Читать книгу Mörderhimmel: 7 Strand Krimis - A. F. Morland - Страница 62
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ОглавлениеAm nächsten Morgen hatten unsere Vernehmungsspezialisten alle Hände voll zu tun. Aus den verschiedenen Aussagen würde sich nach und nach das volle Bild der Wahrheit herauskristallisieren. Tim Varranos, der schwer verletzte, überlebende letzte Anführer der KILLER ANGELS, hatte in der letzten Nacht noch von der Krankenbahre aus versucht, seine Leute zum Schweigen zu bewegen. Aber damit würde er kaum Erfolg haben. Sie würden anfangen, sich gegenseitig zu belasten, um ihren eigenen Vorteil zu suchen. Und eine Perspektive für ein Leben nach den KILLER ANGELS. Sie hatten gemordet und einen ganzen Stadtteil in Angst und Schrecken gehalten. Und das Rauschgift, dessen Handel sie organisierten, sorgte dafür, dass so mancher ihrer Altersgenossen als Junkie in der Gosse landete.
Aber die KILLER ANGELS waren auch Opfer.
Marionetten in den Händen eines Mannes namens Juan Arkiz, der skrupellos nur seinen Profit gesucht hatte, ohne Rücksicht auf Menschenleben. Schließlich hatte er sich in demselben Netz verfangen, dass er selbst gelegt hatte.
"Man sollte sich keinen Illusionen hingeben", meinte Lew, als wir an diesem Morgen unterwegs nach Midtown Manhattan waren. "Die KILLER ANGELS gibt es nicht mehr, aber andere Gangs werden ihre Nachfolger werden. Vielleicht nicht ganz so mächtig und so ausgerüstet. Aber das Problem wird dasselbe bleiben..."
"Ich fürchte, du hast recht", musste ich zugeben. Und auch für den großen Boss Juan Arkiz würden sich schnell Nachfolger finden, die bereit waren, in die Bresche zu springen.
Unser Ziel war an diesem Morgen die Kanzlei von Roger F. Garland in der Seventh Avenue.
Seine Sekretärin wollte uns wieder abwimmeln, aber wir gingen einfach an ihr vorbei in Garlands Büro. Garland war gerade dabei zu telefonieren. Er beendete das Gespräch ziemlich abrupt und sah uns ärgerlich an.
"Was wollen Sie hier? Was fällt Ihnen ein, hier einfach so einzudringen?"
"Regen Sie sich nicht so auf und behalten Sie Platz", sagte ich.
Garland verzog das Gesicht.
"Wollen Sie mich immer noch mit dem Tod dieses BMW-Fahrers in Verbindung bringen? Sie machen sich lächerlich..." Ich beugte mich etwas vor. "Wir sind hier, weil wir Ihre Hilfe brauchen, Mr. Garland."
"Ach, etwas ganz Neues!"
"Einen Haftbefehl gegen Sie haben wir allerdings auch in der Tasche. Aber Sie wissen doch am besten, wie entgegenkommend Staatsanwälte gegebenenfalls sein können..." Garlands Augen wurden schmal. Er saß wie erstarrt da. Ich konnte ihm ansehen, dass er angestrengt darüber nachdachte, wie viel wir wussten.
"Vielleicht kommen Sie endlich mal zur Sache, Mr. Abdul", sagte er dann.
"Gerne. Ihr Freund und Gönner Juan Arkiz ist tot. Vielleicht haben Sie schon davon gehört...Sie können ihm also nicht mehr schaden, und seine Leute reden wie ein Wasserfall. Ich sage Ihnen das nur, damit Sie wissen, wie Ihre eigene Lage ist. Schweigen ist nicht immer Gold..."
"Was Sie nicht sagen, Mr. Abdul!", erwiderte Garland mit ätzendem Tonfall. Sein Lächeln war ziemlich säuerlich. Ich fuhr fort: "Sie waren Arkiz' Mittelsmann bei Geschäften mit gestohlener Technologie. Es geht um elektronische Steuerungssysteme, wie Jupiter Electronics sie herstellt. Slater war Ihr Mann dort. Und Arkiz hielt sich wie immer vornehm im Hintergrund. Leider hat Slater zuletzt ein paar Probleme bereitet. Er drohte, Arkiz - und damit auch Sie! - ans Messer zu liefern, wenn er nicht mehr Geld für Spionage-Dienste bei Jupiter Electronics bekommen würde. Deswegen musste er sterben. Sie sollten mit ihm verhandeln. Aber sein Mörder kannte den Termin, den Slater mit Ihnen abgemacht hatte. Er selbst wird ihn kaum weitergegeben haben. Also muss Slaters Mörder ihn von Ihnen bekommen haben."
"Machen Sie sich nicht lächerlich!"
"Es passt alles zusammen. Slater wurde in Arkiz' Auftrag umgebracht. Ein paar seiner Leute wurden ausgeschickt, nach der letzten, noch ausstehenden Lieferung zu suchen... Es handelte sich um ein paar Disketten..."
Garland schluckte.
Er gab sich große Mühe, seine Züge unter Kontrolle zu halten.
"Fahren Sie fort", murmelte er dann.
"Ihre Handelspartner misstrauten Ihnen und schickten einen Mann namens Garrett zur Unterstützung von Arkiz' Leuten. Wir haben eine Beschreibung von ihm. Und unser Computer kennt dieses Gesicht. John Garrett scheint der Deckname eines Libanesen namens Walid Jamal zu sein, der verdächtigt wird, für den Geheimdienst Libyens zu arbeiten."
Ich sah das Erstaunen in Garlands Gesicht.
"Vermutlich haben Sie sich nie genauer für Ihre Kundschaft interessiert", stellte Lew fest.
Und ich ergänzte: "Die Geschäfte liefen über Sie! Und Garrett war der Mittelsmann Ihres Kunden. Also müssen Sie wissen, wie Sie ihn erreichen können!"
"Sie sind hinter diesem Mann her?", fragte Garland überrascht. Ich nickte.
"Er ist ein Mörder. Er hat vermutlich Jennifer McLure gefoltert und anschließend getötet, um aus ihr herauszubekommen, wo die Disketten sind. Interessiert Sie das nicht auch, Mr. Garland?"
"Sie werden es mir sicher sagen!"
"Wir haben sie. Slater hatte ein perfektes Versteck. Er hat das Material an sich selbst geschickt und dafür gesorgt, dass der Brief lange genug unterwegs war. Der Inhalt der Disketten ist inzwischen mit Hilfe einiger Spezialisten von Jupiter Electronics auch schon weitgehend analysiert. Und dabei stellte sich heraus, dass Slater versucht hat, sich dadurch abzusichern, dass sich auf den Disketten auch genaue Daten darüber befinden, wie Ihr Spionage-Geschäft ablief. Jennifer McLure hätte das gegen Sie und Arkiz anwenden können... Aber Garrett und Arkiz' Gorillas waren schneller... Slater hat alles angegeben, alle Beteiligte, ihre Aufgaben und sogar die Wege, über die die Zahlungen liefen..."
Garland war ziemlich in sich zusammengesunken.
Lew sagte: "Es geht am Ende darum, wie viel der Schuld insbesondere an der Vorbereitung der zwei Morde Ihnen und wie viel dem toten Arkiz zugeschustert wird..."
Garland war ein intelligenter Mann.
Und vor allem kannte er sich mit unserem Rechtssystem aus. Er konnte sich vorstellen, was auf ihn zukam.
Also fragte er: "Was soll ich tun?"
Er war ein Opportunist, der sein Mäntelchen schnell in den Wind hielt. Aber das war unsere Chance.
"Verabreden Sie sich mit Garrett", erklärte ich. "Sagen Sie ihm, dass die Disketten in Ihren Händen seien... Können Sie ihn erreichen?"
"Jederzeit. Per Handy."
"Dann rufen Sie ihn jetzt an."
Garland zögerte.
Dann griff er zum Hörer.