Читать книгу Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane - A. F. Morland - Страница 19

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Der neuerliche Krach zwischen Barbara Rahn und Kurt Haagen ließ nicht lange auf sich warten, und diesmal zerbrach die Beziehung, die ohnedies nie eine echte Zukunft gehabt hatte, endgültig. Es gab so viele Scherben, dass man sie beim besten Willen nicht mehr zusammenfügen konnte, und so trennten die beiden sich im Zorn. Zwei Stunden nach dem endgültigen Bruch war Kurt Haagen so betrunken, dass er nicht mehr stehen konnte - deshalb saß er auf Katjas Fußmatte, als sie auf sein Klopfen die Tür öffnete.

„Kurt“, stieß sie überrascht hervor.

„Katja ...“, schluchzte er undeutlich.

„Mein Gott, was ist passiert?“

„Ich bin betrunken“, lallte Kurt Haagen, und sein Kopf wackelte dabei, als würde er ihn gleich verlieren.

„Das ist ja wohl schwerlich zu übersehen.“

„Es ist aus, endgültig aus mit Barbara ... Wir haben uns getrennt - für immer ... Ich wollte zu Jakob, aber der ist nicht zu Hause. Ist er hier?“

„Nein“, antwortete Katja Stemmle.

„Ich kann jetzt nicht allein sein, Katja“, sagte Kurt Haagen mit weinerlicher Stimme.

„Das brauchst du nicht“, sagte Katja mitleidsvoll. „Komm rein!“ Sie beugte sich zu ihm hinunter, schob die Hände unter seine Arme und versuchte ihn hochzuziehen. „Liebe Güte, bist du schwer“, ächzte sie. „Hilf ein bisschen mit! Lass dich nicht so hängen!“

Er drückte sich hoch. Sie hätten beinahe beide das Gleichgewicht verloren. Katja musste sich kraftvoll gegen ihn stemmen. Sie torkelten gemeinsam ins Wohnzimmer. Man hätte meinen können, Katja wäre ebenfalls betrunken. Sie fiel mit Kurt auf die Couch.

„Junge, du hast im wahrsten Sinne des Wortes schwer geladen“, keuchte Katja.

„Es tut mir unendlich leid, dass ich dir zur Last falle. Bitte entschuldige. Entschuldige.“

„Schon gut.“

„Entschuldige.“

„Ich vergebe dir ja“, sagte Katja. Sein Kopf ruhte auf ihrer Schulter. Sie strich mit der Hand über sein Haar. Er klammerte sich mit beiden Armen an sie.

„Wie fühlst du dich?“, fragte sie.

„Frag mich nicht. Mir ist es noch nie schlechter gegangen.“

„Und abgesehen von deinem Liebeskummer?“, sagte Katja Stemmle. „Ich meine, ist dir schlecht? Musst du dich übergeben? Soll ich dich ins Bad bringen?“

„Keine Sorge. Ich werde deine Wohnung nicht verunreinigen.“

„Ich hoffe, du hältst dein Versprechen.“

„Ganz bestimmt. Du brauchst keine Angst zu haben.“ Kurt Haagen drückte sie fest. Sein Kopf quetschte ihren Busen. „O Katja, Katja, du bist ein Engel.“

„Quatsch.“

„Du bist so lieb, so sanft, so rein - so friedfertig ...“

„Auch ich habe meine Schwächen und Fehler“, erwiderte Katja.

„Warum konnte Barbara nicht so wie du sein?“

„Weil eben nicht alle Menschen gleich sein können“, sagte Katja. „Es gibt Gute und Böse, Geizige und Freigiebige, Treue und Untreue, Lustige und Traurige, Musikalische und Unmusikalische, Friedfertige und Streitsüchtige ... Es gibt einfach alles auf unserer schönen Welt - eine riesige bunte Palette.“

„Die Welt ist nicht schön, Katja“, brabbelte Kurt Haagen undeutlich.

„Das sagst du heute. Morgen siehst du sie bestimmt schon wieder mit anderen Augen.“

Er klammerte immer fester, als wollte er sie nie mehr loslassen.

„Ich beneide Jakob um dich. Mit dir kann man nicht streiten.“

„Aber natürlich kann man das“, widersprach ihm Katja Stemmle.

„Barbara ist eine schreckliche Furie. Warum musste ich ausgerechnet an sie geraten? Warum konnte ich keiner Frau wie dir begegnen?“

„Vielleicht wirst du nun eine Partnerin finden, die besser zu dir passt“, versuchte Katja ihn aufzumuntern. „Jakob und ich wussten von Anfang an, dass das mit Barbara nicht von Dauer sein wird. Wir haben es dir gesagt. Erinnerst du dich? Aber du wolltest uns nicht glauben.“

„Ich war ein Idiot.“ Kurt übte harte Selbstkritik. „Ich hätte auf euch hören sollen. Aber Barbara Rahn hatte etwas an sich, das mir den Verstand raubte. Ich brachte keinen vernünftigen Gedanken zustande, solange ich mit ihr zusammen war.“

„Das wird sich ja nun ändern, sobald du wieder nüchtern bist“, meinte Katja.

Sie versuchte sich von seinen Armen zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Er klammerte ganz schrecklich und vergrub sein tränennasses Gesicht zwischen ihren Brüsten.

„Würdest du mich bitte loslassen?“, sagte sie.

„Geh nicht weg!“, flehte er mit weinerlicher Stimme. „Lass mich nicht allein! Bleib bei mir! Ich brauche dich.“

„Ich gehe nicht weg“, sagte sie sanft. „Hab keine Angst. Ich gehe nur in die Küche, um dir einen starken Kaffee zu kochen.“

„Ich möchte keinen Kaffee. Ich möchte, dass du bei mir bleibst. Ich möchte deine Nähe spüren, die Wärme deines Körpers. Ach, Katja, du bist ein so wundervolles Geschöpf ...“

„Das solltest du zu der Verlobten deines besten Freundes nicht sagen“, ermahnte sie ihn.

Kurt Haagen zuckte mit den Schultern.

„In vino veritas. Im Wein liegt die Wahrheit. Ich darf die Wahrheit sagen, denn ich bin betrunken und es ist nun einmal wahr, dass ich für dich sehr viel empfinde.“

„So, und das wollen wir jetzt gleich ganz schnell wieder vergessen, okay?“, sagte Katja Stemmle unangenehm berührt. Sie wollte von Kurt keine Liebeserklärung hören. „Du kriegst jetzt einen Kaffee, der deine Gehirnwindungen einigermaßen gerade biegt und dich wieder zur Vernunft bringt, und anschließend versuchen wir herauszufinden, wo Jakob steckt.“

Endlich gab er sie frei. Sie stand rasch auf. Da sie ihn nicht mehr stützte, rutschte er langsam zur Seite. Sie verzichtete darauf, ihn wieder gerade zurichten. Sollte er getrost umkippen. Katja ging in die Küche. Als sie wenig später mit dem kräftigen Kaffee zurückkam, schnarchte Kurt. Katja stellte die Kanne auf den Couchtisch.

„Na, sehr gut“, sagte sie und wiegte den Kopf.

Sie wollte eine Decke für Kurt holen. Da weckte ihn der Kaffeeduft, und er setzte sich sofort auf. Katja flößte ihm Tasse um Tasse ein.

,,Wäre ich dir nur vor Jakob begegnet“, seufzte Kurt traurig. Das dichte brünette Haar hing ihm wirr in die Stirn. Er machte einen ziemlich derangierten Eindruck, und er sah irgendwie hilflos aus, fand Katja. Er tat ihr leid. Soviel sie von Jakob wusste, hatte er bei der Wahl seiner Partnerinnen noch nie eine besonders glückliche Hand gehabt. Woran das bloß liegen mochte? Nachdem er den starken Kaffee getrunken hatte, telefonierte Katja eine halbe Stunde herum, um Jakob zu finden - ohne Erfolg. Ratlos sah sie den besten Freund ihres Verlobten an.

„Was mach’ ich denn jetzt bloß mit dir?“, überlegte sie laut.

„Wenn du mich fortschickst, trinke ich so lange weiter, bis ich nichts mehr weiß.“

„Auf dem Sofa liegt man nicht sehr gut.“

„Mir genügt es“, sagte Kurt bescheiden.

„Na schön.“ Katja nickte. „Brauchst du ein Kopfkissen?“

„Nein.“

„Aber eine Decke.“

,„Eine Decke ja“, sagte Kurt. Als sie ihn kurz darauf zudeckte, flüsterte er: „Danke, barmherzige Samariterin.“

„Gute Nacht, Kurt.“ Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln.

„Kriege ich einen Gute-Nacht-Kuss?“, fragte er hoffend.

Katja Stemmle schüttelte den Kopf. „Nein.“

Kurt Haagen grinste.

„Wie soll ich dann einschlafen?“

„Du wirst das schon irgendwie schaffen“, sagte Katja und löschte das Licht.

Eifersucht, Tränen und letzter Wunsch: 5 Arztromane

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