Читать книгу Mörderhimmel: 7 Strand Krimis - A. F. Morland - Страница 59
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ОглавлениеHarris kauerte in einer der Gewahrsamzellen, in denen wir Verhaftete kurzfristig unterbringen können.
Er blickte auf, während der uniformierte Beamte hinter mir die Gittertür schloss.
"Was wollen Sie?", fragte er. "Es hat keinen Sinn... Bemühen Sie sich nicht und außerdem..."
"...unterhalten Sie sich mit uns nur in Gegenwart Ihres Anwalts. Ich weiß."
"So ist es.
"Dies ist kein Verhör", sagte ich.
"Was dann? Ruhestörung des Untersuchungshäftlings?" Er lachte zynisch.
"Warum haben Sie mich in der Wohnung in Yonkers nicht erschossen?"
"Hätte ich es tun sollen?"
"Kommt drauf an, von welchem Standpunkt aus man das betrachtet."
"Sie sagen es, Mister... Wie war noch Ihr Name?"
"Abdul. Special Agent Murray Abdul."
Er bleckte die Zähne wie ein Raubtier. "Ist das jetzt eure neue Masche, ja? Erst hetzt ihr diesen Verhörspezialisten auf einen, lasst ihn Fragen im Maschinengewehrstil stellen und dann kommt einer auf die persönliche Tour. Sparen Sie sich die Mühe, Mr. Abdul."
"Warum beantworten Sie meine Frage nicht?"
"Sie wollen mich nur zum reden bringen."
"In diesem Fall würde Ihnen das nur zu Ihrem Vorteil ausgelegt werden können."
Er sah mich an. Seine Augenbrauen zogen sich zu einer Schlangenlinie zusammen. "Ich wollte wissen, wer Sie sind, Mr. Abdul."
"Sie haben nicht damit gerechnet, dass wir Cops sind, oder?"
"Sehen Sie, jetzt sollten wir unser Gespräch beenden."
"Was haben Sie denn geglaubt, wer da kommt?"
"Bemühen Sie sich nicht."
Ich fixierte ihn mit meinem Blick. Er sah zur Seite, wich mir aus.
"Wenn Sie schon nicht reden wollen, dann hören Sie mir vielleicht einfach mal zu. Ein Mann namens Cal Slater ist erschossen worden. Und zwar auf eine Art und Weise, die zunächst nahelegen sollte, dass die KILLER ANGELS für diese Tat verantwortlich waren. Aber in Wahrheit handelte es sich um ein Attentat, das aus ganz anderen Gründen durchgeführt wurde, als nur eine Mutprobe durchzuführen."
"Was Sie erzählen, interessiert mich nicht im Mindesten!"
"Sollte es aber."
"Ach, ja?"
"Sie und Ihr verletzter Freund kommen nämlich auch noch in der Story vor..."
"Was Sie nicht sagen!"
"Slater Wohnung wurde durchsucht. Auf ähnliche Weise übrigens wie die Wohnung in Yonkers. Wer weiß, vielleicht findet man noch eine winzige Faser ihres Pullovers dort. Vielleicht hat auch irgendjemand in der Gegend Ihr Gesicht gesehen..."
"Was soll das?"
"Wenn Sie ganz sicher sind, dass das nicht sein kann, können Sie weiter schweigen und auf den Anwalt hören, den Juan Arkiz Ihnen stellt..."
"Woher..."
Ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Nur seien Sie sich nicht allzu sicher, dass dieser Anwalt wirklich Ihre Interessen vertritt. Wer bezahlt, bestimmt die Musik - kennen Sie den Spruch nicht? Sie können jetzt den Mund aufmachen, dann sind Sie Kronzeuge. Oder Sie können damit warten, bis Sie eine Mordanklage am Hals haben und Ihnen niemand mehr glauben wird."
"Mord?", echote er.
"Ist es nicht logisch, anzunehmen, dass Sie oder Ihr Komplize Slater umgebracht haben?"
"Warum hätten wir das tun sollen?"
"Ja, warum nur...", sagte ich gedehnt. In seinen Augen flackerte es unruhig. Ich sah, wie sich seine Hände zusammenkrampften. Er biss sich auf die Lippen. In seinem Inneren arbeitete es. Gut so, dachte ich. Sollte er nachdenken. Vielleicht würde er noch rechtzeitig erkennen, was wirklich zu seinem Vorteil war und das er in diesem Spiel vermutlich nur ein ganz kleines Rädchen war. Ein kleines Rädchen im großen Getriebe, das von Leuten wie Juan Arkiz in Gang gehalten wurde. "Sie sollten ein paar Disketten beschaffen, nicht wahr? Disketten, deren Inhalt viel Wert sein muss..."
Er antwortete nichts. Er rieb die Handflächen nervös gegeneinander.
"Jupiter Electronics stellt Steuerungssysteme für Raketen und andere Flugkörper her. Viele große Rüstungskonzerne lassen hier ihre Systeme entwickeln und bauen sie dann in ihre Produkte ein. Was glauben Sie, wer sich alles dafür interessiert? Es gibt bestimmt Leute, die dafür einen hohen Preis bezahlen würden. Slater - oder Browne, wie er sich nannte - hat vermutlich Daten gestohlen. Er hatte die Möglichkeit dazu. Ich frage mich, welche Rolle Arkiz dabei gespielt hat. Vermittelte er die Interessenten an der heißen Ware? Oder hat er sie selbst haben wollen, um sie meistbietend zu verkaufen? Ein Handel, der auf die Dauer vielleicht noch attraktiver geworden wäre, als der Drogenmarkt von New York City!"
"Reden Sie nur weiter, Abdul!"
"Euer Boss wird den Kopf aus der Schlinge ziehen. Genauso wie dieser Rechtsanwalt Garland, der irgendwie mit drinhängt. Aber dich wird man hängenlassen." Bei der Nennung dieses Namens machte sein Kopf eine ruckartige Bewegung.
"Ich habe Slater nicht getötet", sagte er.
"Mag sein."
Er sah mich an. "Aber ich hätte Sie in der Yonkers-Wohnung getötet, Mr. Abdul! Sobald ich gewusst hätte, wer Sie waren und wer Sie geschickt hat!"
"Ich hatte mich lautstark als FBI-Agent zu erkennen gegeben!"
Er grinste. "Das habe ich auch schon gemacht."
"Verstehe."
"Wie gesagt, ich hätte Sie und ihren Partner getötet."
"Dem Richter sollten Sie das besser nicht sagen", erwiderte ich mit einem dünnen Lächeln. "Und bei den Geschworenen kommt so etwas auch nicht gut an!"
Er atmete tief durch.
"Gehen Sie jetzt, Mr. Abdul."
"Die Zeit läuft Ihnen davon, Harris! Morgen werde ich Ihren Komplizen vernehmen. Vielleicht ist der redseliger und ich brauche dann Ihre Aussage gar nicht mehr. Einbruch und Angriff auf einen Bundesbeamten steht bislang auf der Liste, die man Ihnen präsentieren wird... Aber der Mord an Slater wird dazukommen. Und dann gibt es da noch eine gewisse Jennifer McLure, die brutal gefoltert und dann umgebracht wurde. Vermutlich deshalb, weil jemand wissen wollte, wo diese Disketten sind..."
Harris erbleichte.
"Ich..."
"Wollen Sie etwas dazu sagen, Mr. Harris?" Er schüttelte den Kopf.
Ich wandte mich zum Gehen.
Ich rief den Uniformierten, damit er mich aus der Zelle herausließ.
Der Beamte hatte noch nicht aufgeschlossen, da rief Harris: "Warten Sie, Abdul!"
Ich drehte mich herum.
"Was ist noch?", fragte ich.
Harris erhob sich und machte einen Schritt auf mich zu.
"Ich möchte eine Aussage machen."