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Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, als wir den Lincoln-Tunnel durchfuhren. Allerdings in entgegengesetzter Richtung, verglichen mit dem Mann, dessen Vorleben wir zu erforschen versuchten. Man war schnell von Midtown Manhattan in New Jersey oder umgekehrt.

Ein Katzensprung nur vom Zentrum der Welt oder zumindest der USA entfernt - und doch wohnte man drüben viel billiger als in New York. Eine Differenz, die ins Gewicht fiel.

Cal Slater hatte in einem Reihenhaus in Union City, auf der anderen Seite des Hudson gewohnt. Bevor wir uns dort umsahen, machten wir Halt beim zuständigen Raubdezernat des Policedepartments von Union City Station und ließen uns von Lieutenant Bolder McCurry erläutern, was man dort bisher ermittelt hatte.

Viel war das nicht.

Offenbar nahm man diesen Einbruch nicht besonders ernst. Schließlich war das Opfer tot und konnte sich nicht mehr beschweren.

Und Angehörige waren bislang noch nicht ermittelt worden, wie uns Lieutenant McCurry zu meinem Erstaunen eingestand. Er wirkte etwas verlegen dabei und kratzte sich dauernd an seinem unrasierten Kinn. "Wir sind hier personell völlig unterbesetzt", meinte er.

"Klar", brummte ich.

"Hören Sie, Agent Abdul, es gibt da ohnehin nur noch eine Schwester, die vor Jahren nach Indien ausgewandert sein soll, um in einem Ashram zu leben. Kontaktversuche laufen über die amerikanische Botschaft in Delhi. Mehr können wir nicht tun..."

Er legte uns eine Mappe auf den Tisch.

"Das ist unser vorläufiger Bericht, Agent Abdul. Sehen Sie selber hinein, aber ich fürchte, Sie können nicht viel damit anfangen."

"Wie kamen die Einbrecher ins Haus?"

"Durch ein Fenster. Es wurde einfach ausgehebelt. Sie müssen sehr in Eile gewesen sein und haben alles durchwühlt..."

"Das wissen wir selbst", unterbrach Fred Ansara. "Ich dachte, dass inzwischen der Bericht der Spurensicherung auf dem Tisch liegt."

"Wir warten noch darauf", erklärte McCurry. Ich sagte: "Da kann man nichts machen..."

"Freut mich, dass Sie das so sehen!"

"Trotzdem vielen Dank."

Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir hier etwas Wichtiges erfahren konnten. Und so tranken wir den dünnen Revierkaffee auf und verabschiedeten uns.

Dann fuhren wir zu Slaters Wohnung. Fred Ansara kannte sich aus. Er wusste, wo Slaters gewohnt hatte.

Das Reihenhaus hatte insgesamt drei Stockwerke. Die oberen beiden hatte Slater vermietet, im Erdgeschoss hatte er selbst zusammen mit Jennifer McLure gelebt.

Seine Wohnung war versiegelt.

Als wir sie betraten, bot sich uns ein Bild des Chaos. Möbel waren umgestoßen, Polster aufgeschlitzt und teilweise sogar die Tapeten von den Wänden gerissen. Hier hatte jemand ganze Arbeit geleistet.

"Weißt du, Murray, das hat mich von Anfang an gewundert", meinte Fred Ansara. "Dieser Mann betrieb angeblich eine Agentur für Sicherheitsberatung. Aber er scheint kein Büro gehabt zu haben...

Ich wandte mich einem großen Schreibtisch zu, dessen Schubfächer grob aufgebrochen worden waren. Die Splitter ragten aus dem Holz heraus. Der Inhalt der Fächer war in aller Eile aber ziemlich gründlich durchsucht worden. Die Rückwand war zerbrochen waren, weil man dahinter offenbar ein Versteck vermutet hatte.

Wofür?, ging es mir durch den Kopf. Das war die alles entscheidende Frage.

Lew ging gerade die wenigen Bücher durch, die Slater besessen hatte. Sie lagen unter dem Regal aufgeschlagen auf einem Haufen. Jedes von ihnen war durchsucht worden.

"Ich frage mich, ob die Einbrecher gefunden haben, was sie suchten", meinte Lew.

"Vermutlich nicht", erwiderte ich. "Sonst hätten sie Jennifer McLure nicht auf diese Weise befragen müssen..."

"Auch wieder wahr."

"Es muss bei der Sache um sehr viel gehen."

"Ich schätze, dass es mehrere waren, Murray! Sonst wären sie nicht schnell genug gewesen. Wenn man hier Licht macht, sieht man das draußen. Es gibt nur Vorhänge, keine Fensterläden oder Jalousien."

"Und sie waren äußerst gründlich", sagte ich.

"Fast könnte man an irgendwelche Kollegen denken!"

"Jedenfalls verstanden sie ihr Handwerk..." Ich ließ den Block über den völlig chaotischen Schreibtisch gleiten.

Ein Teil der Unterlagen, die ursprünglich darauf gelegen hatten, waren bei der Durchsuchung durch den oder die Einbrecher hinter den Schreibtisch gerutscht. Ich fasste das Möbelstück an zwei Ecken und zog es ein Stück von der Wand weg. Ein wahrer Papierwust befand sich dahinter. Außerdem ein eleganter Parker-Kugelschreiber mit persönlicher Gravur und ein Diktiergerät. Es befand sich allerdings keine Kassette in dem Gerät.

Und dann fand ich noch etwas anderes. Einen kleinen, schwarzen Terminkalender.

Ich blätterte ihn durch.

Die Notizen waren schnell dahingeschmiert. Cal Slater hatte keine schöne Schrift. Sofern die Namen der Leute, mit denen er sich traf, überhaupt ausgeschrieben und nicht einfach abgekürzt waren, konnte man manche Buchstaben beim besten Willen nicht entziffern. Man hätte schon wissen müssen, wer sich hinter den eigenartigen, hektisch wirkenden Bögen und Schwüngen verbarg.

Wie eine Trainingsaufgabe für angehende Graphologen sah das aus.

Ich schlug das Datum auf, an dem Cal Slater ums Leben gekommen war. Es war nicht nur Instinkt, der mich das tun ließ, sondern eine logische Überlegung. Wenn Slater tatsächlich Opfer eines auf ihn gezielten Mordanschlags geworden war, den jemand den KILLER ANGELS hatte in die Schuhe schieben wollen, so kam dafür nur jemand in Frage, der genau gewusst hatte, zu welchem Zeitpunkt Slater den Lincoln-Tunnel durchfahren würde.

Ich schaute nach, ob er an jenem Tag einen Termin gehabt hatte.

Da stand tatsächlich eine Eintragung. Zunächst eine Uhrzeit: 10 Uhr 30. Dann eine Abkürzung: R.F.G.

Darunter eine noble Adresse an der Seventh Avenue, kurz vor dem Central Park, plus Telefonnummer.

Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer.

Im nächsten Augenblick hatte ich die Sekretärin einer Anwaltskanzlei am Apparat, die von einem gewissen Roger F. Garland betrieben wurde.

Das passte zu der Abkürzung.

Ich klappte das Handy zusammen.

Mr. Garland würde uns einige Frage zu beantworten haben.

Mörderhimmel: 7 Strand Krimis

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