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Nach drei Tagen kam Gaby nach Hause. Ihr Vater hatte inzwischen ihren Wagen in die Reparaturwerkstatt bringen lassen. Es würde einiges kosten, das Fahrzeug wieder fahrtüchtig zu machen, aber es war nicht unmöglich, hatte der Werkstattleiter ihm versichert.

„Wir haben einige alte Autos auf dem Firmengelände stehen, denen wir Ersatzteile entnehmen können, damit die Reparatur nicht zu teuer wird“, hatte der Mann gemeint. „Wir nehmen von dem einen eine Tür, von dem andern einen Kotflügel, vom nächsten einen Teil des Hecks ... Aus alt mach neu, Sie verstehen? Das praktizieren wir häufig. Wenn wir die alten Teile eingesetzt und das Fahrzeug neu lackiert haben, sieht es wieder aus, als käme es direkt aus dem Schaufenster.“

„Das ist sehr entgegenkommend von Ihnen“, hatte Gabys Vater gemeint, „aber nicht nötig.“

„Übernimmt die gesamten Reparaturkosten etwa die Versicherung?“

„So ist es. Meine Tochter hat beim Kauf des Wagens eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen.“

„Das ist natürlich etwas anderes“, hatte der Werkstattleiter gemeint und den entsprechenden Reparaturauftrag ausgestellt. Anschließend kümmerten sich den beiden Männern um einen Leihwagen für Gaby.

Die junge Frau war froh, wieder zu Hause zu sein. Sie schonte sich noch einen Tag, weil ihr Vater sie darum bat, aber dann hielt sie das Kribbeln in den Fingern nicht mehr aus. Sie musste endlich wieder etwas tun, setzte sich an ihren PC, hörte sich die Tonbandaufzeichnung des Gesprächs mit Gudrun Giesecke und Marie-Luise Flanitzer an, machte sich auf einem Schreibblock schwer lesbare Notizen (nur sie konnte diese Hieroglyphen aus Strichen, Schlingen und Punkten entziffern) und begann dann, ihren Artikel zu schreiben. Nachdem sie ihn zweimal gründlich überarbeitet hatte, druckte sie ihn aus und legte die Seiten in eine Mappe.

Dann fuhr sie mit dem Ersatzwagen zum Grünwalder Arzthaus. Sie hatte sich telefonisch angemeldet und wurde von den beiden Arzthelferinnen erwartet. Die Vormittagssprechstunde war zu Ende, Gudrun und Marie-Luise hatten Zeit für Gaby.

„Dafür, dat Se sich mit dem Wajen überschlajen haben, sehen Se schon wieder recht passabel aus“, stellte die Berlinerin beruhigt fest.

„Die Gehirnprellung, die ich dabei erlitt, war nicht so schlimm“, gab die junge Journalistin zurück. „Was mir zu schaffen machte, war der anaphylaktische Schock.“

Schwester Gudrun zog die Augenbrauen hoch. „So ’nen Wespenstich darf man nich unterschätzen.“

Gaby Lenz zeigte den Arzthelferinnen ihren Fotoapparat. „Darf ich jetzt ein paar Bilder von Ihnen schießen?“

„Keen Problem“, versicherte Gudrun entgegenkommend.

Gaby bat die beiden Sprechstundenhilfen, so zu tun, als würden sie arbeiten. Sie fotografierte Gudrun am Computer, Marie-Luise vor dem Medikamentenschrank, Gudrun beim Betrachten eines EKG-Streifens, Marie Luise beim Beschriften von Ampullen, in denen sich verschiedenfarbige Flüssigkeiten befanden ...

Als Dr. Kayser erschien, hatte die Journalistin bereits alle Aufnahmen „im Kasten“.

Der Grünwalder Arzt freute sich, Gaby so gesund und munter wiederzusehen. Der anaphylaktische Schock schien eine einmalige stressbedingte Überreaktion ihres Organismus gewesen zu sein. Gaby hatte in den Tagen vor dem Wespenstich zuviel gearbeitet. Dadurch hatte das Wespengift sie heftiger attackieren können als dies normalerweise möglich gewesen wäre, das hatten die Tests in der Waldner-Klinik ergeben.

Obwohl kaum damit zu rechnen war, dass noch einmal alle negativen Aspekte gleichzeitig zusammentreffen und Gabys Widerstandskraft so extrem herabsetzen würden, trug sie nun Tabletten bei sich, die sie sicherheitshalber sofort einnehmen würde, falls ihr wieder einmal eine Wespe den Krieg erklären sollte.

„Gaby“, sagte Dr. Kayser freundlich lächelnd. „Schön, Sie zu sehen.“

„Ich bin extra so gekommen, dass ich Ihren Ordinationsbetrieb nicht störe“, erklärte die schöne Journalistin.

„Das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen“, sagte Sven Kayser. „Wie geht es Ihnen?“

„Als wäre nie etwas passiert.“

„Großartig.“

Gaby bat, ihn mit seinen beiden Assistentinnen auch noch fotografieren zu dürfen. Er hatte nichts dagegen.

„Bleibt es bei dem Titel ‘Die Engel von Grünwald’?“, fragte Sven, nachdem Gabys Film voll war.

„Das hängt nicht von mir, sondern vom Chefredakteur ab“, antwortete die Journalistin.

„Wann wird Ihr Artikel erscheinen?“, erkundigte sich Marie-Luise Flanitzer. Sie hatte ihrem Mann erzählt, dass sie im Begriff sei, „berühmt“ zu werden.

„Auch das entscheidet der Chefredakteur“, gab Gaby Lenz Auskunft, „aber ich denke, dass Sie noch in dieser oder Anfang nächster Woche in der Zeitung stehen werden.“

Gudrun Giesecke hängte sich schmunzelnd bei ihrer Kollegin ein. ,,‘Täjlich Neues’ wird sich verkaufen wie die berühmten warmen Semmeln, wenn wir drinnen sind, Marie Luischen.“

Dr. Kayser ließ sich von Schwester Gudrun seine Bereitschaftstasche bringen. Er hatte drei Hausbesuche vor sich.

Gaby Lenz verabschiedete sich von den Arzthelferinnen und verließ mit Sven Kayser dessen Haus.

,,Ihr Vater hat sich bei mir noch nicht blicken lassen“, sagte Sven.

„Im Moment geht es ihm etwas besser“, erwiderte Gaby. „Da sieht er natürlich keinen Grund, Ihnen die Zeit zu stehlen, wie er sich immer ausdrückt.“

„Nun, wenn es ihm besser geht ...“, dehnte der Arzt.

„Ich werde ihn im Auge behalten“, versprach die Journalistin. „Sowie Beschwerden zu erkennen sind, werde ich Papa ganz massiv zu einem Arztbesuch drängen und ihm keine Ausrede mehr durchgehen lassen.“

Der Arztroman Koffer Oktober 2021: Arztroman Sammelband 10 Romane

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