Читать книгу Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма - Страница 15

1 bis 4. Bändchen
Einleitung
XII.
Bei Tage

Оглавление

Der Reisende war früh am Morgen aufgestanden, um seinen Wagen ein wenig zu betrachten und sich nach der Gesundheit von Althotas zu erkundigen.

Es schlief noch Jedermann im Schlosse, Gilbert ausgenommen, der, hinter dem Gitter eines Zimmers verborgen, das er neben der Hausthüre bewohnte, neugierig die Manoeuvres von Balsamo verfolgte und alle seine Schritte beobachtete.

Balsamo aber zog sich zurück, schloß die Thüre der Abtheilung von Althotas und war bereits fern, ehe Gilbert einen Fuß in die Allee gesetzt hatte.

Als Balsamo gegen das Gebüsch hinaufging, war er betroffen von der Veränderung, das der Tag in dem Gemälde hervorbrachte, welches ihm am Abend zuvor so düster gedünkt hatte.

Das kleine, weiß und rothe, von Steinen und Backsteinen gebaute Schloß war überragt von einem Walde von Adamsfeigenbäumen und ungeheuren Bohnenbäumen, deren wohlriechende Blüthenbüscheln auf sein Dach fielen und die Pavillons wie goldene Kronen umfingen.

Vor dem Blumenbeete bildete ein Teich von ungefähr dreißig Schritten im Gevierte, mit einer breiten Einfassung von Rasen und einer Hecke von blühendem Holunder, einen köstlichen Ruhepunkt für den Blick, der auf dieser Seite durch die Höhe der Kastanienbäume und der Zitterespen gehemmt war.

Auf jeder Seite der Pavillon lief bis zu einem buschigen Gehölze, der Zufluchtsstätte einer Menge von Vögeln, deren Morgenconcert man im Schlosse hörte, lief, sagen wir, eine breite Allee von Ahornbäumen, Platanen und Linden hinauf. Balsamo wählte die links und befand sich nach etwa zwanzig Schritten in einem grünen Gebüsche, dessen Rosen und wilde Jasmine, am Abend zuvor durch den Regen durchnäßt, köstliche Wohlgerüche ausströmten. Unter den Einfassungen von Hartriegel drangen Geisblatt und Jasmin hervor und eine lange Allee von Iris, vermischt mit Erdbeerpflanzen, verlor sich unter einem Gehölze, das ganz von blühenden Brombeerstauden und wilden Rosensträuchen durchschlungen war

So gelangte Balsamo bis auf den Höhenpunkt. Er sah hier die majestätischen Trümmer eines aus Kieselstein erbauten Schlosses. Die Hälfte eines Thurmes bestand allein noch inmitten einer ungeheuren Anhäufung von Steinen, über welche sich lange Guirlanden von Epheu und Jungfernrebe hinschlängelten  . . . von diesen wilden Kindern der Zerstörung, welche die Natur auf die Ruinen gepflanzt hat, um dem Menschen anzudeuten, selbst die Trümmer seien fruchtbar.

So betrachtet, fehlte es dem Gute Taverney, das sich ungefähr auf sieben bis acht Morgen beschränkte, weder an Würde noch an Anmuth. Das Haus glich einer von jenen Höhlen, deren Zugänge die Natur durch ihre Blumen, durch ihre Lianen verschönert, während sie die launenhafte Phantasie mit ihren Felsgruppen schmückt, deren äußere Nacktheit aber den verirrten Reisenden, welcher von diesen hohlen Felsen eine Zufluchtsstätte für die Nacht verlangt, erschreckt und zurückstößt.

Als Balsamo nach einem Spaziergange von einer Stunde nach dem Wohngebäude zurückkam, sah er den Baron, seine gebrechliche Person in einen großen Schlafrock von blauem Kattun gehüllt, durch eine Seitenthüre, welche auf die Treppe ging, aus dem Hause herauskommen und im Garten umherlaufen, wobei er seine Rosen ausklaubte und Wegschnecken niedertrat.

Balsamo ging ihm schleunigst entgegen.

»Mein Herr,« sagte er mit einer Höflichkeit, welche um so feiner erscheinen mußte, als er die Armuth seines Wirthes noch tiefer ergründet hatte, »erlauben Sie mir, Ihnen zugleich meine Entschuldigung auszusprechen und meine Achtung zu bezeigen. Ich hätte Ihr Erwachen abwarten müssen, um herabzugehen, aber von meinem Fenster aus verführte mich der Anblick von Taverney, ich wollte von Nahem den schönen Garten und die eindrucksvollen Ruinen sehen.«

»Es ist nicht zu leugnen, mein Herr, die Ruinen sind sehr schön,« antwortete der Baron, nachdem er die Artigkeiten von Balsamo erwiedert hatte. »Es ist sogar Alles, was sich Schönes hier findet.«

»Es war ein Schloß?« fragte der Reisende.

»Ja, das meinige, oder vielmehr das meiner Ahnen, man nannte es Maison-Rouge und wir führten lange diesen Namen mit dem Namen Taverney. Die Baronie ist sogar die von Maison-Rouge. Doch, mein lieber Gast, sprechen wir nicht von dem, was nicht mehr ist.«

Balsamo verbeugte sich zum Zeichen der Beipflichtung.

»Ich wollte Ihnen meinerseits eine Entschuldigung aussprechen, mein Herr,« fuhr der Baron fort. »Mein Haus ist arm, wie ich Ihnen zum Voraus sagte.«

»Ich finde mich vortrefflich darin, mein Herr.«

»Ein Hundestall, mein lieber Gast, ein Hundestall,« entgegnete der Baron; »ein Nest, für das die Ratten eine Vorliebe gefaßt haben, seitdem sie durch die Füchse, die Eidechsen und die Nattern aus dem andern Schlosse vertrieben worden sind. Ah! bei Gott, mein Herr,« fuhr der Baron fort, »Sie, der Sie ein Zauberer, oder beinahe ein Zauberer sind, sollten mit einem Schlage Ihres Stabes das alte Schloß Maison-Rouge wieder aufrichten und besonders die zweitausend Morgen Wiesen und Waldungen, die seinen Gürtel bildeten, nicht vergessen. Aber ich wette, statt hieran zu denken, waren Sie so höflich, in einem abscheulichen Bett zu schlafen.«

»Oh! mein Herr . . .«

»Vertheidigen Sie sich nicht, mein lieber Gast. Das Bett ist abscheulich, ich kenne es; es ist das meines Sohnes.«

»Ich schwöre Ihnen, Herr Baron, daß mir das Bett, so wie es ist, vortrefflich vorkam. In jedem Fall bin ich beschämt durch die Güte, die Sie für mich gehabt haben, und ich wünschte von ganzem Herzen, es Ihnen dadurch zu beweisen, daß ich Ihnen irgend einen Dienst leisten könnte.«

Dem Greise, welcher stets spottete, fehlte es nicht an einer Erwiederung.

»Nun!« sagte er, auf La Brie deutend, der ihm ein Glas reines Wasser auf einem herrlichen Teller von sächsischem Porzellan brachte, »es zeigt sich die Gelegenheit, Herr Baron, thun Sie für mich, was unser Herr bei der Hochzeit von Kanaan gethan hat, verwandeln Sie dieses Wasser in Wein, aber wenigstens in Burgunder-Wein, in Chambertin z. B. und Sie leisten mir in diesem Augenblick den größten Dienst.«

Balsamo lächelte; der Greis hielt das Lächeln für eine Verneinung; er nahm das Glas und leerte seinen Inhalt auf einen Zug.

»Ein vortreffliches Specificum,« sprach Balsamo, »das Wasser ist das edelste der Elemente, Herr Baron, insofern der Geist Gottes vor der Schöpfung der Welt über dem Wasser schwebte. Nichts widersteht seiner Thätigkeit; es durchdringt den Stein und man erkennt vielleicht eines Tags, daß es den Diamant auflöst.

»Nun! das Wasser wird mich auflösen,« sprach der Baron, »wollen Sie mit mir trinken, mein Gast? Es hat vor meinem Wein den Vortheil, daß es von einem vortrefflichen Gewächse ist. Oh! es ist noch davon übrig. Das ist nicht wie bei meinem Marasquin.«

»Hätten Sie Ihrem Glase ein Glas für mich beigefügt, so dürfte ich durch diese Höflichkeit ein Mittel erlangt haben, Ihnen nützlich zu sein.«

»Gut, erklären Sie mir das. Ist es noch Zeit?«

»Oh! mein Gott, ja! befehlen Sie diesem Mann, mir ein Glas sehr reines Wasser zu bringen.«

»La Brie, hörst Du?« sagte der Baron.

La Brie entfernte sich mit seiner gewöhnlichen Thätigkeit.

»Wie!« versetzte der Baron sich gegen seinen Gast umwendend, »wie, das Glas Wasser, das ich jeden Morgen trinke, sollte Eigenschaften oder Geheimnisse enthalten, von denen ich keine Ahnung hatte? Wie? ich hätte seit zehn Jahren Alchemie getrieben, wie Herr Jourdain Prosa trieb, ohne es zu vermuthen?«

»Ich weiß nicht, was Sie gethan haben, aber ich weiß, was ich thue,« antwortete Balsamo mit ernstem Tone.

Dann sich gegen La Brie umwendend, der den Auftrag mit wunderbarer Schnelligkeit besorgt hatte:

»Ich danke, mein braver Diener.«

Und er nahm das Glas aus seinen Händen, erhob es bis zur Höhe seiner Augen und betrachtete den Inhalt des Kristalls, über dem das Tageslicht Perlen schwimmen und violette oder diamantene Streifen hinlaufen ließ.

»Es muß sehr schön sein, was man in einem Glase Wasser sieht.« sagte der Baron. »Teufel! Teufel!«

»Ja wohl, Herr Baron,« antwortete der Fremde, »wenigstens ist es heute sehr schön.«

Balsamo schien seine Aufmerksamkeit zu verdoppeln, während ihm der Baron unwillkührlich mit den Augen folgte und La Brie ihm ganz erstaunt fortwährend den Teller vorhielt.

»Was sehen Sie, lieber Gast?« fragte der Baron, seine Spötterei fortsetzend. »In der That, ich vergehe vor Ungeduld; eine Erbschaft für mich, ein neues Maison-Rouge, um meine kleinen Angelegenheiten wieder in Ordnung zu bringen?«

»Ich sehe darin die Aufforderung, die ich an Sie übermache, auf Ihrer Hut zu sein.«

»Wirklich! soll ich etwa angegriffen werden?«

»Nein, Sie sollen diesen Morgen einen Besuch bekommen.«

»Dann haben Sie irgend Jemand bei mir Rendezvous gegeben. Das ist schlimm, mein Herr, sehr schlimm. Nehmen Sie sich in Acht, es finden sich vielleicht diesen Morgen keine junge Feldhühner.«

»Was ich Ihnen zu sagen die Ehre habe, ist ernster Natur, mein lieber Wirth, und von der höchsten Wichtigkeit; in diesem Augenblick reist Jemand gegen Taverney.«

»Mein Gott! durch welchen Zufall und was für eine Art von Besuch ist es? Belehren Sie mich, mein lieber Gast, ich bitte Sie, denn ich muß Ihnen gestehen, für mich, Sie konnten dies an dem etwas sauren Empfang wahrnehmen, der Ihnen bei mir zu Theil geworden, für mich ist jeder Besuch überlästig. Sprechen Sie deutlich, mein lieber Zauberer, wenn es Ihnen möglich ist.«

»Es ist mir nicht nur möglich, sondern ich sage mehr, damit Sie keine zu große Verbindlichkeit gegen mich haben: es ist mir sogar leicht.«

Und Balsamo richtete sein forschendes Auge auf die Opallage, welche im Glase wogte.

»Nun! sehen Sie?« fragte der Baron.

»Vollkommen.«

»So sprechen Sie, meine Schwester Anna.«7

»Ich sehe eine Person von hoher Stellung kommen.«

»Bah! wirklich? Und diese Person kommt nur so, ohne von irgend Jemand eingeladen zu sein?«

»Sie hat sich selbst eingeladen und Ihr Herr Sohn geleitet sie.«

»Philipp?«

»Allerdings.«

Hier wurde der Baron von einem Anfall von Heiterkeit ergriffen, der eben nicht sehr artig gegen den Zauberer war.

»Ah! ah!« sprach er, »mein Sohn geleitet sie  . . . Sie sagen, diese Person werde von meinem Sohne geleitet?«

»Ja, Baron.«

»Sie kennen also meinen Sohn?«

»Durchaus nicht.«

»Und mein Sohn ist in diesem Augenblick?  . . .«

»Drei Viertelstunden, vielleicht eine halbe Stunde von hier!«

»Von hier?«

»Ja.«

»Mein lieber Herr, mein Sohn ist in Straßburg in Garnison, und wenn er sich nicht der Gefahr aussetzen will, für einen Deserteur erklärt zu werden, so schwöre ich Ihnen, daß er Niemand bringen kann.«

»Er bringt Ihnen doch Jemand,« sagte Balsamo, beständig sein Glas untersuchend.

»Und dieser Jemand,« fragte der Baron, »ist ein Mann? eine Frau?«

»Es ist eine Dame, Baron, und sogar eine sehr vornehme Dame. Ah! sehen Sie, etwas Besonderes, Seltsames!«

»Und Wichtiges?« versetzte der Baron.

»Meiner Treue, ja,«

»So vollenden Sie.«

»Sie würden wohl daran thun, Ihre kleine Dienerin zu entfernen, das kleine, drollige Mädchen, wie Sie sagen, das Horn an der Spitze der Finger hat.«

»Und warum sollte ich sie entfernen?«

»Nicole Legay hat in Ihrem Gesichte einige Züge von der Person, die hieher kommt.«

»Und Sie sagen, es sei eine vornehme Dame, eine vornehme Dame, welche Nicole gleiche? Sie sehen, Sie verfallen in Widersprüche.«

»Warum nicht? Ich kaufte einst eine Sklavin, welche so sehr der Königin Kleopatra glich, daß davon die Rede war, sie nach Rom zu führen, um sie in dem Triumphzuge von Octavius figuriren zu lassen.«

»Gut, das faßt Sie wieder,« sagte der Baron.

»Machen Sie, was Sie wollen, aus dem, was ich Ihnen sage, mein lieber Wirth; Sie begreifen, die Sache geht mich keines Wegs an und liegt lediglich in Ihrem Interesse.«

»In welcher Hinsicht kann denn die Aehnlichkeit von Nicole diese Person verletzen?«

»Denken Sie sich, Sie seien König von Frankreich, was ich Ihnen nicht wünsche, oder Dauphin, was ich Ihnen noch weniger wünsche, wären Sie entzückt, wenn Sie bei Ihrem Eintritt in ein Haus unter der Zahl der Dienstboten dieses Hauses einen Nachdruck Ihres erhabenen Gesichtes finden würden?«

»Ah! Teufel,« sprach der Baron, »das ist ein sehr starkes Dilemma; aus dem, was Sie sagen, ginge also hervor . . .«

»Daß die erhabene, mächtige Dame, welche kommen wird, vielleicht unzufrieden wäre, ihr lebendiges Bild in einem kurzen Rocke und einem leinenen Halstuch zu sehen.«

»Nun!« versetzte der Baron beständig lachend, »wir werden Rath schaffen, wenn es sein muß. Doch hören Sie, lieber Baron, bei dieser ganzen Geschichte ergötzt mich mein Sohn am meisten. Der liebe Philipp, den uns ein glücklicher Zufall zuführt, ohne: Aufgepaßt! zu schreien.«

Und der Baron brach in ein schallendes Gelächter aus.

»Meine Weissagung macht Ihnen also Vergnügen?« sprach Balsamo mit ernstem Tone. »Meiner Treue, desto besser; doch an Ihrer Stelle, Baron  . . .«

»An meiner Stelle?«

»Würde ich Befehle geben, Anordnungen treffen..«

»Wirklich?«

»Ja.«

»Ich werde daran denken, lieber Gast.«

»Es wäre Zeit.«

»Sie sagen mir das also im Ernste?«

»Im höchsten Ernste, Baron; denn wenn Sie die Person, die Ihnen die Ehre eines Besuches erweist, würdig empfangen wollen, so haben Sie keine Minute mehr zu verlieren,«

Der Baron schüttelte den Kopf.

»Ich glaube, Sie zweifeln,« sprach Balsamo.

»Meiner Treue, lieber Gast, ich gestehe, Sie haben es mit dem verhärtetesten Ungläubigen zu thun.«

In diesem Augenblick geschah es, daß der Baron sich gegen den Pavillon seiner Tochter wandte, um ihr die Weissagung seines Gastes mitzutheilen, und daß er:

»Andrée! Andrée!« rief.

Wir wissen, wie Andrée die Aufforderung ihres Vaters erwiederte, und wie sie der bezaubernde Blick von Balsamo unwillkührlich nach dem Fenster zog.

Nicole war da und schaute voll Erstaunen La Brie an, der ihr Zeichen machte und zu begreifen suchte.

»Das ist teufelmäßig schwer zu glauben,« wiederholte der Baron, »und wenn ich nicht selbst sehe . . .«

»Da Sie durchaus sehen müssen, so wenden Sie sich um,« sprach Balsamo und streikte seine Hand nach der Allee aus, an deren Ende mit verhängten Zügeln ein Reiter galoppirte, dessen Pferd den Boden unter seinem Hufschlag erdröhnen machte.

»Oh! Oh!« rief der Baron, »hier kommt er in der That.«

»Herr Philipp!« rief Nicole, sich auf den Fußspitzen erhebend.

»Unser junger Gebieter!« sagte La Brie mit einem freudigen Grinsen.

»Mein Bruder! mein Bruder!« rief Andrée, ihm beide Arme durch das Fenster entgegenstreckend.

»Sollte es zufällig Ihr Herr Sohn sein, lieber Baron?« fragte nachläßig Balsamo.

»Ja, bei Gott! er ist es,« antwortete der Baron erstaunt.

»Das ist ein Anfang,« sprach Balsamo.

»Sie sind offenbar ein Zauberer?« fragte der Baron.

Ein Lächeln des Triumphes trat auf den Lippen des Fremden hervor.

Das Pferd wurde augenscheinlich größer, man sah es bald von Schweiß triefend, umgeben von einem feuchten Dunste, aus den letzten Reihen der Bäume hervorkommen, und es lief noch, als ein Officier von mittlerem Wuchse, bedeckt mit Koth und das Gesicht belebt von der Schnelligkeit seines Rittes, zu Boden sprang und seinen Vater umarmte.

»Ah Teufel!« sprach der Baron erschüttert in seinen Grundsätzen der Ungläubigkeit. »Ah Teufel!«

»Ja, mein Vater,« sagte Philipp, der einen Rest von Zweifel über dem Gesichte des Greises schweben sah, »ich bin es! ich bin es!«

»Allerdings bist Du es, das sehe ich bei Gott wohl!« antwortete der Baron. »Doch durch welchen Zufall bist Du es?«

»Mein Vater,« sprach Philipp, »eine große Ehre widerfährt unserem Hause.«

Der Greis erhob sein Haupt.

»Ein erhabener Besuch wendet sich gegen Taverney; in einer Stunde wird Marie Antoinette Josephe, Erzherzogin von Oesterreich und Dauphine von Frankreich, hier sein.«

Der Baron ließ seine Arme mit eben so viel Demuth fallen, als er zuvor Spott und Hohn gezeigt hatte; er wandte sich gegen Balsamo und sagte zu diesem:

»Verzeihen Sie, mein Herr, verzeihen Sie.«

»Mein Herr,« erwiederte Balsamo, sich vor Taverney verbeugend, »ich lasse Sie mit Ihrem Sohne; Sie haben sich seit geraumer Zeit nicht gesehen und müssen sich tausend Dinge zu sagen haben.«

Hienach grüßte Balsamo Andrée, welche, ganz freudig über die Ankunft ihres Bruders, diesem entgegenstürzte, und entfernte sich, indem er zuvor noch Nicole und La Brie ein Zeichen machte, das sie ohne Zweifel verstanden, denn sie folgten ihm und verschwanden mit ihm unter den Bäumen der Allee.

7

 Schwester Anna, die Prophetin.

Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1

Подняться наверх