Читать книгу Mörderhimmel: 7 Strand Krimis - A. F. Morland - Страница 53

47

Оглавление

Wir fuhren mit zwei Wagen. Fred Ansara nahm einen Chevy der Fahrbereitschaft.

Zusammen mit Agent Quinley, einem jungen Kollegen, der frisch von der FBI-Akademie in Quantico kam und erst seit kurzem bei uns war, würde er sich bei Jupiter Electronics umsehen, während Lew und ich die Wohnung dieses Ian Browne alias Cal Slater unter die Lupe nehmen wollten.

Lew und ich nahmen meinen Privatwagen, den Sportwagen. Im Polizeihauptquartier von Yonkers holten wir uns die Wohnungsschlüssel ab. Ein Officer erläuterte uns, dass die Wohnung aufgebrochen worden sei und man ein neues Schloss eingesetzt habe.

"Ein ziemlich großer Aufwand für einen Mann, der nur nicht rechtzeitig aus dem Urlaub zurückkommt", sagte ich.

"Ein Verbrechen war nicht auszuschließen."

"Ein Verbrechen?"

"Mr. Browne war Mitarbeiter von Jupiter Electronics. Diese Firma arbeitet vor allem für das Pentagon. Elektronische Steuerungen für Raketensysteme und dergleichen hochsensible Dinge werden dort im Regierungsauftrag entwickelt. Mr. Browne ist an entscheidender Stelle im Sicherheitsdienst des Unternehmens beschäftigt. Wenn so jemand verschwindet kann das die verschiedensten Ursachen haben."

Ich verstand, was er meinte.

Bei Jupiter Electronics hatte man sich vermutlich darüber Sorgen gemacht, dass jemand vielleicht sicherheitsrelevante Informationen aus Browne alias Slater herauszupressen versuchte.

Dazu war es nicht gekommen.

Statt dessen hatte einfach jemand kurzen Prozess mit ihm gemacht...

Ian Brownes Wohnung lag am Rande von Yonkers im dritten Stock eines Mietshauses. Eine unscheinbare Adresse in einer unauffälligen Straße.

Wir nahmen den Aufzug.

Auf dem Flur begegnete mir ein großgewachsener Mann mit kantigem Gesicht und grauen Schläfen. Der Kashmir-Mantel wehte hinter ihm her. Er musterte uns mit einem nichtssagenden, aber aufmerksamen Blick und verschwand dann hinter der nächsten Ecke.

Ich blickte mich aus irgendeinem Grund zu ihm herum. Aber da war er schon weg.

"Ist etwas mit dem Kerl?", raunte mir Lew zu.

"Ich weiß nicht..."

Wir erreichten die Wohnungstür.

Als ich die Tür öffnen wollte, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Die Tür war bereits offen. Durch einen winzigen Spalt fiel von drinnen etwas Licht.

Ich wechselte einen Blick mit Lew und griff zur Pistole. Lew tat dasselbe.

Offenbar waren wir nicht die ersten, die sich für diese Wohnung interessierten.

Lew machte einen Schritt nach rechts, ich nach links. Ein Schuss krachte in der nächsten Sekunde. Mitten in der Tür bildete sich ein faustgroßes Loch, während ein Projektil dicht zwischen uns hindurchsauste. Es schlug mit mörderischer Wucht in die Wand ein, fetzte die Tapete herunter und ließ den Stein bröckeln.

Ein zweiter folgte im nächsten Augenblick. Ein weiteres Loch wurde in die Tür gerissen.

Rechts und links der Tür pressten Lew und ich uns gegen die Wand, während aus dem Inneren heraus jemand versuchte, möglichst schnell aus der Tür ein Sieb zu machen. Dann verebbten die Schüsse.

Schritte waren zu hören.

Ich packte kurz entschlossen meine Sig Sauer P226, wirbelte herum und gab der zerfetzten Tür einen Tritt. Sie flog zur Seite. Ich hatte die Pistole im Anschlag, als ich in die Wohnung eintrat.

"Waffen weg! FBI!", rief ich.

Ich befand mich in einer Art Wohnzimmer, das den größte Teil der Wohnung auszumachen schien. Die Balkontür stand offen und ein kühler Luftzug kam herein.

Vorsichtig machte ich ein paar Schritte vorwärts. Lew folgte mir.

Die Wohnung war durchsucht worden. Es schien, als hätten wir jemanden bei dieser Tätigkeit gestört.

Es war niemand zu sehen.

Lew durchschritt den Raum und wandte sich der Tür auf der linken Seite zu, die in ein weiteres Zimmer führen musste. Ich wandte mich derweil dem Balkon zu.

Lew öffnete die Tür mit einem Tritt.

Mit der Waffe im Anschlag machte er einen Satz nach vorne.

"Hier ist niemand", sagte er knapp.

"Er wird die Feuerleiter genommen haben!", erwiderte ich. Lew nahm sich das Bad vor. Auch ohne Erfolg. Ich ging weiter in Richtung Balkon.

Vorsichtig trat ich hinaus.

Mein erster Impuls war, hinunterzusehen. Aber dann sah ich seitlich eine Bewegung und wirbelte herum.

Eine Uzi war auf mich gerichtet. Keinen Meter von mir entfernt. Ein Mann mit kurzgeschorenen Haaren und dunklem Knebelbart stand mir gegenüber.

Er hatte sich gegen die Wand gepresst und auf mich gewartet. Der Lauf seiner Uzi zeigte auf meinen Bauch.

Sein Finger spannte um den Abzug, um mich mit einem Feuerstoß dieser handlichen Maschinenpistole förmlich zu durchsieben. Auf einen Meter brauchte man nicht zu zielen. Und mit einer Uzi ohnehin nicht. Irgendeine Kugel würde ihr Ziel schon erreichen und dafür sorgen, dass ich kampfunfähig war.

Meine Hände umfassten die P226.

Mir war klar, dass ich die Waffe vielleicht noch abdrücken und den Kerl in Notwehr erschießen konnte. Aber nicht schnell genug, um damit mein Leben zu retten.

Eine volle Sekunde verging.

Das Erstaunen darüber, dass wir beide noch lebten, hatte ich schon beinahe verwunden.

"Fallenlassen", sagte er leise. Er machte mit dem Lauf der Maschinenpistole eine knappe, präzise Bewegung. Ich sollte die P226 vom Balkon hinunterwerfen. Ich zögerte noch. Aber dann sah ich, wie der Muskel seines Zeigefingers sich anspannte. Dieser Mann verstand keinen Spaß. Die dicke Ader an seiner Stirn pochte. Er würde nicht zögern, einfach loszuballern. Warum er es bis jetzt nicht getan hatte, wusste ich nicht.

Also gehorchte ich.

Die Pistole flog über das Geländer des Balkons. Irgendwo traf sie auf die Feuertreppe und kam scheppernd auf. Sie rutschte weiter. Mit einem stumpfen Geräusch kam sie unten auf.

Ich wandte ein wenig den Kopf.

Aber Lew konnte ich nicht sehen.

Er musste mitbekommen haben, was hier vor sich ging. Allerdings war er zur Untätigkeit verdammt. Ich stand genau in seiner Schusslinie. Lew konnte im Moment nichts für mich tun.

"Jetzt gehen wir zusammen rein", sagte der Mann mit dem Knebelbart. "Drehen Sie sich ganz langsam um..." Ich gehorchte. Etwas anderes blieb mir auch kaum übrig.

"Was wollen Sie hier in dieser Wohnung? Die preiswerten Möbel aus Spanplatte sehen nicht gerade wie lohnende Beute aus", sagte ich.

"Mundhalten. Die Fragen stelle ich."

Er drückte mir den Lauf der Uzi in den Rücken. Ich musste die Hände über dem Kopf zusammenfalten.

Wie einen Schutzschild führte er mich vor sich her.

"Kommen Sie raus, wenn Sie verhindern wollen, dass aus Ihrem Partner ein Sieb wird!", rief der Mann mit dem Knebelbart. Das war an Lew gerichtet. Der Mann musste mitbekommen haben, dass wir zu zweit waren.

Es kam keine Antwort.

Den Einbrecher schien das zu verwirren.

"Ihr Freund scheint sich nicht sonderlich dafür zu interessieren, was mit Ihnen geschieht", erklärte er dann mit ätzendem Unterton. Die Tür zum Nebenraum stand offen. Es herrschte eine gespannte Stille.

Der Kerl begriff jetzt, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber er wusste nicht was.

Die Tür zum Flur stand einen Spalt weit offen.

Sie begann sich zu bewegen. Im ersten Moment konnte man denken, dass es der Luftzug war, der von draußen hereinblies. Dann verdeckte ein Schatten das Licht. Sie öffnete sich vollends.

Ich drehte den Kopf und erblickte den Mann mit dem Kashmir-Mantel.

Ein zynisches Lächeln spielte in seinem kantigen Gesicht. In der Rechten trug er eine Automatik.

"Warum hast du ihn nicht erledigt?", fragte er.

"Ich will wissen, wer ihn schickt... Ist dir sein Partner begegnet?"

"Nein."

Der Mann mit dem Knebelbart deutete mit dem Lauf der Uzi auf die Tür zum Nebenraum. "Dann muss er noch dort sein." Ich wurde grob zu Boden gestoßen. Hart kam ich auf dem abgenutzten Parkett auf. Ich fühlte ein Knie schmerzhaft auf meinem Rücken. Und dann war da etwas Kaltes, Metallisches, das unangenehm in meinen Nacken gedrückt wurde. Der Lauf der Maschinenpistole.

Der Mann im Kashmir-Mantel ging mit der Pistole im Anschlag ins Nebenzimmer.

"Hier ist niemand!", rief er.

Dann ging alles sehr schnell.

Ich lag in einer ungünstigen Position. Ungünstig vor allem auch deshalb, weil ich nicht sehr viel sehen konnte. Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich eine Bewegung war.

Hinter dem Mann, der mir seine Uzi in den Nacken drückte, verdunkelte ein Schatten das Licht, das durch das Fenster hereinschien.

"Die Waffe weg!"

Es war Lews Stimme.

Ich erkannte sie sofort. Ein Sekundenbruchteil verging, dann lockerte sich der Druck, den das Knie und die Maschinenpistole auf mich ausübten. Ich drehte mich herum, riss dem Kerl die Uzi aus der Hand und stieß ihn von mir. Genau in dieser Sekunde erschien der Mann mit dem Kashmir-Mantel in der Tür zum Nebenraum.

Er feuerte sofort.

Aber Lew war schneller.

Ein gezielter Schuss aus seiner Dienstpistole traf den Mann an der Schulter. Er wurde nach hinten gerissen. Die Waffe entfiel seiner Hand. Der Arm zuckte, während sich der Mantel rot färbte. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht. Ich erhob mich, ging auf ihn zu und nahm seine Waffe an mich.

Der Mann keuchte.

Im Hintergrund war eine Polizeisirene zu hören.

"Unsere Leute sind schon unterwegs!", kommentierte Lew.

"Ich habe sie bereits per Handy verständigt." Ich sah ihn etwas erstaunt an.

"Wo kommst du so plötzlich her, Lew?"

"Über die Nachbarwohnung. War nicht ganz ungefährlich, von einem Balkon zum anderen zu klettern. Aber was tut man nicht alles für gute Freunde!"

Mörderhimmel: 7 Strand Krimis

Подняться наверх