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Paul Morales stand vor seinem Drugstore. Der Coffee-Shop im Nachbargebäude war vorübergehend geschlossen. Wegen Umbauarbeiten.

Das Aufheulen von Motorengeräuschen ließ ihn aufhorchen. Er kannte diesen Sound.

Nicht so tief und brummend wie Autos...

Motorräder! Und zwar mindestens ein Dutzend davon. Eine Sekunde lang stand er wie erstarrt da und blickte die Straße entlang. Die Phalanx, der in schwarzes Leder gekleideten Motorradfahrer brauste die Straße entlang. Sie nahmen die volle Breite, ohne Rücksicht auf eventuellen Gegenverkehr. Hinter den Motorrädern kam eine kleine Kolonne erlesener Limousinen. Allesamt gestohlen, so war zu vermuten. Morales blickte den KILLER ANGELS entgegen.

Es war nicht das erste Mal, dass er ihnen gegenüberstand. Und natürlich zahlte er wie alle in der Gegend einen Teil seines Gewinns an ihn.

Aber normalerweise tauchten sie nicht mit einem derartigen Aufgebot auf, um sich ihren Anteil abzuholen.

Was ist geschehen?, fragte sich Morales und schluckte dabei. Er ahnte es...

Dann lief er die wenigen Schritte zurück zu seinem Laden. Im Moment war kein Kunde da. Und das war auch gut so. Morales umrundete den Tresen und öffnete eine langgezogene Schublade. Aus ihr holte er eine Pumpgun heraus und lud sie durch. Die Waffe war stets geladen. Schließlich kam es in dieser Gegend nicht selten zu Überfällen. Morales wusste, dass man in der Bronx mit allem rechnen musste. Und er war einfach nicht bereit, sein sauer verdientes Geld so einfach abzugeben.

Doch heute ging es um etwas anderes.

Um mehr.

Um sein Leben.

Einige der Motorradfahrer zogen Waffen hervor und brachten sie in Anschlag. Automatische Pistolen. Maschinenpistolen und Gewehre. Es war alles dabei, was einen guten Waffenladen ausmachte. Im nächsten Moment knatterte der Geschosshagel los und eine Scheibe nach der anderen ging zu Bruch. Die Projektile fetzten durch die Regale, ließen die Konservendosen tanzen und verspritzen den Inhalt an der Wand. Spätestens jetzt war es Paul Morales klar, dass es für ihn nur noch eins gab.

Flucht.

Er hechtete zunächst hinter den Tresen und kauerte dort. Abwarten, bis der erste Kugelhagel verebbt war. Eine andere Möglichkeit blieb ihm im Moment nicht. Mit ohnmächtiger Wut sah er zu, wie das Innere des Drugstore zerstört wurde. Die Kaffeemaschine zerplatzte und die Registrierkasse wurde durch den Feuerstoß einer Uzi mit Dutzenden von kleinen, wie gestanzt aussehenden Löchern perforiert. Die Dollarnoten im Inneren sahen vermutlich nicht viel besser aus. Paul Morales fasste das Gewehr fest mit beiden Händen. Im Grunde hatte er immer damit gerechnet, dass es eines Tages dazu kommen würde.

Sie müssen irgendwie hinter meine FBI-Kontakte gekommen sein, ging es ihm durch den Kopf. Und was die KILLER ANGELS auf den Tod nicht ausstehen konnten waren all diejenigen, von denen sie glaubten, dass sie Verräter waren.

Da waren sie knallhart.

Nach Beweisen wurde nicht lange gefragt.

Eine Verteidigung gab es vor ihrem Gericht nicht. Morales' Furcht hielt sich in Grenzen. Im Grunde hatte er schon lange mit dem Leben abgeschlossen und diese Situation gedanklich dutzendfach durchgespielt. Die Zeiten, da er nächtelang vor Angst wachgelegen hatte, waren vorbei. Er blickte in Richtung Telefon. Der Apparat stand am anderen Ende des Tresens.

Aber die Schießwut der KILLER ANGELS hatte nicht viel von dem Apparat übriggelassen. Die Kugeln hatten das Hartplastik zerfetzt und die elektronischen Eingeweide freigelegt. Morales würde niemanden mehr anrufen können, um ihm zu sagen, wer ihn auf dem Gewissen hatte...

Der Geschosshagel verebbte. Es wurde ruhig.

Verdächtig ruhig.

Türen klappten.

Schritte waren zu hören. Morales' Blick ging in Richtung der Tür, die in die Lagerräume und seine Privatwohnung führte, die sich im hinteren Teil des Gebäudes befanden. Aber bis zu dieser Tür waren es ein paar Meter. Und es war fraglich, ob er die lebend hinter sich bringen konnte.

Die Schritte schienen sich zu nähern...

Die Tatsache, dass er nichts von seinem Gegnern sehen konnte, machte Morales geradezu rasend.

Seine Hände zitterten.

Dann fasste er einen Entschluss, der aus nackter Verzweiflung geboren worden war.

Er tauchte aus seiner Deckung hinter dem Tresen hervor und riss seine Pumpgun herum. Der Lauf wirbelte in Richtung des Ausgangs, wo er einige Gestalten sah. Ihre dunklen Ledermonturen ließen sie unwirklich erscheinen. Fast wie Raumfahrer, die gerade aus einem UFO gestiegen waren, um die Welt in Schutt und Asche zu legen. In schlechten Filmen war das unfreiwillig komisch. Jetzt überhaupt nicht.

Morales stürzte in Richtung der Tür.

Gleichzeitig schoss er, aber seine Kugel ging ins Leere. Er sah das Aufblitzen eines Mündungsfeuers.

Grell züngelte es rot aus dem kalten Stahl.

Die Ladung erwischte Morales erst im Oberkörper, riss ihn zur Seite und nagelte ihn förmlich an die Wand. Einige Kugeln dieses Uzi-Feuerstoßes gingen glatt durch ihn durch und zeichneten hinter ihm noch ein Muster in die Wand. Er war nicht weit gekommen. Etwa ein Meter neben dem Tresen rutschte er an der Wand zu Boden. Ein Streifen aus Blut zog sich über das weiße Raufaser. Morales sackte die Waffe zur Seite. Krampfhaft umklammerte er sie, versuchte sie hochzureißen und nochmal abzudrücken. Aber seine Arme gehorchten ihm schon nicht mehr. Ein Zittern ging durch seinen ganzen Körper, während ihm ein roter Tropfen aus dem Mund rann.

Er hob den Blick.

Der Mann, der ihm entgegentrat, kannte er. Ein bleiches Milchgesicht. Morales hatte ihn in diesen Straßen aufwachsen sehen. Er hieß Tim Varranos.

Ein kaltes Lächeln stand auf Tims Gesicht.

Er beugte sich zu Morales hinab.

"Wir haben dich immer gewarnt, Morales!" Morales wollte etwas erwidern. Aber er konnte nicht. Mehr als ein unverständliches Röcheln wurde einfach nicht daraus. Tim verzog das Gesicht.

"Du wusstest, was wir mit Verrätern machen. Du wunderst dich, wie wir dir drauf gekommen sind? Wir hatten dich schon länger in Verdacht. Aber unser guter Killer-Joe war einfach zu nachsichtig und unentschlossen. Das hat er jetzt davon. Deine Freunde vom FBI haben ihm eine Falle gestellt... Böse Sache, was? Aber so etwas wird uns sicher nicht so schnell wieder passieren... Jedenfalls nicht unter meiner Führung!"

"Narr...", sagte Morales. Seine Stimme war nichts weiter, als ein Hauch.

Dann sackte sein Kopf zur Seite. Sein Blick erstarrte. Tim blickte kalt lächelnd auf ihn herab.

Er drehte sich herum und wandte sich an seine Leute.

"Es gibt viel zu tun!", knurrte er grimmig. Und dann ließ er seine Uzi in einem Ausbruch blanker Zerstörungswut noch einmal losknattern und die letzten noch heilgebliebenen Konserven zerplatzen.

Vielleicht stellte er sich vor, dass es sich um menschliche Schädel handelte.

Um die Köpfe der Leute, die noch auf seiner Liste standen...

Mörderhimmel: 7 Strand Krimis

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