Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 69

Оглавление

30.


Schritte ließen Brian, Nora und Rick zusammenzucken. Eine dunkle, hochgewachsene Gestalt tauchte hinter einem der Büsche auf und kam rasch näher.

Dann blieb sie stehen. Das fahle Mondlicht fiel in ein hageres, bleiches Gesicht, das in dieser Beleuchtung noch mehr nach einem Totenschädel aussah, als sonst schon.

„Mister Van Ray!“, stieß Brian hervor.

„Ja, Mister Van Ray! Das war ein ziemlich lauter Knall gerade und ich frage mich, was ihr hier um diese Nachtzeit zu suchen habt!“ Mister Van Ray musterte die drei nacheinander streng.

„Tja, das haben wir uns auch gefragt, deswegen sind wir ja nach draußen gegangen“, meinte Nora schlagfertig. „Hörte sich fast so an, als hätte da jemand einen Feuerwerkskörper gezündet!“

„Oder der gute alte Oliver Grant spukt mal wieder über die Anlage und denkt, dass unser Schulleiter um diese Zeit nichts davon mitbekommt“, ergänzte Rick.

Mister Van Ray runzelte die Stirn.

„Das klingt alles sehr nach Ausreden“, meinte er. „Ich würde darüber vielleicht sogar noch hinwegsehen, wenn wir nicht derzeit dieses Problem mit der Werwolf-Plage hätten und wir darauf angewiesen sind, dass sich alle genauestens an unsere Vorsichtsmaßnahmen halten.“

„Wir haben Ihre Vorsichtsmaßnahmen nicht in Frage gesellt!“, meinte Brian.

„Es gab ein Fenster, das nicht richtig geschlossen war...“

„Dafür bin ich verantwortlich“, meinte Nora. „Tja, ich bin dort hinausgeklettert.“

„Wolltest du die Werwölfe etwa zu euch einladen?“

„Nein, Sir, natürlich nicht“, erwiderte Nora überraschend kleinlaut.

„Und versuch nicht wieder meine Gedanken zu lesen, Nora. Das ist sinnlos. Das solltest du inzwischen begriffen haben.“

„Ja, Sir.“

„Andernfalls hätte ich euch wohl kaum noch hier überraschen können, wie ich annehme.“ Mister Van Ray atmete tief durch. „Ich schlage vor, ihr geht jetzt wieder auf eure Zimmer und morgen früh meldet ihr euch alle drei bei Mister Galway.“

„In Ordnung, Sir!“, sagten alle drei wie aus einem Mund.

Als sie dann gehen wollten, hielt Mister Van Rays Stimme sie schon nach wenigen Schritten noch einmal auf. „Einen Moment noch!“

„Was ist noch?“, fragte Rick.

„Rick und Nora – ihr könnt gehen. Mit Brian Hunter habe ich noch etwas zu besprechen.“

Brian hatte plötzlich ein ziemlich mulmiges Gefühl in der Magengegend. Was mochte Van Ray wohl von ihm wollen? Dass er als Experte für Werwolf-Fragen an der Schule galt, hatte Brian ja inzwischen mitbekommen.

Hatte der hagere Mann mit den eisgrauen, falkenhaften Augen vielleicht schon irgend etwas bemerkt? Gab es vielleicht Anzeichen einer bevorstehenden Verwandlung in einen Werwolf, die nicht so offensichtlich war, aber von einem Mann mit Van Rays Erfahrung durchaus erkannt werden konnten.

„Geht schon“, sagte Brian an Nora und Rick gewandt. „Ich komme gleich nach.“

Die beiden zögerten, gingen dann aber tatsächlich.

Mister Von Ray sagte kein Wort, bis Rick und Nora hinter einer Hecke verschwunden waren.

„Komm etwas näher!“, forderte Van Ray.

Brian gehorchte. Wenn es einen Preis für den unangenehmsten Lehrer der Schule gegeben hätte, dann wäre Mister Van Ray ganz sicher der heißeste Kandidat dafür gewesen!

Brian ärgerte sich bereits, als sich dieser Gedanke in seinem Hirn geformt hatte. Schließlich wusste er ja nicht so genau Bescheid darüber, ob Van Ray vielleicht genau wie Nora Gedanken zu lesen vermochte.

„Was ist noch?“, fragte Brian etwas irritiert darüber, dass sein Gegenüber noch immer kein einziges Wort gesprochen hatte.

Aber darauf bekam Brian keine Antwort.

Van Ray hob seine linke Hand, in der sich ein rötlich schimmerndes Licht bildete. Die Hand wirkte jetzt durchscheinend und das Licht fiel in Brians Gesicht.

Brian fühlte sich an einen wärmenden Infrarot-Strahler erinnert, mit dem er mal beim Arzt behandelt worden war, als er als kleiner Junge eine Mittelohrentzündung gehabt hatte. Nur fühlte sich das Licht, das von Mister Van Rays Hand abgestrahlt wurde, eiskalt an.

Als Van Ray dann die Hand senkte, verlosch das Licht innerhalb von ein oder zwei Sekunden wieder. „Ist schon gut, Brian. Das war es schon“, meinte er, ohne es für nötig zu halten, noch irgendeine Erklärung zu dem abzugeben, was er gerade getan hatte.

„Das war's? Sir...“

„Geh jetzt schlafen.“

„Was war das, Mister Van Ray?“

„Ich habe nur überprüft, ob mit dir alles in Ordung ist.“

„Und?“

Van Ray hatte sich bereits halb umgedreht, so als wollte er noch ein Stück in den Park gehen, der das Internat umgab. Doch nun drehte er sich noch einmal um. Das Mondlicht fiel so, dass sein Gesicht bis auf das spitze Kinn vollkommen im Schatten lag und man seine Gesichtszüge nicht sehen konnte.

„Alles in Ordnung mit dir“, sagte Van Ray. „Geh jetzt zu den anderen.“

11 fantastische Horror-Romane zum Fest

Подняться наверх