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Nina Marmann rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf. „Das gefällt mir nicht“, sagte sie. „Das gefällt mir ganz und gar nicht, Karina. Es ist nicht richtig, was wir tun, was wir Hardy antun.“

„Es muss sein“, stieß die junge Frau im Rollstuhl hervor.

„Muss es das wirklich?“, fragte ihre Schwester zweifelnd.

„Hätte ich mich sonst dazu entschlossen?“

Diese Erwiderung war für Nina Marmann ein sehr dünnes Argument. Sie hatte Karina zu sich geholt, weil diese sie angerufen und darum gebeten hatte.

Vor eineinhalb Stunden hatte Ninas Telefon geläutet. Am andern Ende war Karina gewesen. „Schwester“, hatte sie flehend gesagt, „ich brauche deine Hilfe.“

„Was kann ich für dich tun?“, hatte Nina sofort gefragt.

„Kannst du zu mir kommen?“

„Selbstverständlich. Wann soll ich ...?“

„Jetzt gleich.“

„Okay.“

Nina war zu ihrer Schwester gefahren. Karina hatte mit nassen Augen die Tür geöffnet.

„Mein Gott, Karina, was ist passiert?“, hatte Nina erschrocken gefragt.

„Darf ich zu dir ziehen?“

„Hat Hardy etwas gesagt oder getan ...?“

„Ich möchte bei dir wohnen.“

„Kein Problem“, hatte Nina Marmann gesagt. „Wie lange willst du bleiben?“

„Das weiß ich noch nicht. Das hängt von Hardy ab.“

„Wieso von Hardy?“

„Ich kläre dich im Wagen auf.“ Karina hatte auf eine große Reisetasche gezeigt, die sie gepackt hatte. „Nimmst du die, bitte?“

Nina hatte die Tasche geholt und mit ihrer Schwester das Haus verlassen. „Hinterlässt du für deinen Mann keine Nachricht?“, hatte sie gefragt.

Karina hatte die Lippen zusammengepresst und den Kopf geschüttelt. „Nein.“

„Er wird sich Sorgen um dich machen.“

„Bitte bring mich so schnell wie möglich weg von hier.“

Nina Marmann hatte die gelähmte Schwester in ihren Wagen gehoben, Rollstuhl und Reisetasche im großen Kofferraum verstaut und war losgefahren. Während der Fahrt hatte Karina sie von ihrer Entscheidung in Kenntnis gesetzt. Nun befanden sich die Schwestern in Ninas Haus, und Nina fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut, denn sie mochte ihren Schwager sehr, und es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass Karina ihn auf diese Weise zwingen wollte, sie zu verlassen.

Nina sah ihre Schwester ernst an. „Hast du dir das wirklich reiflich überlegt, Karina? Hardy liebt dich ...“

„Denkst du, ich liebe ihn nicht? Meinst du, ich könnte so ein großes Opfer bringen, wenn ich ihn nicht lieben würde? Er muss frei sein, für eine andere. Warum sollen wir beide unglücklich sein? Es genügt, wenn ich es bin.“

Nina beugte sich zu Karina hinunter und stützte sich auf die Armlehnen des Rollstuhls. Ihr Gesicht war dem ihrer Schwester ganz nahe. „Es gibt Behinderte, die nehmen an Marathonveranstaltungen teil“, sagte sie eindringlich. „Sie schießen mit Pfeil und Bogen, spielen Ball und Tennis ... Sie lassen sich von ihrer Behinderung nicht unterkriegen, holen aus ihrem Leben raus, was geht. Warum tust du das nicht?“

„Jeder Mensch ist anders“, entgegnete Karina dunkel. „Ich kann mich mit meiner Behinderung nicht abfinden. Ich kann es einfach nicht.“

Nina richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber du kannst deinem Mann ganz schrecklich weh tun, ja? Das kannst du.“

Karinas Lippen wurden zu dünnen Strichen. Trotz und Entschlossenheit waren in ihren Augen. „Wenn du mir nicht helfen möchtest ...“

„Davon kann keine Rede sein“, fiel Nina ihr unwillig ins Wort. „Du bist meine Schwester. Ich bin immer für dich da, das weißt du. Ich glaube nur, dass du eine falsche Entscheidung getroffen hast ...“

„Wenn du an meiner Stelle im Rollstuhl sitzen würdest, würdest du die Dinge aus einer anderen Perspektive sehen.“

„Mag sein, aber ich glaube nicht, dass ich einen solchen Entschluss fassen würde.“

„Wie ich schon sagte: Jeder Mensch ist anders.“

Nina Marmann nahm sich einen Drink. Ohne zu fragen, machte sie Karina auch einen. Sie reichte ihr das Glas und sagte: „Wenn Hardy heimkommt und du nicht da bist, wird er dich suchen.“

Karina Evers nahm das Glas und nickte. „Das wird er.“

„Nachdem er den ersten Schock überwunden hat, wird er zuerst unsere Eltern und dann mich anrufen.“ Nina trank.

„Damit ist zu rechnen.“

„Du erwartest hoffentlich nicht von mir, dass ich ihn belüge.“

„Du kannst ihm sagen, was du möchtest“, erwiderte Karina. „Mir ist nur wichtig, dass du mich so lange bei dir wohnen lässt, bis es vorbei ist.“

Nina seufzte schwer. „Na schön.“

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