Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 78

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39.


Brian betastete seine Schulter, wo ihn diesmal die Silberkugel getroffen hatte. Sein Pullover und T-Shirt, die er seit dem ersten Schuss noch nicht gewechselt hatte, waren jetzt wirklich hinüber. Nur noch Fetzen. Aber das war halb so schlimm. Von der Kugel blieb jedenfalls wie beim ersten Mal keine Wunde.

Deputy Meyers war natürlich noch verwunderter – ebenso wie Rebecca.

Rick, Alec und Nora kamen zu ihnen gelaufen, während sich der Geist von Oliver Grant etwas abseits hielt.

„Wie ihr seht, haben wir Mister Grant als Verstärkung mitgebracht“, erklärte Rick. „Und das hat sich wohl ja auch schon gelohnt.“

„Glücklicherweise hat Mister Grant sich daran erinnert, dass er noch ein paar Kugeln in seinem Sarkophag aufbewahrt hatte, die zwar genauso vergeistert waren, wie er selbst und seine Pistole, aber offenbar noch verwendbar gewesen sind.“

„Nach so vielen Jahren kann man ja auch mal etwas vergessen. Aber wir hatten Glück, dass bei allen drei getroffenen Wölfen die Verwandlung noch nicht endgültig abgeschlossen war. Die Wirkung wird allerdings nicht lange anhalten!“, sagte Grant. „Und davon abgesehen, habe ich jetzt nur noch eine einzige Kugel! Gegen die Armee von Werwölfen, die hier unterwegs ist, werde ich damit wohl keine Chance haben!“ Der kauzige Geist zuckte mit den Schultern. „Ich bin ja schon tot, aber wenn es sich jemand von euch noch anders überlegen und von hier verschwinden will, sollte er das jetzt besser tun...“

„Was für eine Armee von Werwölfen?“, fragte Brian.

„Auf einem Parkplatz, hier ganz in der Nähe, versammeln sich mindestens zwanzig Motorradfahrer, angeführt von einem Mann mit grauen Haaren und langem Ledermantel“, stellte Nora fest. „Wir sind an ihnen vorbeigefahren. Offenbar warten die noch auf ein paar Mitglieder ihres exklusiven Clubs... Tja, und in deinen Gedanken hast du eigentlich nie daran gezweifelt, dass das alles Werwölfe sind, Brian!“

„Wäre schön, wenn er sich in diesem Punkt irren würde!“, meinte Rick.

„Und ich fände es schön, wenn hier jetzt alle mithelfen! Wir haben nicht mehr viel Zeit...“ Alec hatte eines seiner Bücher dabei. Er klemmte es jetzt unter den Arm und ging mit langen Schritten über die Lichtung. Als er den ungefähren Mittelpunkt erreicht hatte, blieb er stehen. „Irgendwo muss hier der achteckige Stein zu finden sein. Seht bitte auch mal nach!“ Die anderen folgten ihm und hielten ebenfalls Ausschau.

Brian versuchte sich zu erinnern, wo genau er den Stein in seiner Vision gesehen hatte.

„Könnte es vielleicht sein, dass das gute Stück durch irgendeine Illusionsmagie oder so was nicht zu sehen ist?“, maulte Nora.

„Nein, das ist ziemlich ausgeschlossen“, erklärte Alec Murphy. „Nach allem, was über den Gehörnten bekannt ist, lässt er solche Steine an bestimmten, genau vermessenen Plätzen bringen – und zwar von seinen niedersten Knechten – und die sind selten übersinnlich talentiert.“

„Du sprichst von den Wölfen?“, fragte Brian.

„Nein. Ich meine irgendwelche Leute aus der Gegend, die seinen Einflüsterungen folgen und sich später nicht mehr daran erinnern. Ich habe da Dutzende von Fällen gefunden... Und wahrscheinlich gibt es zahllose solcher Steine auf der ganzen Welt. Über Sie gelangt der Gehörnte zu uns und kann dann in einem gewissen Umkreis agieren. Manchmal ist es auch so...“

„Hier ist er!“, unterbrach ihn Brian.

Er deutete auf eine bestimmte stelle auf dem Boden.

„Da ist nur Gras!“, stellte Rick fest. „Aber die Aura des Bösen... Sie ist dort sehr deutlich zu sehen!“

Brian bückte sich und rupfte das Gras fort. Darunter war eine dünne Schicht Mutterboden und darunter – der Stein.

Die anderen halfen mit, ihn freizulegen.

„Wir sollten mit einer so herkömmlichen Methode, einen Stein zu verstecken auch rechnen!“, seufzte Rick.

Schließlich lag der achteckige Stein frei vor ihnen.

Er war mit Zeichen bedeckt, die einer unbekannten Schrift angehörten. „Das sind magische Zeichen, die auch Franz von Borsody in seinem Buch 'Zeichen der geheimen Macht' überliefert hat“, murmelte Alec Murphy mit einer Mischung aus Ergriffenheit und Faszination. „Diese Zeichen ermöglichen erst den Übertritt des Gehörnte in unsere Welt...“

„Aber ich habe ihn schon gesehen!“, stellte Brian fest. „Er erschien in einem knorrigen Baum und die Äste...“

„Das war nur eine Erscheinung, Brian. Ein Ebenbild. Ich spreche davon, dass er tatsächlich die Welt betritt – wenn auch nur für kurze Momente – und seine Kräfte an seine Dienerwesen weiter gibt!“ Alec schnippste mit den Fingern. „Den Meißel, Rick!“

Brian hatte sich schon die ganze Zeit gewundert, was Rick eigentlich in der Tasche hatte, die er um die Schultern trug. Jetzt wurde es offenbar. Er reichte Brian einen Hammer und einen Meißel.

„War gar nicht so leicht, das aufzutreiben, aber unser Hausmeister hat einen gut sortierten Werkzeugkasten“, sagte Rick.

„Mann, das ist ein Holzmeißel!“, seufzte Alec genervt und schob sich erstmal die Brille zurecht. „Für Stein ungeeignet. Aber da wir nur ein einziges Zeichen ändern müssen, wird es gehen. Der Meißel ist dann hinterher allerdings stumpf und unbrauchbar!“

„Mister Smith wird dir das verzeihen!“, glaubte Rebecca.

„Da kennt ihr Mister Smith schlecht“, murmelte Alec und begann sein Werk. Mit gezielten Schlägen veränderte er ein ganz bestimmtes Zeichen. Nora musste derweil das Buch aufschlagen, dass Alec mitgebracht hatte.

Rick leuchtete mit einer Taschenlampe.

„Fertig“, sagte er schließlich.

„Wird auch Zeit, glaube ich“, sagte Nora. „Ich spüre sehr viele, sehr seltsame Gedanken, die irgend etwas mit Gerüchen und blutigem Fleisch zu tun haben...“

Sie drehte sich um und auch die anderen folgten ihrem Beispiel. Von allen Seiten waren jetzt Geräusche im Unterholz zu hören. Mehr als zwei Dutzend Wölfe kamen auf die Lichtung und tauchten in das fahle Mondlicht. Manche stießen heulende Rufe aus.

„Wir sind eingekreist!“, stellte Brian fest.

Er spürte bereits wieder den Drang, die Rufe seiner Wolfsbrüder zu erwidern. Ihr Geruch stieg ihm in die Nase.

„Der einzige, dem jetzt nichts passieren kann, ist Mister Grant“, murmelte Rick.

„Jetzt müssen wir darauf vertrauen, dass wir alles richtig gemacht haben!“, sagte Alec und hatte dabei noch die Seelenruhe, sich die Brille mit dem Taschentuch zu putzen.

Die Wölfe näherten sich mit einer gewissen, fast ehrfürchtigen Scheu. Brian erkannte das Monstrum mit der grauen Strähne und den sehr dunklen Wolf wieder, denen er bereits im Kampf begegnet war.

Die beiden erkannten ihn auch sofort wieder und richteten schnüffelnd ihre Schnauze in Brians Richtung. Dann fletschten sie die Zähne...

„Willkommensgrüße stelle ich mir anders vor!“, meinte Rebecca.

Deputy Meyers ging auf die Knie und stützte sich mit den Händen auf, als wollte er in Zukunft auf allen vieren laufen und sich so schnell wie möglich zurück in einen Wolf verwandeln.

„Tun Sie es nicht, Deputy! Kämpfen Sie dagegen an!“, beschwor Brian ihn.

„Ich kann nicht!“, murmelte er und seine Worte gingen bereits in einen Laut über, der mehr einem wölfischem Knurren, als einem klar artikulierten Wort ähnelte.

„Es ist jetzt in wenigen Sekunden genau drei Uhr und dreiunddreißig Minuten“, stellte Alec nach einem Blick auf seine Armbanduhr fest. Und dann zählte er die letzten Sekunden den Countdowns eines Raketenstarts rückwärts.

Als er bei der Null angekommen war, blieben die sich bis dahin beständig nähernden Wölfe stehen. Wie auf ein geheimes Zeichen hin setzten sie sich und begannen gleichzeitig ihr wölfisches Heulen auszustoßen. Ein vielstimmiger, schauriger Chor erhob sich.

Deputy Myers hatte sich bereits wieder fast völlig ein einen Wolf verwandelt und auch Rebecca und Brian spürten jetzt den Drang dazu. Die Fingernägel wuchsen, das Haar wucherte innerhalb von Augenblicken bis unter die Augen... Es schien nichts zu geben, was diesen Prozess stoppen konnte.

„Soll ich die letzte Kugel noch einsetzen?“, frage Oliver Grant.

„Nein, tut das nicht!“, erwiderte Alec Murphy sehr bestimmt. „Was geschieht, ist richtig so. Genauso soll es sein!“

11 fantastische Horror-Romane zum Fest

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