name dürfte ohnehin falsch sein“, meinte ich.

„Sagen Sie das nicht, Jesse!“, widersprach der Profiler. „Unser Mann legt sehr viel Wert auf Richtigkeit. Ich glaube nicht, dass er sich verstellt und hätte ganz gewiss Scheu davor, einen falschen Namen zu nennen“

Milo wandte sich an mich. „Dann können wir Morane von der Liste streichen. Dessen Vorname lautet nämlich Jonathan.“

Auswahlband Krimi Winter 2020

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