Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 66

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28.


Sie warteten bis nach Mitternacht. Dann schlichen sie aus dem Zimmer, gingen möglichst lautlos über die Flure und erreichten schließlich den Hintereingang des Westflügels, der eigentlich nur von Mister Smith benutzt wurde. Das Gute war, dass der Schlüssel gleich neben der Tür hing und es deshalb keine Schwierigkeit war, hinauszukommen.

„Du machst zu viel Krach!“, meinte Brian. „Schließlich hat Mister Galway ein Gehör, das noch eine Stecknadel im Nebengebäude fallen hören kann – oder zumindest so ähnlich.“

„Mister Galway ist aber auch ein Mann mit einem sehr regelmäßigen Lebenswandel, Brian. Wenn du schon länger hier wärst, dann würdest du seine Gewohnheiten auch besser kennen. Um Punkt Mitternacht liegt er mit zwei dicken Ohrstöpseln im Bett, hat vorher sein Gehör mit einem besonderen magischen Konzentrationsritual für ein paar Stunden abgedämpft und außerdem noch die schalldichte Isolierung auf eine nicht näher bekannte übersinnliche Weise in ihrer ohnehin schon jeden Laut erstickenden Wirkung verstärkt. Außerdem nimmt er noch ein Schlafmittel. Also derjenige, um den du dir im Moment am wenigsten Sorgen zu machen brauchst, ist Mister Galway!“

„Tja, bis in diese Einzelheiten wusste ich das nicht“, gestand Brian.

„Eine Garantie, dass unser Schulleiter uns nicht hört, ist das natürlich trotz allem nicht!“, grinste Rick.

Rick schloss die Tür auf und hängte den Schlüssel wieder an seinen Ort. Dann gingen sie hinaus in die Dunkelheit.

Ein Schatten wartete dort auf sie, sodass sie unwillkürlich zusammenschreckten. Die nur als Umriss sichtbare Gestalt trat dann aus der Dunkelheit heraus. Das fahle Licht des hochstehenden Mondes spiegelte sich in zwei blitzenden Augen und auf der Stirn war vage ein Zeichen erkennbar.

„Nora“, stieß Brian überrascht hervor. „Was machst du denn hier?“

Nora Baily atmete tief durch. „Ich hatte schon die Befürchtung, dass ihr zwei gar nicht mehr auftaucht!“

„Aber...“

„Na los, auf zum Grab von Oliver Grant, diesem Stinkstiefel und Unterrichtstörer, der es einfach nicht lassen kann, unseren Lehrern immer wieder den letzten Nerv zu rauben!“

„Nur zur Information, Brian: Sie hat deine Gedanken gelesen!“, stellte Rick fest. „Ich hatte dich vor ihr gewarnt.“

„Du bist ein verfluchter Spielverderber, Rick!“, erwiderte Nora. „Die meisten hier schirmen ihre Gedanken ab und wenn man mal was Interessantes erfahren will, ist man halt auf die Neulinge angewiesen.“

„Schade, dass Mister Galway dich jetzt nicht so reden hört“, meinte Rick. „Wahrscheinlich würde er dich dann achtkantig von dieser Schule werfen!“

„Du kannst mich ja gerne verraten, Rick, aber dann solltest du vielleicht auch irgendeine halbwegs plausible Erklärung dafür haben, was du hier machst. Und zwar eine, die vielleicht ein bisschen unverfänglicher klingt als: Ich helfe meinem Zimmernachbarn dabei, sich ein paar Ratschläge beim alten Grant zu holen, damit er nicht heute Nacht schon ein Werwolf wird. Habe ich das Problem zumindest so ungefähr zutreffend wiedergeben?“

Rick wandte sich an Brian. „Das ist so ihre Art. Sie drängt sich überall dazwischen.“

„Ich bin doch nur hier, um euch zu helfen“, behauptete sie.

„So nennt sie das dann“, meinte Rick. „Weißt du, wenn jemand bei der Zusammenstellung der Zimmerpartner zunächst übrig bleibt, dann kann das daran liegen, dass derjenige eigentlich lieber allein wäre, wie bei mir. Das kann aber auch daran liegen, dass niemand mit dem Betreffenden auf einem Zimmer liegen will – und genau das ist bei Nora der Fall.“

„Ach komm, nun übertreibe mal nicht so!“, wehrte Nora ab. „Nur, weil ich hin und wieder mal etwas verbotene Gedankenleserei betreibe...“

„...und deinen Zimmerpartnerinnen die Ideen für Referate klaust und die Freunde ausspannst“, ergänzte Rick. „Aber wahrscheinlich bist du der Meinung, dass man darüber großzügig hinwegsehen sollte!“

Jetzt wurde es Brian langsam zu bunt. „Okay, ihr mögt euch nicht. Das ist jetzt deutlich geworden. Aber ich habe ein ziemlich drängendes Problem und ehrlich gesagt, ist es mir mittlerweile auch ziemlich egal, wer mir dabei hilft!“

„Dann schlage ich vor, dass wir keine weitere Zeit verlieren“, meinte Nora. „Also auf zum alten Grant!“

11 fantastische Horror-Romane zum Fest

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