Читать книгу 7 Kriminalromane für lange Dezember-Nächte - A. F. Morland - Страница 63

Оглавление

11



Eine makabre Szene. Im Süden Dünen und dahinter das Rauschen der Brandung. Hinter uns ein weißgetünchtes Wochenendhaus, umgeben von der Idylle eines üppigen Gartens. Um uns herum farbenprächtige Blumenbeete - weiße und blaue Gladiolen, Rosen, Herbstastern und teilweise verblühte Hortensien in hellem Blau und mildem Altrosa. Und direkt vor uns, zwischen Johannisbeersträuchern, eine Grube, in der ein Toter lag.

Die Leiche hing seitlich zwischen spitzen Metallstäben, die in den Boden gerammt worden waren. An mehreren Stellen waren sie in den Körper eingedrungen, in Bauch und Brust, eine in den Hals und eine in den linken Oberschenkel. Die Kleider der Leiche waren mit Blut getränkt.

»Grausam«, sagte Alexis Silas, der Pathologe des Zentrallabors. Der massige Hüne stand neben Milo und mir an der fast zehn Fuß tiefen Grube. Er wartete darauf, endlich mit seiner Arbeit beginnen zu können. »Eine grausame Art, jemanden umzubringen - der arme Kerl hat noch minutenlang gelitten, bevor er starb, vielleicht sogar über ’ne Stunde.«

Ein nächtlicher Garten stand vor meinem inneren Auge und ein mit langen Nägeln an einen Birkenstamm gehefteter Hundekadaver. Ich versuchte mir einen Reim auf beide Toten zu machen, denn ich sah durchaus Parallelen. »Wer hat ihn gefunden?«

»Geoffrey McMillan.« Ein kleiner Chinese hatte mir geantwortet. Er stand auf der anderen Seite der Grube. Michael Chong, ein Detective Sergeant aus Brooklyn. Ich kannte ihn nicht, er schien neu in seinem Revier zu sein. »Den Namen müssten Sie schon gehört haben. McMillan ist Chefankläger am New York County Courthouse in Manhattan.«

»Was treibt der in dieser Gegend?«, wollte Milo wissen.

»Ein Kollege des Toten«, sagte Chong. »Hat ein Wochenendhaus in der Nachbarschaft. Wollte Johnson heute Morgen besuchen. Hat sich gewundert, weil die ganze Nacht über das Außenlicht brannte. Und wollte Johnson zu einer Sektparty einladen.«

»Kann ich anfangen?«, fragte Alex.

Ich nickte.

Doc Doubleman stellte seine Tasche ab. Irgendein Witzbold im Zentrallabor hatte dem Pathologen diesen Spitznamen verpasst - Doc Doubleman. Ein schönfärberischer Spitzname - Alexis Silas war so groß und so fett, dass man leicht drei Männer von den bescheidenen Ausmaßen Michael Chongs in ihm hätte unterbringen können.

»Holt ihn raus«, sagte Alex und streifte sich Latexhandschuhe über.

»Haben Sie die Familie verständigt?«, fragte ich Chong.

Er nickte. »Gleich, als wir ihn identifiziert hatten.«

Milo und ich machten, dass wir wegkamen. Die Leichenbergung wollten wir uns nicht anschauen. Am Haus vorbei schlenderten wir über den Rasen. Das elektrische Schiebetor des Grundstücks stand offen.

»Was meinst du?«, eröffnete ich das übliche Brainstorming.

»Der das getan hat, muss einen unglaublichen Hass haben«, sagte mein Partner. »Stell dir allein vor, wie lange man braucht, um so eine Grube auszuheben.«

»Verdammt! Das kommt mir bekannt vor.«

Milo sah mich fragend an.

»Was Ähnliches habe ich heute Nacht zu jemandem gesagt. Und diesem Jemanden hatte man eine nicht minder hässliche Falle im Garten errichtet wie dem armen Richter Johnson.«

Ich erzählte von meinem Besuch bei Laramie Stone. Von der Falle in seinem Garten, von seinem getöteten Schäferhund. Wir schlenderten durch das Tor auf den Asphaltweg. Mein rotes Prachtstück hatte ich hinter Doc Doublemans altem Volvo geparkt. Wir stiegen ein und fuhren Richtung Brooklyn.

»Kennst den Film >Die grüne Hölle<?«, wollte Milo wissen. Ich musste passen. »Ein Kriegsfilm«, erzählte mein Partner. »Oder sagen wir: Ein Antikriegsfilm. Ein älterer Streifen. Über den Vietnamkrieg. Ein Stoßtrupp von Marines arbeitet sich durch den Dschungel. Und gerät in Fallen des Vietcongs.« Er sah mich von der Seite an. »Ich meine keine Hinterhalte, ich meine Fallen. Solche Fallen, wie wir eben eine gesehen haben. Oder wie du sie gerade beschrieben hast - die passt noch besser! Eine solche Falle wurde in diesem Film sogar gezeigt, glaub ich.«

Ich griff zum Mikro des Funkgeräts. Der rauchige Alt von Myrna Sanders meldete sich. An diesem Tag erinnerte er mich an Lindas Stimme. Keine berauschende Erinnerung.

»Hi, Myrna. Jesse hier. Gib mir mal einen von den Kollegen. Am besten Orry oder Clive.« In den Sekunden, die ich warten musste, nahm ich mir vor, Linda so schnell wie möglich anzurufen. Oder noch besser: Sie in ihrer Redaktion zu besuchen. Und wehe, dieser einfältige Schwerathlet lief mir über den Weg - ich war fest entschlossen, ihn dann in den Hintern zu treten ...

Die Stimme unseres indianischen Kollegen riss mich aus meinen grimmigen Fantasien. »Medina was gibt's, Jesse?«

Im Telegrammstil schilderte ich ihm den Fall. »Vielleicht könnt ihr mal ein paar Datengräber anzapfen«, schloss ich. »Mich würde interessieren, ob es eine Verbindung gibt zwischen Richter Eric Johnson und einen Mann namens Laramie Stone.«

»Der Schauspieler, der den eisenharten Bullen in diesem neuen Action Streifen gespielt hat?«

»Genau von dem spreche ich ...«


7 Kriminalromane für lange Dezember-Nächte

Подняться наверх