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In der Redaktion wurde die „Heimkehrerin“ von allen Kollegen sehr herzlich empfangen.

Elvira Sarkos, die Gaby Lenz im Großraumbüro gegenübersaß und die „Tierecke“ betreute, hatte den Schreibtisch der Kollegin festlich mit Blumen geschmückt.

Gaby lieferte ihre Story und die Fotos beim Besitzer des Blattes, der zurzeit noch als Chefredakteur fungierte, ab.

Siegfried Berndt, ein dicker, väterlicher, bald sechzigjähriger Typ, den man so gut wie nie ohne Pfeife sah, verlieh seiner Freude darüber, Gaby wiederzusehen, wortreich Ausdruck, und er meinte abschließen d mit einem verschmitzten Lächeln: „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich in Zukunft nicht mehr mit dem Wagen überschlagen und auch von keinen Wespen mehr stechen lassen würden, Gaby.“

„Das ist ganz in meinem Sinn, Chef“, gab die junge Journalistin lachend zurück.

„Wir haben Sie hier alle sehr vermisst.“

„Vielen Dank, das schmeichelt mir“, meinte Gaby augenzwinkernd, kehrte an ihren Arbeitsplatz zurück und begann die Post zu sichten, die für sie eingegangen war.

Eine Leserin lobte ihren leicht fasslichen Stil und war vom Informationsgehalt ihrer Beiträge begeistert, während ein Leser meinte, sie würde sich so primitiv ausdrücken, dass er sich beim Lesen ihrer Artikel immer wieder frage, ob sie überhaupt irgendeinen Schulabschluss zustande gebracht hätte.

Gaby seufzte und dachte: Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Ein Schreiben enthielt Themenvorschläge, und eine Leserin bedankte sich für den Bericht, den Gaby über sie veröffentlicht und der eine unglaubliche Resonanz bewirkt hatte.

Hinzu kamen diverse Einladungen zu Vernissagen, Festen und Eröffnungsfeierlichkeiten. Vieles fand am selben Tag zur selben Zeit statt, so dass Gaby gezwungen sein würde zu selektionieren, oder weder da noch dort hinzugehen.

Elvira öffnete die oberste Lade ihres Schreibtisches. Man sah Siegfried Bemdt so gut wie nie ohne Pfeife, und Elvira Sarkos konnte nicht ohne Süßigkeiten sein. Köstlichkeiten aus Milch oder Bitterschokolade, gefüllt mit Rum oder Weinbrand, Kirschen oder Haselnüssen, Honig oder Marzipan, hatten es ihr angetan.

Jeder in der Redaktion wusste das, und wenn einer der rothaarigen Kollegin eine Freude machen wollte, schenkte er ihr eine schöne Bonbonnière.

Mit flinken Fingern „entkleidete“ sie nun eine kugelförmige Praline und ließ sie in ihrem Mund verschwinden. Sie brauchte das von Zeit zu Zeit. Es war Balsam für ihre Nerven.

„Auch was Süßes?“, fragte sie mit vollem Mund.

Gaby lehnte dankend ab.

Elvira beugte sich vor. „Rat mal, wen ich gestern kurz gesehen habe.“ Gaby zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“

„Den Neuen“, sagte Elvira wie eine Verschwörerin.

„Den Neuen? Wen meinst du?“ Elvira verdrehte nur die Augen. „Chefredakteur natürlich!“

Gaby staunte. „Wir haben einen neuen Chefredakteur?“

„Die Sache ist noch nicht offiziell“, erklärte Elvira leise. „Siegfried Bemdt wird ihn uns wahrscheinlich morgen oder übermorgen präsentieren. Ich habe ihn mit unserem Alten das Haus verlassen sehen und sofort Erkundigungen über ihn eingeholt.“

„Wie sieht er aus?“, fragte Gaby neugierig.

„Süüüß.“ Elvira rollte die Augen.

Gaby lachte. „Oje!“

„Wieso oje?“

„ Na ja, du bist doch so verrückt nach Süßem“, meinte Gaby schmunzelnd. „Ist er jung, unser neuer Chef?“ Elvira nickte begeistert. „Ziemlich jung. Knapp unter dreißig. Dem Aussehen nach könnte man sogar meinen, er wäre erst Anfang zwanzig.“

„Wie heißt er?“

„ Claus-Dieter Forstner. Kommt vom ‘Morgen Standard’. Ein Bild von einem Mann. Aschblond, schlank, attraktiv. Für den könnte ich glatt das Naschen aufgeben.“

Gaby Lenz wiegte beeindruckt den Kopf. „Das will etwas heißen.“

„Er soll ein sehr guter, überaus tüchtiger Mann sein, ein Vollblutjournalist mit vielen erstklassigen Ideen.“

„Hoffentlich krempelt er ‘Täglich Neues’ nicht total um.“

„Ich bin sicher, Siegfried Berndt hat ihm seine Grenzen bereits ganz genau abgesteckt, und wenn er klug ist, wovon ich bei ihm ausgehe, wird er die nicht überschreiten.“

„Bin gespannt, wie sich die Zusammenarbeit mit ihm entwickelt.“

„Sie wird bestimmt sehr positiv verlaufen“, behauptete Elvira Sarkos, als hätte sie die Zukunft glasklar vor sich. Ein verklärtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich persönlich kann nur sagen, je enger ich mit ihm zusammenarbeiten darf, desto lieber ist es mir.“ Sie belohnte sich mit einer weiteren Schokoladenkugel.

Männer waren ihr Hobby. Nahezu jeder, dem sie gefiel, hatte große Chancen bei ihr, deshalb gab es bei „Täglich Neues“ auch kaum einen jungen, gesunden, unverheirateten Mann, mit dem sie noch nicht ausgegangen war. Dass sie dennoch keinen schlechten Ruf hatte, war verwunderlich.

Das Telefon auf ihrem Schreibtisch läutete. Sie griff nach dem Hörer und meldete sich: „Redaktion ‘Täglich Neues’. Guten Tag. Mein Name ist Elvira Sarkos. Was kann ich für Sie tun?“

Der Arztroman Koffer Oktober 2021: Arztroman Sammelband 10 Romane

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