Читать книгу Mörderhimmel: 7 Strand Krimis - A. F. Morland - Страница 50
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ОглавлениеWir machten uns umgehend nach Manhattan auf. Fred Ansara saß am Steuer. Lew saß neben ihm, während ich der Rückbank Platz genommen hatte.
Ich hatte die Akte neben mich gelegt, die das Einbruchsdezernat des Police Departments von Union City angelegt hatte. Ich blätterte die Akte durch. Interessante Hinweise fand ich darin nicht.
Roger F. Garland war ein grauhaariger unscheinbarer Mann mit hoher Stirn und aufmerksamen Augen. Seine Nase war breit und platt. Er trug einen Maßanzug in modisch aktuellem Design. Zuerst hatte seine Sekretärin versucht, uns abzuwimmeln, aber in der Beziehung war sie bei uns auf Granit gestoßen.
Garland empfing uns in einem weitläufigen Büro, das den größten Teil einer Traumetage mit Blick auf den Central Park ausfüllte. Die Einrichtung war sehr schlicht und sachlich gehalten. An den Wänden hing moderne Kunst, von der ihr Besitzer annahm, dass sie im Wertzuwachs jedes Aktienpaket in den Schatten stellen würde.
Garland stand hinter seinem Schreibtisch auf, umrundete diesen und trat mir entgegen. Der Händedruck, mit dem er mich begrüßte, war überhart. Der Händedruck eines Mannes, der jedem sofort zeigen wollte, wer der Boss war.
Wir zeigten ihm unsere Ausweise.
Sein Gesichtsausdruck blieb unbewegt, so als würde ihn das nicht sonderlich beeindrucken. Er führte uns zu einer Sitzecke. Die Sessel waren schwarz, aus Leder und ziemlich unbequem.
"Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?", fragte er dann. "Möchten Sie einen Drink?"
"Wir sind rein dienstlich hier", erklärte Lew nüchtern. Fred Ansara und lehnten ebenfalls ab.
Garland zuckte die Achseln.
"Wie Sie wollen."
Ich begann mit der Befragung.
"Kennen Sie einen Mann namens Cal Slater?" Es war eine einfache Frage, auf die es vermutlich auch eine einfache Antwort gab. Nicht so für Garland. Er schlug Beine übereinander und musterte mich mit einem abschätzigen Blick.
"Wie soll ich diese Frage verstehen?"
"So wie sie gestellt ist."
"Sie werden sich vielleicht wundern, dass ich nicht direkt antworte, aber..."
"Da haben Sie durchaus recht!"
Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Er rieb sich mit dem Zeigefinger an der Schläfe. Dann fuhr er endlich fort: "Der Punkt ist einfach der, dass ich nicht weiß, ob ich gegen meine anwaltliche Schweigepflicht verstoße, wenn ich Ihnen Auskunft gebe."
"Da Sie dagegen nur verstoßen können, sofern Mr. Slater Ihr Mandant war, ist die Frage damit beantwortet", stellte ich fest. "Sie kannten Slater."
"Es ist Ihre Sache, Schlüsse zu ziehen, Mister..."
"Abdul."
"Entschuldigen Sie, aber ich kann mir Namen nicht merken."
"Der von Slater war Ihnen aber noch im Gedächtnis." Auf Garlands Stirn erschienen jetzt einige Falten. Sein Gesicht bekam einen ärgerlichen Zug. Er wirkte genervt.
"Hören Sie zu, Mr. Abdul. Meine Zeit ist überaus kostbar..."
"Das ist unsere auch!"
"...und Sie sollten sie nicht verschwenden. Also kommen Sie endlich zur Sache."
"Mr. Slater hatte am Vierten dieses Monats mit Ihnen um 10.30 einen Termin, zu dem er nicht mehr kommen konnte..."
Garland nickte. "Ja, tragische Geschichte. Er wurde von diesen Wahnsinnigen umgebracht, die von Brücken auf Highways schießen und das als Mutprobe ansehen, obwohl es mehr für besondere Hinterhältigkeit und Feigheit spricht!"
"Es gibt Zweifel an der Theorie, dass es wirklich so gewesen ist", sagte ich.
Garland hob die Augenbrauen.
"Ach, wirklich?"
"Er könnte ermordet worden sein?"
"Also, nach allem, was ich darüber weiß, erscheint mir das sehr unwahrscheinlich." Er schaute mich an und zuckte dann die Achseln. "Aber bitte, wenn Sie meinen... Ich frage mich nur, was Sie da von mir wollen?"
"Wir möchten gerne wissen, weswegen er bei Ihnen war, Mr. Garland."
"Ich denke, Sie haben kein Recht, mich das zu fragen."
"Ach, nein?"
"Vielleicht nimmt Ihresgleichen die Gesetze manchmal nicht so genau und hat vielleicht noch nicht einmal einen wirklichen Begriff von dem, was ihren Geist ausmacht!"
"Und bei Ihrem Berufsstand ist das natürlich ganz anders", kommentierte Lew ironisch.
Garland drehte den Kopf zu ihm herum und verzog das Gesicht zu einem geschäftsmäßig wirkenden Lächeln. Eine kalte Maske, die nichts von dem preisgab, was sich hinter ihr abspielte.
"Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen." Jetzt mischte sich Fred Ansara ein. Er zeigte Garland ein Foto von Jenny McLure.
"Kennen Sie diese Dame? Vielleicht ist sie auch zufällig Ihre Mandantin."
"Das ist sie nicht. Sie war Slaters Lebensgefährtin..."
"War?", echote ich.
In Garlands Gesicht zuckte es unruhig, als er mir einen eisigen Blick zuwarf. Sein Lächeln wirkte wie gefroren. Die Zähne blitzten makellos weiß.
Ich sagte: "Sie sprechen von Miss McLure in der Vergangenheit, so als würde sie nicht mehr unter den Lebenden weilen?" Garlands Gesicht verzog sich zu einer zynischen Maske.
"Die Vergangenheit bezog sich auf Mr. Slater. Selbst bei Ehepaaren heißt es doch bis dass der Tod euch scheidet. Um so mehr muss das doch für Leute gelten, die ohne Trauschein zusammenleben."
"Ich kann darüber nicht lachen, Mr. Garland."
"Es war auch völlig ernst gemeint."
"Wann haben Sie Jennifer McLure zuletzt gesehen?"
"Ich erinnere mich nicht."
"Aber, ob Sie ein Elektroschock-Gerät besitzen, daran erinnern Sie sich bestimmt..."
"Was soll das?"
"Es ist eine Frage, mehr nicht. Man kann sie mit ja oder nein beantworten."
"Habe ich hier etwas nicht mitbekommen? Erst ging es Ihnen doch um Slaters Tod!"
"Irgendwie hängt das alles zusammen!"
"Ich schlage vor, Sie kommen wieder, wenn Sie etwas mehr Ordnung in das Wirrwarr gebracht haben, Mr. Abdul." Und mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen setzte er dann noch hinzu: "Ich meine damit sowohl das Chaos in dem vorliegenden Fall als auch das in Ihrem Hirn! Aber vielleicht gehört ja, was das betrifft, auch alles zusammen..."
Ich versuchte, gelassen zu bleiben.
"Jennifer McLure ist ermordet worden und ich komme immer noch nicht über die Tatsache hinweg, dass Sie bereits davon zu wissen schienen, Mr. Garland."
"Ach, ja?" Er hob die Augenbrauen und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß, dass man seid dem Aufkommen von Freuds Psychoanalyse alles mögliche in so etwas hineininterpretieren kann. Aber manchmal ist ein Versprecher einfach nur ein Versprecher."
"Lass uns gehen, Murray!", meinte Lew. "Am besten wir kommen mit einer Vorladung und einem Hausdurchsuchungsbefehl wieder. Anders kommen wir hier nicht weiter..."
"Glauben Sie wirklich, Sie könnten mir damit Angst machen?", lachte der Anwalt. "Sie wissen genau, dass Sie weder das eine, noch das andere bekommen werden!"
Ich gab es ungern zu. Aber Garland hatte, was das anging, leider recht. Unsympathisch zu sein war leider nicht strafbar. Mein Handy klingelte. Ich griff in die Manteltasche und holte den Apparat heraus. Es war eine traurige Nachricht, die die Zentrale zu überbringen hatte.
Paul Morales war ermordet worden.