Читать книгу Der Arztroman Koffer Oktober 2021: Arztroman Sammelband 10 Romane - A. F. Morland - Страница 14

Zwei Tage danach sagte Elvira zu Gaby: „Heute ist es soweit. Heute wird uns Siegfried Berndt unseren neuen Chefredakteur vorstellen. Claus-Dieter Forstner befindet sich bereits in Berndts Büro.“ Sie schüttelte sich, als würde sie frösteln. „Ich kann es kaum erwarten, ihm die Hand zu geben. Wie sehe ich aus? Ist meine Frisur in Ordnung? Ist mein Makeup nicht zu aufdringlich?“ Sie tastete nach ihrem roten Haar, das sie heute kunstvoll hochgesteckt trug.

„Du siehst umwerfend aus“, bescheinigte ihr Gaby Lenz. „Wenn ich ein Mann wäre ...“

Elvira biss sich auf die Unterlippe. „CD hat etwas an sich, das mich ganz schrecklich kribbelig macht.“

„CD?“

„Claus-Dieter.“

Gaby lachte. „Ach, du nennst ihn schon CD!“

Elvira sagte mit gedämpfter Stimme: „Nur so unter uns.“

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür von Siegfried Berndts Büro, und der Eigentümer von „Täglich Neues“ erschien mit dem neuen Chefredakteur.

„Es ist so weit“, seufzte Elvira.

„Er sieht wirklich sehr jung aus“, kam es überrascht über Gabys Lippen.

„Er weiß trotzdem schon sehr genau, was er will“, gab Elvira leise zurück. Sie stand auf, trug eine Hose aus weißer Baumwolle, einen hübschen weißen Sommerpulli und ein kornblumenblaues Halstuch. Sie machte in der Tat eine sehr gute Figur. „Hoffentlich will er mich“, murmelte sie. Sie blinzelte Gaby zu. „Ich hätte nichts dagegen.“

Siegfried Berndt bat den gesamten Redaktionsstab zu sich. Er würdigte kurz die unvermeidliche Pfeife in der Hand, die Leistungen des Vorgängers von Claus-Dieter Forstner, der aus gesundheitlichen Gründen leider ausscheiden musste, und sagte dann:

„Ich bin sehr zuversichtlich, dass Herr Forstner, der beim ‘Morgen Standard’ erstaunliche Maßstäbe gesetzt hat, an diese Leistungen anknüpfen und mit Ihrer Unterstützung, um die ich Sie hiermit bitten möchte, wertvolle Arbeit für ‘Täglich Neues’ leisten wird.“

CD Forstner betonte sodann, dass er kein großer Redner wäre, bat alle um eine faire Chance und um ihren tatkräftigen Beistand, weil er allein nichts bewirken könne, hoffte für „Täglich Neues“ und für sich auf eine gute Zusammenarbeit und gab zum Abschluss jedem einzelnen Kollegen und jeder einzelnen Kollegin die Hand.

Als Elvira an der Reihe war, stotterte sie ihren Namen heraus, und ihre Wangen überzogen sich mit auffälliger Röte.

Er lächelte mit jugendlichem Charme und sagte nichts, womit er sie noch mehr verlegen gemacht hätte.

Gaby hatte den Eindruck, dass er sich mit ihr länger befasste als mit allen andern. Oder bildete sie sich das bloß ein? Wie auch immer, sie fand ihn auf Anhieb unheimlich sympathisch, und ihr imponierte ganz besonders sein offener Blick. Mit diesen klaren, schönen Augen kann er nichts verbergen, dachte sie. Man würde es ihm sofort ansehen.

„Ich freue mich auf eine ersprießliche Zusammenarbeit mit Ihnen“, sagte er.

„Ich mich auch“, gab sie mit einem hübschen, gewinnenden Lächeln zurück.

Er hielt Gabys Hand ziemlich lange fest, ließ sie schließlich los und sagte zu allen, er lege allergrößten Wert auf gute Zusammenarbeit, denn davon würden das Blatt und seine Leser profitieren, und das müsse stets im Interesse aller liegen, die bei „Täglich Neues“ beschäftigt wären.

Niemand widersprach ihm, denn was er sagte, verstand sich ohnedies von selbst.

Siegfried Berndt beendete die Versammlung. Jeder kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück.

Elvira ließ sich auf ihren Schreibtischsessel fallen und stöhnte: „Was für ein Mann!“

Dann futterte sie Schokolade und beklagte sich über ihre blamable Röte.

„Das ist mir zum letzten Mal passiert, als ich ein grüner Teenager war“, seufzte sie. „Ich wäre vorhin am liebsten im Erdboden versunken. Peinlich, wenn man die Hitze in die Wangen steigen spürt und nichts, aber auch gar nichts dagegen tun kann. Was wird CD sich von mir denken?“

„Dass du in ihn verliebt bist. Das kann ihm doch nicht unangenehm sein.“

„Ich bin froh, dass er es überging. Stell dir vor, er hätte irgendetwas gesagt und die ganze Redaktion hätte mich ausgelacht. Ich hätte ... ich wäre ... ach, ich weiß nicht, was für entsetzliche Folgen das gehabt hätte.“