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Drei Tage später setzte sich Gaby Lenz mit Gudrun Giesecke und Marie-Luise Flanitzer nach der Vormittagssprechstunde in einem Grünwalder Restaurant zusammen und plauderte mit den Arzthelferinnen (bei einem vorzüglichen Essen, zu dem sie sie eingeladen hatte) über deren Alltag in Dr. Kaysers Praxis.

„Wir müssen vorsichtig sein, vastehn Se?“, sagte die Berlinerin zu der Journalistin. Von Abnehmen war heute keine Rede. Wenn man ihr eine Speisenkarte in die Hand drückte, die nur so von kulinarischen Leckerbissen strotzte, war es ihr einfach nicht möglich, der Versuchung zu widerstehen, all die erlesenen Gaumenfreuden rigoros abzulehnen und bloß einen Salatteller ohne Dressing und ein stilles Wasser zu bestellen. „Arztjeheimnis“, sagte sie. „Dat dürfen wa nich verletzen. Deswejen können wa Ihnen ooch nich allet erzählen, wat wir wissen.“

„Ich erwarte von Ihnen nicht, dass Sie etwas ausplaudern, das Sie nicht dürfen“, versicherte Gaby Lenz den beiden Arzthelferinnen, mit deren Einverständnis sie das Gespräch auf Band aufnahm.

„Namen dürfen wir ooch keene nennen“, sagte Schwester Gudrun.

„Ist für eine informative Story auch nicht nötig“, erwiderte die Journalistin.

Gudrun seufzte. „Dat Pfeffersteak is einfach zum Niederknien. Und die knusprigen Dukatenkartoffeln ... Ach, herrje.“

Es entwickelte sich eine zwanglose Unterhaltung. Das Minigerät war bald vergessen, und die Sprechstundenhilfen gingen voll aus sich heraus. Sie sprachen über ihre Arbeit, die sie liebten, über ihr Verhältnis zu den Patienten und zu ihrem Chef. Was sie von sich geben konnten, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, reichte für viel mehr als bloß für sechs Zeilen.

„Hätt ick nich jedacht“, sagte Schwester Gudrun, als Gaby Lenz sie darauf aufmerksam machte. „Ick war bisher der Ansicht, unser Job wäre zwar wichtig, aber jänzlich uninteressant für die Leute.“

Nach Steak, Dukatenkartoffeln und gemischtem Salat ließ die korpulente Berlinerin sich auch noch zu einem kalorienreichen Nachtisch überreden. „Pfeif drauf“, sagte sie. „Heute wird jesündigt.“ Sie deutete auf Marie-Luise Flanitzer und Gaby Lenz und meinte seufzend: „So schlank wie ihr beede müsste man sein, dann brauchte man nich bei jedem Bissen ’n schlechtes Jewissen zu haben.“

Zum Abschluss gab es Cappuccino – natürlich mit dicker, steifer Schlagsahne.

„Det pure Jift“, sagte Schwester Gudrun. „Aber so entsetzlich jut.“ Sie nahm den Löffel in den Mund, saugte die Sahne davon ab und verdrehte dabei genussvoll die Augen.

Gaby Lenz schaltete das Aufnahmegerät ab und legte es in ihre Handtasche. Sie würde noch heute darangehen, die Aufzeichnungen auszuwerten, und sie kündigte an, in den nächsten Tagen noch einmal ins Grünwalder Doktorhaus zu kommen, um von Gudrun und Marie-Luise ein paar Fotos an ihrem Arbeitsplatz zu schießen.

„Jetzt loofen die Dinge und sind nich mehr uff zuhalten“, sagte Gudrun Giesecke schmunzelnd zu ihrer Kollegin.

Die junge Journalistin verabschiedete sich vor dem Restaurant von den beiden Arzthelferinnen und stieg in ihren Wagen.

Dass sie wenig später in der Waldner Klinik liegen würde, hätte sie zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten ...

Der Arztroman Koffer Oktober 2021: Arztroman Sammelband 10 Romane

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