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Anmerkungen

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[1]

Siehe zu diesem grundsätzlichen Punkt den grundlegenden Beitrag von A. D’Atena, Adattamento del diritto interno al diritto internazionale, in: Enciclopedia giuridica, Bd. I, 1988.

[2]

Art. 10 Abs. 1 Cost. lautet: „Die italienische Rechtsordnung passt sich den allgemein anerkannten Regeln des Völkerrechts an“.

[3]

Das Verfassungsgericht hat mit Urteil Nr. 48 vom 18.6.1979 aber festgestellt, dass eine solche Grenze (d.h. die Grundprinzipien der Verfassung) nur in Bezug auf die gewohnheitsrechtlichen Normen gelten kann, die nach dem Inkrafttreten der Verfassung (1.1.1948) in Kraft getreten sind, weil das ältere internationale Gewohnheitsrecht über Art. 10 Abs. 1 Cost. unabhängig davon angenommen worden sei, ob es eventuell den Grundprinzipien widerspricht. Kritisch dazu die h.L.; siehe nur B. Conforti, Diritto internazionale, 62002, S. 297.

[4]

Siehe z.B. Urteil des Verfassungsgerichts Nr. 131 vom 15.5.2001.

[5]

Urteil Mujanovic Nr. 10 vom 19.1.1993. In diesem Fall wurde jedoch kein Widerspruch zwischen dem Umsetzungsgesetz zur EMRK und späteren Gesetzen festgestellt.

[6]

Das Verfassungsgericht hat es für konsequent gehalten, von der Aufhebung durch Referendum außer den in Art. 75 Abs. 2 ausdrücklich genannten Gesetzen zur „Ermächtigung zur Ratifizierung internationaler Verträge“ auch Gesetze zur Umsetzung internationaler Verträge auszuschließen.

[7]

Die Schranke der internationalen Verpflichtungen war in den Statuten der Regionen mit Sonderstatut – mit Ausnahme von Sizilien – vorgesehen (siehe Art. 3 Sonderstatut Sardinien; Art. 4 und 8 Sonderstatut Trient-Oberetsch; Art. 2 Sonderstatut Aosta-Tal und Art. 4 Sonderstatut Friaul-Julisch-Venetien) und wurde einhellig für alle Regionen nach allgemeinem Recht für anwendbar gehalten.

[8]

In diesem Sinn hat das Verfassungsgericht mit Urteil Nr. 124 vom 16.3.1990 die Verfassungswidrigkeit eines Gesetzes der Region Friaul-Julisch-Venetien festgestellt.

[9]

Vgl. Conforti (Fn. 3), S. 306ff.

[10]

Dieses klassische Argument vertritt V. Crisafulli, Lezioni di diritto costituzionale (Le fonti normative), 61993 (neu bearbeitet von F. Crisafulli), S. 144, 169f. Unter konkurrierenden Rechtsquellen versteht man Normen gleichen Ranges, die das Gesetz zur Regelung von bestimmten Materien überhaupt ausschließen können.

[11]

Vgl. M. Luciani, Le nuove competenze legislative delle Regioni a statuto ordinario. Prime osservazioni sui principali nodi problematici della l. cost. n. 3 del 2001, abrufbar unter http://www.federalismi.it (28.9.2006); F. Sorrentino, Nuovi profili costituzionali dei rapporti tra diritto interno e diritto internazionale e comunitario, Diritto pubblico comparato ed europeo 2002, S. 1355, 1359; G.F. Ferrari, Il primo comma dell’art. 117 della Costituzione e la tutela internazionale dei diritti, Diritto pubblico comparato ed europeo 2002, S. 1849, 1852; L.S. Rossi, Gli obblighi internazionali e comunitari nella riforma del titolo V della Costituzione, zu finden unter http://www.forumcostituzionale.it (28.9.2006); Conforti (Fn. 3), S. 301f.; T. Treves, Diritto internazionale. Problemi fondamentali, 2005, S. 692f.

[12]

Vgl. Ferrari (Fn. 11), S. 1852; Conforti (Fn. 3), S. 304; Treves (Fn. 11), S. 692; Sorrentino (Fn. 11), S. 1359.

[13]

Vgl. Conforti (Fn. 3), S. 302ff.

[14]

Ausdrücklich in diesem Sinn Ferrari (Fn. 11), S. 1854; P. De Stefani, Gli obblighi internazionali, tra Corte costituzionale e Corte di Giustizia, abrufbar unter http://www.forumcostituzionale.it (28.9.2006).

[15]

Diese Idee wurde damals – obwohl weniger intensiv – auch von der sozialistischen Partei vertreten. Siehe dazu A. Cassese, Kommentar zu Art. 10 und 11 der Verfassung, in: Branca (Hg.), Commentario della Costituzione (Art. 1–12), 1975, S. 466ff. und 476f.

[16]

Siehe Cassese (Fn. 15), S. 463ff.

[17]

Siehe Cassese (Fn. 15), S. 578.

[18]

Vgl. M. Neri Gualdesi, L’Italia e il processo di integrazione europea, in: Tosi (Hg.), L’Italia e le organizzazioni internazionali. Diplomazia multilaterale nel Novecento, 1999, S. 344; A. Varsori, L’europeismo nella politica estera italiana, ibid., S. 392ff.

[19]

Vgl. Neri Gualdesi (Fn. 18), S. 347; Varsori (Fn. 18), S. 396f.

[20]

Vgl. M. Cartabia/J.H.H. Weiler, L’Italia in Europa. Profili istituzionali e costituzionali, 2000, S. 134; R. Bin/G. Pitruzzella, Diritto costituzionale, 42004, S. 385.

[21]

Der Ausdruck „cammino comunitario“ bedeutet „gemeinschaftlicher Weg“ und stammt aus einem bekannten Aufsatz von P. Barile, Il cammino comunitario della Corte, Giurisprudenza costituzionale, 1973, S. 2406. Zur Entwicklung der Judikatur des Verfassungsgerichts siehe u.a. L.S. Rossi, Rapporti fra norme comunitarie e norme interne, in: Digesto delle discipline pubblicistiche, Bd. XII, 1997, S. 373; Cartabia/Weiler (Fn. 20), S. 162ff.; G. Gaja, Introduzione al diritto comunitario, 32003, S. 128ff.; M. Condinanzi, Comunità europee, Unione europea e adattamento, in: Carbone u.a. (Hg.), Istituzioni di diritto internazionale, 22003, S. 150ff.

[22]

Siehe Gesetz Nr. 1643 vom 6.12.1962, durch das die „Ente nazionale per l’energia elettrica (ENEL)“ eingerichtet wurde.

[23]

Siehe EuGH, Rs. 6/64, Slg. 1964, 1251 – Costa/ENEL.

[24]

So ausdrücklich die Urteile Frontini Nr. 183 vom 27.12.1973 und ICIC Nr. 232 vom 30.10.1975.

[25]

Die Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit ist in Italien zentralisiert. Die einzelnen Gerichte sind nicht befugt, verfassungswidrige Gesetze inter partes nicht anzuwenden; allein das Verfassungsgericht kann Gesetze mit Geltung erga omnes und in der Regel ex tunc für verfassungswidrig erklären.

[26]

Das Urteil Nr. 182 von 1976 erkannte jedoch die Aufhebung von vorhergehenden nationalen Gesetzen durch nachfolgende Verordnungen an. In einem solchen Fall hätte jedes Gericht also das Gesetz für aufgehoben halten können. Diese Feststellung widersprach aber offensichtlich der dualistischen Konzeption des Verfassungsgerichts.

[27]

Siehe EuGH, Rs. 106/77, Slg. 1978, 629 – Simmenthal.

[28]

Das schließt aber nicht aus, dass einige Verordnungen eine Ausführung durch nationale Gesetze für ihre konkrete Anwendbarkeit verlangen können.

[29]

Siehe EuGH, Rs. 103/88, Slg. 1989, 1839 – Fratelli Costanzo.

[30]

Siehe EuGH, Rs. 26/62, Slg. 1963, 1 – Van Gend & Loos. In der Regel wirkt die unmittelbare Geltung der Normen des EG-Vertrags nur in den vertikalen Beziehungen. Nur in wenigen Fällen hat der EuGH die horizontale unmittelbare Geltung einiger Normen des EG-Vertrags anerkannt.

[31]

Siehe EuGH, Rs. 63/86, Slg. 1988, 29 – Kommission/Italien.

[32]

Siehe EuGH, Rs. 41/74, Slg. 1974, 1337 – van Duyn.

[33]

Damit hat das Verfassungsgericht die unmittelbare Geltung der allgemeinen Rechtsprinzipien des Gemeinschaftsrechts anerkannt, die der EuGH durch Auslegung des EG-Vertrages hergeleitet hat.

[34]

Siehe die Urteile Nr. 170 vom 8.6.1984 und Nr. 286 vom 23.12.1986. Dies gilt natürlich nur, wenn es sich bei der nationalen Norm um ein Gesetz handelt. Wenn es sich um eine untergesetzliche Norm handelt, muss die Normenkollision entweder durch die Nichtigerklärung mit Wirkung erga omnes durch das Verwaltungsgericht oder ihre Nichtanwendung durch jedes andere Gericht mit Wirkung inter partes gelöst werden.

[35]

Siehe das Urteil Granital Nr. 170 vom 8.6.1984.

[36]

Siehe Gaja (Fn. 21), S. 132f.

[37]

Art. 127 Cost. regelt die Fälle, dass ein Regionalgesetz die Zuständigkeiten der Region überschreitet bzw. dass ein staatlicher Rechtsakt mit Gesetzeskraft in Zuständigkeiten der Region eingreift.

[38]

Das ist ständige Rechtsprechung des Verfassungsgerichts seit den Urteilen Nr. 384 vom 10.11.1994 und Nr. 94 vom 30.3.1995.

[39]

Es ist an dieser Stelle daran zu erinnern, dass der EuGH, wenn er mit der Vorabentscheidung über die Auslegung von Gemeinschaftsrecht befasst ist, oft auch die eigentlich nicht in seine Zuständigkeit fallende Frage eines möglichen Widerspruchs zwischen Europarecht und nationalem Recht entscheidet.

[40]

Damit hat es ausdrücklich seine in der Entscheidung Nr. 168 vom 18.4.1991 vertretene Auffassung geändert.

[41]

Häufig hat das Verfassungsgericht auch Fragen der unmittelbaren Geltung der Gemeinschaftsnormen bzw. der Auslegung dieser Normen (die überhaupt nicht in seine Zuständigkeit fallen) – allerdings unter Anwendung der vom EuGH ausgearbeiteten Kriterien – direkt gelöst, statt die Sache an das erstinstanzliche Gericht zurückzuverweisen oder dem EuGH vorzulegen.

[42]

Das Verfassungsgericht kann allerdings nicht unmittelbar eine europarechtliche Norm aufheben, weil Art. 134 der Verfassung die Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit ausdrücklich auf die nationalen Gesetze und Vorschriften mit Gesetzeskraft beschränkt: Die europarechtlichen Akte gehören nicht dazu.

[43]

Siehe das Urteil Frontini Nr. 183 vom 27.12.1973.

[44]

So mit Recht M.P. Chiti, Regioni e Unione europea dopo la riforma del Titolo V della Costituzione: l’influenza della giurisprudenza costituzionale, Le Regioni 2002, S. 1401, 1421f.

[45]

Siehe Sorrentino (Fn. 11), S. 1358.

[46]

Vgl. C. Pinelli, Il Foro Italiano, Bd. CXXIV (2001), Teil V, col. 195; Sorrentino (Fn. 11), S. 1358; Rossi (Fn. 11); G. D’Alessandro, Prime impressioni sull’impatto della costituzionalizzazione del „vincolo comunitario“ sulla giurisprudenza costituzionale, Le Istituzioni del Federalismo 2003, S. 207, 216.

[47]

Und damit auch die oben beschriebene Zuständigkeitsverteilung zwischen dem Verfassungsgericht und den ordentlichen Gerichten für die Lösung der Konflikte zwischen Europarecht und nationalem Recht. Rossi (Fn. 11), vertritt im Übrigen, dass nach der Reform von Titel V die inzidente Vorlage der Frage der Verfassungsmäßigkeit durch einen ordentlichen Richter im Widerspruch zur Rechtsprechung des EuGH stehen würde (siehe Entscheidung des EuGH, Simmenthal [Fn. 27]) und Art. 117 Abs. 1 der Verfassung verletzen würde, der die Beachtung der Gemeinschaftsordnung vorschreibt.

[48]

Siehe D’Alessandro (Fn. 46), S. 212; R. Calvano, La Corte costituzionale „fa i conti“ per la prima volta con il nuovo art. 117 comma 1 Cost., abrufbar unter http://www.associazionedeicostituzionalisti.it (28.9.2006).

[49]

Siehe das Urteil Granital Nr. 170 vom 8.6.1984.

[50]

Siehe F. Pizzetti, L’evoluzione del sistema italiano fra „prove tecniche di governance“ e nuovi elementi unificanti. Le interconnessioni con la riforma dell’Unione europea, Le Regioni 2002, S. 653, 682; Chiti (Fn. 44), S. 1424; A. Pajno, Il rispetto dei vincoli derivanti dall’ordinamento comunitario come limite alla potestà legislativa nel nuovo Titolo V della Costituzione, Le Istituzioni del Federalismo 2003, S. 813, 818, 827, 832.

[51]

Schon vor der Reform von 2001 war bereits unstrittig, dass die regionale Gesetzgebung außer den anderen Grenzen ihrer Rechtmäßigkeit auch die der Gemeinschaftsverpflichtungen zu beachten hatte. Die Missachtung der Gemeinschaftsverpflichtungen durch die regionale oder lokale Verwaltung rechtfertigte zudem die ersatzweise Wahrnehmung der Zuständigkeit durch die Regierung anstelle der Regionen und lokalen Körperschaften.

[52]

Vgl. L. Torchia, I vincoli derivanti dall’ordinamento comunitario nel nuovo Titolo V della Costituzione, Le Regioni 2001, S. 1203, 1207; Pizzetti (Fn. 50), S. 682; Chiti (Fn. 44), S. 1424–1425; Pajno (Fn. 50), S. 831.

[53]

Vgl. Sorrentino (Fn. 11), S. 1358.

[54]

Aus diesem Grund lehnt F. Salmoni, La Corte costituzionale e la Corte di giustizia delle Comunità europee, Diritto pubblico 2002, S. 491, 563, die monistische Lehre ab.

[55]

Das ist jedoch in den fast fünf Jahren seit Inkrafttreten der Reform noch nicht geschehen. Eine monistische Wende in der Judikatur des Verfassungsgerichts sieht jedoch Calvano (Fn. 48) in dem Urteil Nr. 406 vom 3.11.2005.

[56]

Siehe z.B. Urteil Nr. 406 vom 3.11.2005 über die Verfassungsbeschwerde des Präsidenten des Ministerrats gegen das Gesetz der Region Abruzzen Nr. 14 vom 1.4.2004 mit Anmerkung von Calvano (Fn. 48).

[57]

Siehe Art. 3 Abs. 1–5 des Gesetzes Buttiglione.

[58]

Siehe Art. 3 Abs. 7 des Gesetzes Buttiglione.

[59]

Siehe Art. 4 des Gesetzes Buttiglione. Das Gesetz sieht zwei verschiedene Vorbehalte der parlamentarischen Prüfung vor. Zum einen die obligatorische parlamentarische Prüfung: Wenn die Kammern mit der Prüfung eines europäischen Aktes bereits begonnen haben, hat die Regierung die Pflicht, den Vorbehalt parlamentarischer Prüfung geltend zu machen. Zum anderen die fakultative parlamentarische Prüfung: Wenn die Regierung einen europäischen Akt für besonders wichtig hält, kann sie den Vorbehalt parlamentarischer Prüfung geltend machen.

[60]

Siehe Art. 3 Abs. 6 (2. HS) des Gesetzes Buttiglione.

[61]

Siehe Art. 3 Abs. 6 (1. HS) des Gesetzes Buttiglione.

[62]

Siehe Art. 15 des Gesetzes Buttiglione.

[63]

Hinzu kommt, dass vorzugsweise die Anpassung an das Gemeinschaftsrecht nicht direkt im „Gemeinschaftsgesetz“ erfolgt, sondern der Regierung im Wege der Gesetzes- oder Verordnungsermächtigung im „Gemeinschaftsgesetz“ übertragen wird.

[64]

Bereits mit Entscheidung Nr. 389 vom 11.7.1989 hatte das Verfassungsgericht anerkannt, dass die Verwaltung mit Bezug auf direkt anwendbares Gemeinschaftsrecht verpflichtet ist, auf der Grundlage der Gemeinschaftsnormen unter Missachtung entgegenstehender nationaler Regeln vorzugehen. Man kann daher sagen, dass die Richter des Palazzo della Consulta zumindest implizit schon damals anerkannt hatten, dass direkt anwendbares Gemeinschaftsrecht das Legalitätsprinzip wahrt. Siehe hierzu Cartabia/Weiler (Fn. 20), S. 180, 188 und oben II.3.b.

[65]

Art. 117 Abs. 5: „Die Regionen und die Autonomen Provinzen Trient und Bozen nehmen für die in ihre Zuständigkeit fallenden Materien an den Entscheidungen im Rahmen des Rechtsetzungsprozesses der Europäischen Union teil und sorgen für die Anwendung und die Durchführung der Akte der Europäischen Union; dabei sind die Verfahrensbestimmungen zu beachten, die durch Staatsgesetz festgesetzt werden, durch das die Einzelheiten der Ausübung der Ersetzungsbefugnis in Fällen der Untätigkeit geregelt sind.“

[66]

Vgl. Art. 5 Abs. 1, 2, 7 und 9–11 des Gesetzes Buttiglione.

[67]

Vgl. Art. 5 Abs. 3 des Gesetzes Buttiglione.

[68]

Siehe Art. 5 Abs. 4 des Gesetzes Buttiglione.

[69]

Siehe Art. 17 des Gesetzes Buttiglione.

[70]

Vgl. das Urteil des Verfassungsgerichts Nr. 142 vom 24.7.1972.

[71]

Art. 6 des Dekrets des Präsidenten der Republik Nr. 616 vom 24.7.1977.

[72]

Siehe oben Fn. 65. Diese Bestimmung bestätigt nicht nur das Recht der Regionen zur Umsetzung von Gemeinschaftsrecht im Bereich ihrer Zuständigkeiten, sondern auch das unantastbare Prinzip, dass auch das Gemeinschaftsrecht die Zuständigkeitsverteilung zwischen Staat und Regionen nicht beeinträchtigen kann. Das Verfassungsgericht hat zwar festgestellt, dass das Gemeinschaftsrecht Änderungen der verfassungsrechtlichen Zuständigkeitsverteilung zwischen Staat und Regionen mit sich bringen kann (siehe u.a. das schon erwähnte Urteil Nr. 126 vom 24.4.1996), das liegt aber auf derselben Linie wie die allgemein bestehende Möglichkeit der Verdrängung von Verfassungsnormen durch Gemeinschaftsrecht (mit der Grenze der Grundprinzipien und der unveräußerlichen Rechte des Menschen).

[73]

Art. 120 Abs. 2 (Satz 1): „Die Regierung ist […] befugt, bei Nichtbeachtung internationaler Bestimmungen und Abkommen oder des Gemeinschaftsrechts […] für Organe der Regionen, der Großstädte mit besonderem Status, der Provinzen und der Gemeinden zu handeln“.

[74]

Siehe die Kommentare von A. Barbera, in: Branca (Fn. 15), S. 50ff.; R. D’Alessio, in: Crisafulli/Paladin (Hg.), Commentario breve alla Costituzione, 1990, S. 9ff. Zur Bedeutung dieser Bestimmung in der italienischen Verfassung siehe auch den Beitrag von M. Dogliani und C. Pinelli im ersten Band (§ 5).

[75]

Vgl. u.a. das Urteil Nr. 188 vom 22.12.1980; die Anordnung Nr. 496 vom 27.12.1991; das Urteil Nr. 32 vom 17.2.1999. Siehe auch das Urteil Polo Castro der Vereinigten Strafsenate des Kassationshofs vom 23.11.1988 und 8.5.1989, Rivista internazionale dei diritti dell’uomo 1990, S. 421. Kritisch zu dieser Judikatur F. Raspadori, I trattati internazionali sui diritti umani e il giudice italiano, 2000, S. 322f.

[76]

Für die Interpretation des Art. 2 der Verfassung als „Öffnungsklausel“ siehe vor allem Barbera (Fn. 74), S. 102. Unter den Völkerrechtlern siehe A. Giarda, Corte costituzionale e diritti dell’uomo, Rivista internazionale dei diritti dell’uomo 1988, S. 65f.; Raspadori (Fn. 75), S. 332.

[77]

Siehe vor allem das Urteil Nr. 388 vom 22.10.1999. Siehe in diesem Zusammenhang auch M. Ruotolo, La „funzione ermeneutica“ delle convenzioni internazionali sui diritti umani nei confronti delle disposizioni costituzionali, Diritto e società 2000, S. 291.

[78]

Siehe A. Pace, Nuove frontiere della libertà di „comunicare riservatamente“ (o, piuttosto, del diritto alla riservatezza)?, Giurisprudenza costituzionale 1993, S. 747f.

[79]

Siehe P. Mori, Convenzione europea dei diritti dell’uomo, Patto delle Nazioni Unite e Costituzione italiana, Rivista di diritto internazionale 1983, S. 332.

[80]

Vgl. das Urteil des Kassationshofs Nr. 2194 (erster Strafsenat) vom 10.7.1993 im Fall Medrano, Rivista di diritto internazionale 1994, S. 530. Über die Gleichstellung dieser Normen mit Gemeinschaftsrecht müsste man auch ihren Vorrang vor Verfassungsrecht herleiten, mit der einzigen Ausnahme der „controlimiti“ (grundlegende Prinzipien und unveräußerliche Rechte der menschlichen Person).

[81]

Siehe P. Pustorino, Rivista internazionale dei diritti dell’uomo 1995, S. 23, 31f.; A. Guazzarotti, I giudici comuni e la CEDU alla luce del nuovo art. 117 della Costituzione, Quaderni costituzionali 2003, S. 25, 47f.; P. De Stefani, Il nuovo articolo 117 della Costituzione e l’adattamento italiano al diritto internazionale dei diritti umani, Pace e diritti umani 2004, S. 73f.

[82]

In diesem Sinne siehe aber ein obiter dictum des Urteils Borghesi g. Com. Turi des ersten Zivilsenats des Kassationshofs Nr. 11096 vom 11.6.2004. Auf Grund dieses Ansatzes des Kassationshofs hat das Appellationsgericht von Florenz zweimal die Nichtanwendung einer gesetzlichen Norm wegen eines Widerspruchs zur EMRK festgestellt: Einmal mit dem Urteil Nr. 111 vom 20.1.2005 und dann mit dem Urteil Squadrelli g. Ente Nazionale Strade Nr. 570 vom 27.2.2005. Mit der oben im Text vertretenen Meinung soll aber keineswegs die bedeutende Rolle geschmälert werden, die die einzelnen Gerichte bei der Lösung von Kollisionen zwischen Vertragsrecht und späterem nationalen Recht im Wege bewährter Argumentationsmuster wie völkerrechtskonformer Auslegung oder der lex specialis-Regel spielen.

[83]

Vgl. Ferrari (Fn. 11), S. 1855; B. Randazzo, Giudici comuni e Corte europea dei diritti, Rivista italiana di diritto pubblico comunitario 2002, S. 1303, 1348f.; Guazzarotti (Fn. 81), S. 50f.; De Stefani (Fn. 14), S. 74. Nur wenn das kollidierende Gesetz zeitlich vor dem Umsetzungsgesetz des Vertrages ergangen ist, kann jeder Richter auf den Grundsatz „lex posterior derogat legi priori“ zurückgreifen und die früheren Normen für aufgehoben erklären. Gegen die Auffassung, die Umsetzungsnormen der EMRK als Maßstab für die Verfassungsmäßigkeit einzustufen, siehe Beschluss des Verfassungsgerichts Nr. 464 vom 23.12.2005, wo es heißt, dass Art. 8 EMRK „nicht der Rang als Maßstabsnorm“ zukommt; als Gegenbeispiel siehe den Beschluss vom 20.5.2006, mit dem der Kassationshof wegen indirekter Verletzung von Art. 117 Abs. 1 Verfassung die Frage der Verfassungsmäßigkeit aufgeworfen hat mit Bezug auf ein Gesetz, das Art. 6 EMRK und Art. 1 des 1. Zusatzprotokolls verletzt.

[84]

Siehe Guazzarotti (Fn. 81), S. 48.

[85]

Siehe die Urteile des ersten Strafsenats des Kassationshofs vom 23.3.1983, Fignagnani, vom 20.10.1983, Bonazzi, vom 7.11.1983, Canale, vom 19.1.1984, Giusto. Siehe auch die Urteile des dritten Strafsenats des Kassationshofs vom 31.3.1978, D’Alessio, und des fünften Strafsenats vom 12.2.1982, De Fazio.

[86]

Vgl. die Urteile des ersten Strafsenats des Kassationshofs vom 7.12.1981, Faglietti, vom 20.4.1982, Bonfanti, vom 27.10.1984, Venditti. Das Zitat im Text ist der Begründung im Fall Polo Castro der Vereinigten Strafsenate des Kassationshofs vom 23.11.1988 und vom 8.5.1989, Rivista internazionale dei diritti dell’uomo 1990, S. 421, entnommen.

[87]

Vereinigte Strafsenate des Kassationshofs, 23.11.1988, 8.5.1989, Rivista internazionale dei diritti dell’uomo, 1990, S. 419ff.

[88]

Diese Auffassung ist vom Kassationshof u.a. in dem schon erwähnten Urteil Medrano Nr. 2194 vom 10.7.1993 und im Urteil Galeotti Ottieri und andere gegen Ministero delle Finanze Nr. 6672 vom 8.7.1998 bestätigt worden.

[89]

Vgl. Urteil der Vereinigten Strafsenate des Kassationshofs vom 26.4.1990; Urteil Nr. 2823 des zweiten Strafsenats vom 20.5.1991; Urteil Nr. 2549 des ersten Strafsenats vom 28.5.1996. Die unmittelbare Anwendbarkeit ist z.B. im Urteil Nr. 5911 des ersten Strafsenats vom 14.10.1999 im konkreten Fall anerkannt worden. Siehe dazu De Stefani (Fn. 14), S. 63.

[90]

In der Judikatur der Corte di Cassazione z.B. findet man Urteile, die eine solche Bindung deutlich anerkennen wie auch Urteile, die eine solche Bindung verneinen.

[91]

Vgl. u.a. folgende Entscheidungen des Verfassungsgerichts: Urteil Nr. 161 vom 24.5.1985; Urteil Nr. 102 vom 22.4.1986; Urteil Nr. 10 vom 19.1.1993; Urteil Nr. 388 vom 22.10.1999.

[92]

Dies geschah in einem solchen Umfang, dass L. Paladin, Diritto regionale, 72000, S. 186ff., die Neuordnung der Abgrenzung der Regionalkompetenzen durch den einfachen Gesetzgeber für möglich hielt.

[93]

Siehe A. D’Atena, L’autonomia legislativa delle Regioni, 1974, S. 112ff.; S. Mangiameli, Materie di competenza regionale (Stichwort), in: Enciclopedia giuridica, Bd. XIX, Istituto della Enciclopedia Italiana, 1990, S. 4ff. Siehe auch S. Mangiameli, Le materie di competenza regionale, 1992, S. 85ff.

[94]

Siehe Ruotolo (Fn. 77), S. 313.

Handbuch Ius Publicum Europaeum

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