Читать книгу Mörderhimmel: 7 Strand Krimis - A. F. Morland - Страница 45
39
ОглавлениеMontgomery Carson war ein hochgewachsener Schwarzer mit kantigem Gesicht. Über die rechte Wange führte eine Narbe bis zum Kinn, die er sich bei einer Messerstecherei geholt hatte. Das war schon Jahre her, als er in einer Gefängnisküche mit einem Mithäftling aneinandergeraten war. Das war in seiner Anfangszeit gewesen. Inzwischen war er zu schlau, um sich noch erwischen zu lassen. Er ließ andere für sich die Decksarbeit machen.
Links und rechts standen zwei bullige Leibwächter. Sie waren Jamaicaner, wie Montgomery selbst.
Und nicht nur das. Sie waren auch noch mit ihm verwandt. Er traute niemandem, der nicht zu seinem Clan gehörte. Und so hatte er sich nur mit Leuten umgeben, mit denen er auf irgendeine Weise verwandt war. Natürlich war das kein wirklicher Schutz gegen Intrigen und Komplotte, wie sie in seiner Branche an der Tagesordnung waren. Aber für Montgomery Carson bedeutete dies zumindest die Illusion von Sicherheit. Gemessenen Schrittes ging er die Stufen hinab, die zum Portal des Gerichtsgebäudes hinaufführten. Sein Lächeln war breit und triumphierend. Mit einer Handbewegung, die eigentlich mehr zu einem feudalen Herrscher gepasst hätte, winkte er der wartenden Meute der Journalisten und Fernsehreporter zu. Dutzende von Mikrofonen wurden ihm entgegengehalten.
"Was sagen Sie zu Ihrem Freispruch, Mr. Carson?"
"War es ein gerechtes Urteil?"
"Was sagen Sie zu dem Vorwurf, Sie hätten Zeugen unter Druck gesetzt, nicht gegen Sie auszusagen?"
Montgomery blieb stehen. "Dies ist Amerika!", sagte er. "Von Gott gesegnet durch sein Justizsystem. Hier gibt es Gerechtigkeit - und das Urteil heute hat dies mal wieder unter Beweis gestellt!"
Mehr wollte Montgomery dazu nicht sagen.
Seine Leibwächter begannen damit, für ihn den Weg freizudrängen. Die bulligen Kerle, die ihre gesamte Freizeit mit Wahrscheinlichkeit in irgendwelchen Bodybuildig-Studios verbrachten, waren dabei nicht gerade zimperlich.
"Mr. Carson, es war ein Freispruch zweiter Klasse! Der Vorwurf, dass Sie mit mehreren Ihrer Nachtclubs in Harlem Geldwäsche betrieben haben, ist nicht wirklich ausgeräumt worden!"
Montgomery wirbelte herum.
Er bleckte die Zähne wie ein Raubtier. Sein Zeigefinger fuhr hoch wie die Klinge eines Springmessers und deutete auf den schmächtigen, bebrillten Zeitungsmann, der ihm das hinterhergerufen hatte.
"Überlegen Sie sich gut, was Sie sagen, Mister! Ich habe mehr Rechtsanwälte als Sie Finger an beiden Händen! Wenn Sie nicht sehr gut aufpassen, mache ich Sie so fertig, dass Sie Ihren Job als Gerichtsreporter nur noch in eigener Sache ausüben können!"
"Warum weichen Sie unangenehmen Fragen immer aus, Mr. Carson?"
Montgomery atmete tief durch. Innerlich kochte er.
"Glücklicherweise ist es so, dass man als unschuldig gilt, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, Mister! Daran sollten Sie denken, bevor Sie Ihr dummes Zeug absondern und womöglich noch hunderttausendfach drucken lassen!" In der nächsten Sekunde veränderte sich das Gesicht des Jamaicaners.
Es wurde starr. Die Augen traten hervor. Entsetzen stand ihm im Gesicht geschrieben. Entsetzen und Verwunderung. Ein Ruck durchzuckte seinen Körper.
Ohne ein Geräusch zu verursachen, dass in dem Tumult hörbar gewesen wäre, hatte etwas den Oberkörper des Jamaicaners getroffen und ihm Hemd und Jackett in der Höhe des Herzens zerfetzt.
Eine zweite Kugel folgte nur einen Sekundenbruchteil später. Sie traf dicht neben dem ersten Projektil. Montgomery ächzte dumpf.
Die Wucht des Aufpralls ließ Montgomery rückwärts taumeln und zu Boden gehen.
Seine Leibwächter rissen die Waffen heraus und feuerten in Richtung eines weißen Sportwagens, aus dem heraus die Schüsse gefallen waren. Jetzt brauste er mit quietschenden Reifen davon.