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Zu Hause erzählte Gaby ihrem Vater von dem neuen Chefredakteur, den Elvira Sarkos CD nannte. Und Gaby ertappte sich schon dabei, dass sie ihn ebenfalls so nannte. Es schuf eine gewisse Intimität und Nähe.

„Scheint der richtige Mann für ‘Täglich Neues’ zu sein“, sagte Hasso Lenz, der immer schon Anteil am Berufsleben seiner Tochter genommen hatte.

„Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, dass er mit Menschen gut umgehen kann“, sagte Gaby.

„Menschenführung lässt sich nur bis zu einem gewissen Grad erlernen“, bemerkte ihr Vater. „Der Rest muss einem gegeben sein, sonst scheitert man.“ Gaby lachte. „Du hättest Elvira erleben müssen.“

„Hat sie sich etwa in CD verknallt?“, fragte Hasso Lenz.

Er nennt ihn auch schon CD, dachte Gaby. Liebe Güte! „Und wie“, sagte sie.

Ihr Vater schmunzelte. „Das passiert ihr doch nicht zum ersten Mal.“

„Diesmal scheint es sie aber besonders arg erwischt zu haben“, sagte Gaby. „Sie wurde rot wie eine überreife Tomate, als CD ihr die Hand gab.“

„Und wie hat er darauf reagiert?“

„Wie ein Gentleman, er hat es einfach übergangen.“

„Er gefällt ihr also“, sagte Hasso Lenz. „Und sie ihm?“

„Ich glaube, ich gefalle ihm besser“, gestand Gaby etwas gedämpft.

Ihr Vater horchte auf. „Hoppla, was höre ich denn da? Gütiger Himmel, du wirst Elvira diesen CD doch nicht etwa streitig machen wollen.“

Gaby Lenz hob unschuldig die Hände. „Ich werde überhaupt nichts tun. Er soll wählen. Entscheidet er sich für Elvira, ist es für mich in Ordnung. Entscheidet er sich für mich, würde mich das freuen.“

„Und wenn er prinzipiell gegen Beziehungen am Arbeitsplatz ist?“ Gaby zuckte mit den Schultern. „Dann gucken wir eben beide durch die Finger, Elvira und ich. Ich würde es verkraften.“

„Und Elvira?“

„Die mit Sicherheit auch.“

„Angenommen, CD käme in naher Zukunft auf die Idee, dich zu bitten, mit ihm auszugehen“, sagte Hasso Lenz. „Wie würde Elvira Sarkos darauf reagieren?“

„Zunächst enttäuscht, das ist klar“, sagte Gaby. „Aber schließlich würde sie sich damit abfinden.“

„Würde sie dir nicht den Krieg erklären?“

Gaby schüttelte kräftig den Kopf. „Ganz sicher nicht“, sagte sie überzeugt. „Sie würde sich Hals über Kopf in eine Affäre stürzen und ihren Schmerz in den Armen eines anderen netten Mannes vergessen. Aber uns beide würde das nicht entzweien. Dafür mögen wir uns viel zu sehr.“

„Wie sieht CD denn aus?“

Gaby beschrieb den neuen Chefredakteur so detailliert, dass ihr Vater durch die Zähne pfiff und meinte: „Donnerwetter, du hast dir den Knaben aber sehr genau angesehen.“

Ihr Vater zog sich noch für eine halbe Stunde in sein Büro zurück.

Inzwischen kochte Gaby Spaghetti und brachte sie mit einer würzigen Fleischsoße und geriebenem Parmesankäse auf den Tisch.

„Essen ist fertig!“, rief sie an der Tür, die in ihres Vaters Arbeitszimmer führte.

„Ich komme in einer Minute“, gab ihr Vater zurück.

Zehn Minuten später aß er voller Begeisterung seine Riesenportion auf.

Er küsste seine Fingerspitzen, verdrehte die Augen und rief verzückt aus: „Herrlich. Wunderbar. Du bist eine exzellente Köchin. Mir schmecken deine Spaghetti besser als die vom Italiener. Der Mann, der dich einmal bekommt, ist zu beneiden.“

„Wie hat eigentlich Mama gekocht?“, fragte Gaby. „Ich kann mich nicht daran erinnern.“

Sie war vier Jahre alt gewesen, als ihre Mutter einem langen, schweren Leiden erlegen war.

Es gab noch viele Fotos von ihr. Sie standen überall im Haus herum oder hingen an der Wand.

Dadurch wusste Gaby, wie ihre Mutter ausgesehen hatte. Wunderschön war sie gewesen, und sie hatte ihrer einzigen Tochter ihre außergewöhnliche Schönheit vererbt.

„Deine Mutter war eine ebenso gute Köchin wie du“, sagte Hasso Lenz. Er hatte sich nach dem Tod seiner Frau für keine andere Frau interessiert, obwohl er genügend Chancen gehabt hätte. Sogar zwei ebenso reiche wie attraktive Geschäftsfrauen hätten ihn gern zum Ehemann gehabt, doch er hatte sich von ihnen zurückgezogen, sobald er gemerkt hatte, dass sie ihn umgarnen und in den Hafen der Ehe locken wollten.

„Egal, was sie mir vorsetzte, es schmeckte alles einfach grandios. Deine Mutter machte aus den gewöhnlichsten Speisen etwas Besonderes“, erinnerte sich Hasso Lenz. „Sie brachte immer ihre eigenen Geschmackskomponenten auf den Tisch. Hier ein bisschen Oregano dazu, da ein wenig Basilikum hinein. Fenchel, Kümmel, Rosmarin ... Lotte verfeinerte alles wunderbar und schmeckte jede Speise so gekonnt ab wie der Koch eines Fünf Sterne Hotels. Oder sogar noch besser.“ Er lächelte. „Ich habe in den ersten Ehejahren ziemlich zugenommen.“

„Hat Mama das nicht gestört?“

„Nein. Sie sagte immer: ‘Die Liebe geht durch den Magen, und das soll man auch sehen.‘ Ich habe dann irgendwann selbst angefangen, auf mein Gewicht zu achten, aber leicht hat Lotte es mir nicht gemacht. Als sie krank wurde, da nahmen wir beide sehr rasch ab. Lotte durch die Krankheit, und mich zehrte der Kummer aus.“

Gaby senkte den Blick. „Es muss sehr schlimm für dich gewesen sein, zusehen zu müssen, wie sie stirbt, ohne ihr irgendwie helfen zu können.“

„Es war schlimm.“ Hasso Lenz nickte mit finsterer Miene. „Sehr, sehr schlimm. Und ich bin auch nie richtig darüber hinweggekommen.“

„Hast du deshalb nicht noch mal geheiratet?“

Gabys Vater seufzte. „Es wäre jeder anderen Frau gegenüber unfair gewesen, sie mit deiner Mutter zu vergleichen, aber genau das hätte ich getan und alle Frauen hätten dabei ziemlich schlecht abgeschnitten. Lotte war einmalig. So ein Mensch lässt sich kein zweites Mal finden, deshalb ließ ich es lieber und versuchte für dich Vater und Mutter zu sein.“

„Du hast auch meinetwegen kein zweites Mal geheiratet?“

„Hätte ich dir eine fremde Frau als Mutter vorsetzen sollen?“, sagte Hasso Lenz. „Das wollte ich dir nicht antun.“

„Inzwischen bin ich vierundzwanzig.“

„Die Erinnerung an Lotte füllt mich noch so sehr aus, ist noch so lebendig in mir, dass ich immer noch vergleichen würde ...“

„Aber der Mensch ist doch nicht fürs Alleinsein geschaffen.“

Hasso Lenz lächelte. „Ich bin nicht allein.“

„Noch nicht, aber eines Tages werde ich eine Familie haben ...“, wandte die junge Frau ein.

Gabys Vater nickte. „In einem eigenen Haus wohnen ...“

„Ja, und mich um Ehemann und Kinder kümmern müssen.“

„Ich werde auch dann nicht allein sein. Du wirst mich hin und wieder mit deiner Familie besuchen. Ich werde, wenn ich darf, ab und zu zu euch kommen und auf meine Enkelkinder aufpassen, wenn ihr mal ausgehen wollt ...“ Hasso Lenz sah seine Tochter fragend an. „Wie viele sollen es denn werden?“

„Zwei“, antwortete Gaby sofort, als stünde das für sie seit langem fest. „Ich hätte gerne einen Jungen und ein Mädchen.“

Hasso Lenz’ Miene verdunkelte sich. „Wir wollten auch zwei Kinder haben. Aber es hat nicht funktioniert. Zuerst kamst du, dann hatte Lotte zwei Fehlgeburten, und dann wurde sie krank ...“ Er betrachtete seine Tochter versonnen. „Sie hatte genau das gleiche braune Haar wie du. Ich weiß noch, wie ich sie zum ersten Mal sah. Ein Freund, Sascha Petersen hieß er, überredete mich zum Besuch eines Tanzlokals in der Sendlinger Straße.“

„Gibt es das Lokal noch?“, fragte Gaby.

„Nein, schon lange nicht mehr. Sascha sagte: „Komm, Hasso, lass uns etwas unternehmen …‘“

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