Читать книгу 7 Kriminalromane für lange Dezember-Nächte - A. F. Morland - Страница 60

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Später Vormittag in SoHo. Ein blauer Himmel spannte sich über der Stadt. Hinter Kirk Taylor klackten Billardkugeln, klimperten Münzen, brüllten Motoren virtueller Rennwagen und explodierten virtuelle Bomben. Draußen auf der King Street hielt ein Streifenwagen.

»Bullen!«, rief Kirk Taylor. Er drehte sich um und schleuderte das Wort in den Raum. »Bullen!«

Kids verließen Spielautomaten, Billardtische und Spielkonsolen und huschten Richtung Hintereingang. Sechs oder sieben Kerlchen. Die Hälfte davon dunkelhäutig, und keiner älter als elf oder zwölf Jahre.

»Beeilt euch! Beeilt euch!« Ein großer Afroamerikaner in grauem Nadelstreifenanzug und mit rotem T-Shirt unter dem Jackett trieb sie an. »Los, los!« Houston Taylor, der älteste der drei Taylor-Brüder. »Was tun sie?«, fragte er in Richtung Schaufenster, wo sein Bruder Kirk hinter einem Gummibaum stand und die Straße beobachtete.

»Sie steigen aus. Sie kommen rüber.« Kirk trug enge Lederhosen. Die kurzen Locken auf seinem Kopf hatte er sich gelb gefärbt. Houston machte ein Handzeichen in Richtung der Billardtische. Zwei Männer seines Alters - ebenfalls schwarz und ebenfalls in eleganten Anzügen - legten die Queues auf den Tisch und liefen ebenfalls zum Hinterausgang. Sie hatten genug Stoff dabei, um für Monate hinter Gittern zu landen. Houston wollte nicht mit der Drogenszene in Verbindung gebracht werden. So lange nicht, wie es irgend möglich war.

Jimmy Taylor, der Jüngste des Brüder-Trios, schlenderte zu einem der Billardtische. Er trug weite, bunte Hosen und einen schwarzen Kapuzenpulli. Die Rastalocken baumelten ihm bis auf die Schultern. »Okay, Jungs - the show must go on! Business as usual, wenn ich bitten darf!«

Männer und Frauen beugten sich wieder über Billardtische, das Klappern der Fußballtische wurde wieder laut, und die Leute an den Konsolen konzentrierten sich wieder auf ihre Spiele. Oder taten zumindest so. Unter dem Publikum der Taylors befand sich selten jemand, der ganz gelassen bleiben konnte, wenn sich Cops zeigten.

»Oh Mist!«, schimpfte Kirk hinter seinem Gummibaum. »Bronson ist dabei! Sie kommen zu uns rein!«

Houston, ein großer, schmaler Kahlkopf, stürmte ans Fenster. Durch die großen Blätter des Gummibaums hindurch spähte er auf die Straße. Tatsächlich - einer der beiden Uniformierten war ein alter Bekannter der Taylors: Chester Bronson.

»Arschloch!«, zischte Houston.

Auch den anderen Cop kannte er. Ein Lieutenant namens Peter Shielding, ein kleiner stämmiger Bursche mit dem Gesicht eines Pitbulls. Kein Freund der Taylors.

Houston und Kirk zogen sich hastig zurück hinter den Kassentresen. Houston schlug eine Zeitung auf, Kirk machte sich an den Regalen mit den Süßigkeiten zu schaffen, die man in dem Spielsalon kaufen konnte.

Die Tür wurde aufgestoßen, die Officers traten ein und tippten grüßend an die Mützenschirme. »Hello«, knurrte Shielding. Bronson nickte nur.

Sie blieben stehen. Ihre Blicke wanderten über Billardtische und Spielkonsolen. Niemand schien sie zu beachten. Shielding machte ein missmutiges Gesicht und stapfte auf den Tresen zu. Bronson folgte ihm.

»Bei dir verkehren Minderjährige«, knurrte er Houston Taylor an.

Der ließ die Zeitung sinken.Verblüfft sah er sich unter seiner Kundschaft um. »Minderjährige? Hey! Ist einer von euch noch minderjährig?«

»Ja!« Ein grauhaariger Latino bückte sich hinter einen der Billardtische. Mit einem kleinen, weißen Mischlingshund tauchte er wieder auf. »Chewy ist erst neun Jahre alt. Soll ich ihn rausbringen, Officer?«

»Verarschen kann ich mich selbst«, knurrte Shielding.

Bronson sprach kein Wort.

Der stämmige Lieutenant stützte sich mit den Unterarmen auf den Tresen. »Man erzählt auch, dass Dealer bei euch verkehren und ihre Geschäfte machen.« Die Verachtung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

»Verleumdung!« Houston Taylor hob beide Hände. »Ich bin doch nicht bescheuert und setz meine Lizenz auf’s Spiel!«, beteuerte er lautstark. »Wenn einer von den Typen hier reinkommt, fliegt er sofort hochkantig wieder raus!«

Shielding und Bronson musterten ihn stumm.

Schritte und Schreie waren plötzlich zu hören. Hinter der Tür, die zum rückseitigen Ausgang führte, schien es ein Tumult zu geben. »Is was?« Houston Taylor mimte das Unschuldslamm.

Schritte und Gezeter wurden lauter. »Vielleicht«, knurrte Lieutenant Shielding.

Die Tür zum Hinterausgang wurde aufgestoßen. Zwei der Dealer stolperten in den Raum. Beide in Handschellen. Hinter ihnen zwei Cops. Denen wiederum folgten vier Kids und sechs Detectives in Zivil. »Die anderen sind getürmt«, rief einer von ihnen.

Geraune erhob sich an Billardtischen und Spielgeräten. Jemand fluchte. Einer der kleinen Kerle heulte.

Shielding stieß ein höhnisches Lachen aus. »Du hältst uns für dämlicher, als du selbst es bist«, knurrte er. »Ein Hehler, Taylor, ein Hehler ...«

Er stieß sich vom Tresen ab und wandte sich den Kollegen und ihren Gefangenen zu.

»Tja - dann nehmen wir euch mal mit aufs Revier ...«

»Das wird dich deine Lizenz kosten, Houston.« Grimmig musterte Chester Bronson den schwarzen Geschäftsführer. Dessen Kaumuskeln pulsierten. Aus schmalen Lidern beobachtete er, wie Cops und Detectives ihre Gefangenen abführten.

»Leck mich, Chess«, zischte Houston Taylor. »Du bist ein verdammter Verräter!«

»Ich steh auf der richtigen Seite des Gesetzes, weiter nichts.«

»Du stehst mit einem Bein im Grab«, sagte Houston leise.

»Larry war klüger als du«, mischte sich Kirk Taylor ein. »Er mimt den Bullen nur auf der Leinwand. Und macht ’ne Menge Kohle damit.«

»Ich weiß«, sagte Bronson. Er drehte sich um. Die Tür schloss sich eben hinter seinem Partner. Er sah, wie die Dealer und die Kids auf die Fonds der Patrolcars und der zivilen Polizeifahrzeuge verteilt wurden. »Vorsicht, Houston«, wandte er sich wieder an den hochgewachsenen Afroamerikaner im Nadelstreifenanzug. »Wir kommen bald wieder. Und wir werden ein Dokument vom Richter dabeihaben und euren Laden auf den Kopf stellen.«

»Danke für den Tipp«, zischte Houston. »Verpiss dich!«

Bronson tippte sich an die Schirmmütze und ging zur Tür.

»Hey, Chess«, sprach Jimmy, der jüngste Taylor-Bruder, ihn von hinten an.

Bronson drehte sich um.

Jimmy saß auf der Kante eines Billardtisches. »Früher mochtest du keine Bullen, und wir mögen sie heute noch nicht.« Er entblößte sein großes, gelbliches Gebiss. »Was wir aber auf den Tod nicht ausstehen können, sind Bullen, die mal auf unserer Seite waren.«

Niemand mehr beschäftigte sich mit seinem Spiel oder mit den Billardkugeln. Fast zwei Dutzend Augenpaare hingen an Chester Bronson. »Soll das eine Drohung sein?«, sagte er.

»Ich wollte nur mal andeuten, wie abartig ich dich in diesen Scheißklamotten finde«, grinste Jimmy.

Der Reihe nach musterte Bronson die Brüder. Seine Miene war hart, seine Augen blickten eher bekümmert als feindselig. Schließlich drehte er sich um und verließ die Spielhalle.

Die Leute wandten sich wieder ihren Spielen zu. Jimmy Taylor sprang vom Billardtisch und ging zu seinen Brüdern an den Kassentresen. »Und du Idiot wolltest gemeinsame Sache mit ihm machen!«, fuhr er Kirk an.

»Weil Larry ihn früher oder später anrufen wird«, verteidigte der sich.

»Quatsch!«, blaffte Houston. »Niemals wird Larry einen Bullen anrufen. Er wird den Brief verbrennen und zahlen und das Maul halten!«


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