Читать книгу Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane - A. F. Morland - Страница 16
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ОглавлениеBei der Morgenvisite beschwerte sich Martha Golombek - wie angedroht - bei Dr. Härtling über Schwester Katja. Die Pflegerin hatte ihn bereits vorgewarnt. Dennoch ließ er sich von Frau Golombek haarklein erzählen, welche Differenzen sie mit der Nachtschwester gehabt hatte.
„Ich sage Ihnen, diese Person eignet sich nicht für den Pflegedienst“, tat die Frau ihre unmaßgebliche Meinung kund. „Sie ist faul, verantwortungslos und hat vor den Patienten keinen Respekt. Eine Pflegerin wie diese Katja schadet dem Ruf Ihrer Klinik. Sie sollten sie entlassen, ehe sie noch größeren Schaden anrichtet.“
„Noch hat Schwester Katja keinerlei Schaden angerichtet, Frau Golombek“, entgegnete der Klinikchef zu ihrem Befremden. „Sie ist eine hervorragende Kraft, auf die ich nicht verzichten möchte.“
„Sie ist rotzfrech und arbeitsscheu“, stieß Martha Golombek empört hervor. „Wie können Sie sich schützend vor sie stellen?“
„Sie werden mich immer auf der Seite derer finden, denen man unrecht tut, Frau Golombek“, gab Sören Härtling gelassen zurück.
„Sie meinen also, ich tue Ihrer hübschen kleinen Krankenschwester unrecht, ja?“, blaffte die rothaarige Patientin. Ein gemeines Funkeln war mit einem Mal in ihren Augen. „Darf ich fragen, womit diese junge und in der Handhabung der Moral wohl auch ziemlich lockere Frau Sie für sich eingenommen hat, Herr Doktor?“
Fast hätte sie es geschafft, ihn zur Explosion zu bringen. Aber nur fast. Er schloss die Augen, atmete tief durch und zählte bis zehn. Dann sagte er: „Ich bin froh, dass Sie uns heute verlassen, Frau Golombek. Es wird ein großes allgemeines Aufatmen geben, sobald Sie fort sind.“
„Und ich werde sie auch ganz bestimmt nie wieder betreten “, fauchte die Patientin.
„Darf ich Sie beim Wort nehmen?“, fragte Sören Härtling mit einem entwaffnenden Lächeln.
„Das können Sie“, zischte Martha Golombek, der der gut aussehende Klinikchef anfangs so gut gefallen hatte, dass sie ihn gerne für sich gewonnen hätte, doch nun war sie an ihm nicht mehr interessiert.
„Ich danke Ihnen.“ Dr. Härtling nickte schmunzelnd und setzte seine Morgenvisite - begleitet von seinen Kollegen, die ihm heimlich applaudierten - im nächsten Zimmer fort.