Читать книгу Auswahlband Krimi Winter 2020 - A. F. Morland - Страница 54
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ОглавлениеWir rückten mit starkem Aufgebot aus, um die möglichen Beweise bei SuperSecure sicherzustellen. Außer Milo und mir waren noch gut zwei Dutzend G-Men an dieser Aktion beteiligt. Clive Caravaggio hatte als zweiter Mann unseres Field Office die Einsatzleitung. Neben unseren eigenen Erkennungsdienstlern Sam Folder und Mell Horster, traf auch noch Unterstützung der Scientific Research Division ein.
Die Firmenleitung war erwartungsgemäß sehr kooperativ. Wir sprachen zunächst mit Roger McFadden, dem Firmengründer, der sich aus dem operativen Geschäft eigentlich schon zurückgezogen hatte, bis der Fall Hoffman die Firma in den Fokus unserer Ermittlungen gebracht hatte.
McFadden hielt immer noch die Mehrheit der Firmenanteile und machte keinen Hehl daraus, dass er sich als Herr im Haus betrachtete.
„Nehmen Sie so viel Sand mit, wie Sie brauchen. Wir haben mehrere davon.“ McFadden selbst schien Kettenraucher zu sein. Allein während des kurzen Gesprächs, das wir mit ihm führten, griff er zweimal zum Glimmstängel. „Diese ganzen Anti-Raucher-Gesetze mögen ja unter gesundheitspolitischen Gesichtspunkten ihren Sinn haben, aber ich für meinen Teil habe mich entschieden, lieber rasant und genussvoll zu leben, als langweilig und ohne Spaß, wenn Sie verstehen, was ich meine!“ Er grinste. „Jedenfalls lasse ich mir in meiner Firma keine Vorschriften machen und sollte mich mal ein Mitarbeiter verklagen, weil er ein Raucherbein durch Passivrauchen bekommen hat, dann zahle ich ihm halt seine Entschädigung! Die paar Millionen wirft dieser Laden ja wohl ab!“ Und dann sprach er über sein Lieblingsthema. Er zählte auf, für wen SuperSecure alles schon für Computersicherheit gesorgt hatte.
Clive verdrehte die Augen und ich sah dem zweiten Mann unseres Field Office an, dass er eigentlich nur nach einer Möglichkeit suchte, das Gespräch höflich zu beenden, ohne sich dabei McFaddens Wohlwollen zu verscherzen.
Die Erfolge, von denen McFadden sprach, lagen alle schon ein paar Jahre zurück und hatten sich wohl in der Zeit ereignet, als McFadden noch selbst die Zügel in der Hand gehabt hatte.
„Hören Sie, Darren Hoffman war sicher eine ganz besondere Kapazität in seinem Fach. Können Sie mir vielleicht sagen, weshalb er es nötig hatte, sich in krumme Geschäfte hineinziehen zu lassen?“, wechselte McFadden dann plötzlich das Thema.
„Wir arbeiten daran, genau das herauszufinden. Aber noch bewegt sich alles, was wir dazu herausgefunden haben, im Bereich der Spekulationen“, sagte Milo.
McFadden zuckte mit den Schultern.
„Sie werden schon herausbekommen, was dahinter steckt. Da bin ich ganz zuversichtlich. Es wäre nur nett, wenn Sie mich über die Ergebnisse Ihrer Ermittlungen in Kenntnis setzen, bevor Sie damit an die Presse gehen. Zumindest, soweit unsere Firma betroffen ist.“
„Sie würden uns sehr helfen, wenn wir für unsere Ermittlungen auch ein Verzeichnis Ihrer Kunden haben könnten“, sagte Clive.
McFadden runzelte die Stirn. „Wozu das denn, wenn ich fragen darf?“
„Der am Tatort gefundene Sand besteht zu gleichen Teilen aus zwei verschiedenen Sorten“, erklärte Clive.
„Also ich will jetzt nicht beschwören, was in unseren Kübeln so drin ist, aber ich nehme an, dass dieselbe Firma bei allen Kübeln dafür sorgt, dass der Sand gewechselt wird – und dann dafür auch dieselbe Sorte verwendet.“ McFadden seufzte schwer. „Ehrlich gesagt höre ich auch zum ersten Mal, dass es da Unterschiede gibt. Scheint ja richtig eine Wissenschaft für sich zu sein…“
„Sehen Sie, das nehmen wir auch an und deswegen stammt die zweite Sandsorte wahrscheinlich woanders her.“
„Von einer unserer Kunden?“
„Einen Zusammenhang mit SuperSecure muss es geben“, sagte Clive.
„Vorausgesetzt natürlich wir finden überhaupt eine Übereinstimmung zwischen dem genetischen Material, das am Tatort sichergestellt wurde und dem Inhalt der Kübel in Ihrer Firma“, ergänzte ich. „Aber wenn wir so lange warten, bis wir Ergebnisse haben, verlieren wir wertvolle Zeit. Wir könnten nämlich inzwischen herausfinden, welcher Ihrer Kunden ebenfalls noch so einen Kübel benutzt. Allzu viele dürften das nicht sein…“
„Reigate Electronics in Chicago fällt mir da spontan ein… Aber warten Sie mal, das ist zehn Jahre her!“ McFadden lachte. „Denen habe ich noch persönlich die Sicherheitssoftware aufgespielt und den Systemadministrator in der Anwendung unterwiesen… Schätze da herrscht inzwischen auch die Nichtraucher-Diktatur.“
„Das bekommen wir schon heraus“, versprach Clive.
„Wenden Sie sich wegen der Kundendaten an Tamara Jordan, meine Ex!“ Er grinste. „Also mein Executice Manager meine ich damit, nicht was Sie denken.“
„Ja, wir hatten das Vergnügen schon“, murmelte Clive.
„Ich habe Miss Jordan angewiesen, Sie in jeder Weise zu unterstützen und selbstverständlich können Sie auch unsere Kundendateien einsehen, wenn Sie sich davon einen Fahndungserfolg versprechen.“
Damit verließ uns McFadden.
„Mangelndes Selbstbewusstsein kann man ihm wohl wirklich nicht vorwerfen“, meinte Milo.
Clive nickte. „Aber ich kann mir vorstellen, dass hier einigen ganz schön die Hosen schlottern. Wenn Hoffman tatsächlich in krumme Geschäfte mit sensiblen Daten verwickelt war, dann ist das doch so etwas wie ein Super-Gau für eine Firma wie SuperSecure!“
„Das Vertrauen der Kunden dürfte jedenfalls stark lädiert sein“, nickte Orry.
Clive wandte sich an mich. „Tust du mir einen Gefallen? Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du zu dieser Tamara Jordan gehen könntest, um sie nach den Kundendaten zu fragen. Die Frau hat Haare auf den Zähnen und ich glaube nicht, dass es der Sache dient, wenn ich ihr noch mal begegne.“
„Jesse macht das mit links“, grinste Milo. „Sein diplomatisches Einfühlungsvermögen ist doch legendär!“
„Sehr lustig“, gab ich zurück.